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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0258

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254

Die Bildhauer.

sass auf einem mit der Löwenhaut bedeckten Korbe, ohne Köcher. Bogen und
Keule, über sein Geschick trauernd. Der rechte Fuss und Arm waren ganz
ausgestreckt, das linke Knie dagegen gebogen, und der Bllnbogen auf den
Schenkel gestützt, während auf der geöffneten linken Hand das Haupt trauernd
ruhte. Brust und Schultern waren breit gebildet, das Haar dicht, die hinteren
Tbeile fett, gewichtig die Arme. Seine Grösse war so bedeutend, dass ein um
den Daumen gelegtes Band zum Gürtel eines Mannes hinreichte, und das Schien-
bein die Länge eines Menschen hatte.

Herakles aus Erz auf dem Markte zu Sikyon: Paus. II, 9, i>.

Herakles aus Erz ganz ohne Waffen, nach einem Epigramm des Tulling
Geminus (Anall. II, p. 280, n. 4), welches Spon (Mise. p. 51) auch auf einer
Basis in Venedig wiederfand. Auf denselben bezieht sich wahrscheinlich ein
zweites des Philippus: II, p. 22G, n. 52. Da es in beiden heisst, Eros habe
ihm die Waffen geraubt, so könnte man eine.n Herakles bei der Ompbale ver-
mutben: doch würden von Weiberbckleidung die Dichter schwerlich geschwie-
gen haben.

Herakles Epitrapezios aus Erz, kaum einen Fuss hoch, von Statins
(silv. IV, 6) und Martial (IX, 44—45) als im Besitz des Nonius Vindex beschrie-
ben. Er sass auf einem mit dem Löwenfell bedeckten Felsstücke und bielt.
den Blick nach oben gerichtet, in der Rechten den Becher, in der Linken die
Keule. Alexander sollte ihn auf seinen Zügen bei sich gefübrt, sodann Hannibal
und später Sulla ihn besessen haben.

Die Arbeiten des Herakles, ursprünglich für Alyzia in Akarnanien
bestimmt, hatte nach Strabo (X, p. 459) ein römischer Feldherr nach Rom
gebracht, weil sie an dem Orte ibrer ersten Aufstellung von Niemandem geseben
wurden.

Der eherne Herakles bei Lucian (Jupp. trag. 12) ist vielleicht keine
bestimmte Statue, sondern es sollen durch seine Erwähnung wohl nur im All-
gemeinen Lysippische Bilder des Heros bezeichnet werden.

Der marmorne Herakles im Palast Pitti zu Forenz, in der Stellung des
farnesischen und mit der Aufschrift:

AYEinnoY EProN

ist nur eine Copie nach Lysipp, und noch dazu eine ziemlich späte und rohe:
Müll. u. Gest. Denkm. I, 38, n. 151. G. I. Gr. n. G1G3.

Unter den Bildnissen verdienen die erste Stelle diejenigen des Alexander,
welchen er „in vielen Werken, vom Knabenalter beginnend, darstellte'-: Plin.
34, 30. Bekannt ist, dass Alexander nur von Lysipp plastisch dargestellt sein
wollte: Aman exp. Alex. I, 16, 7; Plut. Alex. 4; de Alex. virt. seu fort. II, 2;
Himer, orat. XIV, 14; und bei Pbot. bibl. p. 611 H.; Tzetz. Chil. XI, 368;
Cicero ep. ad fam. V, 12, 13; Horat. epp. II, 1, 239; Valer. Max. VIII, 2, ext. 2;
Plin. 7, 125; Appul. Florid. I, p. 410 ed. Vulcan. (der irrrhümlich Polyklet anstatt
Lysipp nennt). Dass sich dieser Wille in Form eines Edicts ausgesprochen
habe, sagen zwar mehrere, besonders unter den römischen Gewährsmännern.
Doch gab es dessen ungeachtet Bilder des Alexander auch von anderen gleich-
zeitigen Künstlern; und wir müssen daher diese Nachricht wohl darauf beschrän-
 
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