Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0280

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
276

Die Bildhauer.

irendes zu lesen vorschlägt: [JIoÄ.X]ado[g] i£[p£i)g] [Jv]oIotqcit[oc;\ Banjtfa',
oder [6 delva Av\aiarqi\rov\ Barijd-ev, wobei freilich die Fassung der Inschrift,
namentlich das Voranstehen des Götternamens, erst einer besonderen Recht-
fertigung bedarf.

Wir sahen schon oben, dass dem Kephisodot allein die Statuen der Myro
und Am te beigelegt wurden. Dasselbe ist der Fall bei den Werken, welche
Plinius (36,24) anführt: ..Berühmt ist sein ausgezeichnetes Symplegma in Per-
gamus, an welchem die Finger sich vielmehr in den Körper als in den Marmor
zu drücken scheinen. Zu Rom befinden sich von ihm Latona im palatinischen
Tempel, Venus unter den Monumenten des Asinius Pollio, und innerhalb des
Porticus der Octavia im Tempel der Juno Aesculap und Diana." Diese
Werke waren in Marmor gebildet. In dem Buche über die Erzgiesser aber führt
Plinius (34, 87) auch Philosophenstatuen von Kephisodot an.

Unter diesen Werken ist eins besonders geeignet, zu zeigen, in welchem
Sinne Kephisodot .,dei Erbe der Kunst seines Vaters" war: das Symplegma
zu Pergamus. Denn gewiss mit Recht hat Welcker (Alt. Denkm. I, S. 317)
gegen diejenigen, welche in demselben das Original der florentiner Ringergruppe
erkennen wollten, geltend gemacht, dass es sich hier nur von einem erotischen
Symplegma handeln könne, in dem Sinne, wie Martial (XII, 43, 9) den Aus-
druck gebraucht. So genommen zeigt sich die Gruppe recht eigentlich „als
Wirkung und Fortschritt, als eine merkwürdige, aber natürliche Ausartung der
Kunst des Praxiteles" ; und die Bewunderung, welche die Darstellung des Ein-
druckes der Finger in das Fleisch hervorrief, kann uns nur zum Beweise dienen,
dass hier an die Stelle zarter Weichheit und des sinnlichen, aber immer noch
keuschen Reizes bereits Ueppigkeit und der Ausdruck der blossen Wollust
getreten war.

[Auf einer Büste oder Herme der Villa Negroni sah Winckelmann (VI, II,
S. 166) die Inschrift:

EYBOYAEYC
rTPA2ITEA0YC

G. L Gr. n. 6148.

Es berechtigt uns indessen nichts, weder diesen Eubuleus für einen Sohn
des Künstlers Praxiteles, noch ihn selbst für einen Künstler zu halten.]
Papy los.

Von diesem Künstler, welchen Plinius (36, 34) einen Schüler des Praxi-
teles nennt, sah man unter den Monumenten des Asinius Pollio einen Juppiter
Hospitalis. Dass sein Name Papylos war, nicht Pamphilos, wie früher gelesen
wurde, lehren ausser der Bamberger auch die Spuren anderer Handschriften.
S i 1 an i o n.

Er war nach Pausanias aus Athen gebürtig, und wird von Plinius (34, 51)
in die 113te Olympiade gesetzt, mochte aber schon früher thätig sein, da er
selbst ein Bild des Plato (-J- Ol. 108, 1), sein Schüler Zeuxiades das des Redners
Hyperides (f 114, 3) machte.

Von seinen Werken ist eine nicht unbedeutende Zahl bekannt:

Ein vorzüglicher Achilles: Plin. 34, 81.

Theseus in Athen: Plut. Thes. 4.
 
Annotationen