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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0424

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420

Die Bildhauer.

besteht, in Rom zu einer grossen Berühmtheit gelangt war. Die Studien des
Arkesilaos würden sich demnach besonders auf eine grosse Feinheit und Sauber-
keit der Durchführung gerichtet haben, während in der ganzen Anlage sich mehr
eine gesuchte Eleganz, als ein hoher Ernst und Strenge der Auffassung offenbart.
002 Einer ganz anderen Richtung der Kunst muss der folgende Künstler an-

gehört haben:

Coponius machte die Statuen von vierzehn Nationen, welche bei dem
Theater des Pompejus aufgestellt waren, wie Plinius aus Varro berichtet (3G,
41; vgl. Suet. Nero 46). Man hat bezweifeln wollen, dass diese Statuen für
Pompejus gemacht seien, da der Porticus ad nationes bei dessen Theater nach
Servius (ad Aen. VIII, 721) erst von Augustus erbaut sei. Doch hat diese Nach-
richt ihren Grund wohl nur in der Restauration pompejanischer Bauten durch
Augustus nach einer Feuersbrunst. Vierzehn Nationen aber sind es gerade,
über welche Pompejus nach Plutarch (Pomp. 45) triumphirte; und wir begegnen
also hier zuerst den Statuen besiegter Barbarenvölker, wie sie als eines der eigen-
thümlichsten Erzeugnisse echt römischer Kunst noch zu Trajans Zeit in hoher
Vortrefflichkeit gebildet wurden. Wir dürfen daher auch nicht übersehen, dass es
gerade ein Römer ist, welcher solche Barbarenstatuen arbeitet. Am meisten geeig-
net, uns von dem Geiste dieser pompejanischen Werke eine klare Vorstellung zu
geben, ist vielleicht die von Göttling Thusnelda genannte Statue, welche natür-
lich durch diese Bemerkung nicht für ein Werk des Coponius erklärt werden soll.

Durch kolossale Bildwerke sind aus der römischen Epoche zwei Künstler
bekannt:

Decius. -Auf dem Gapitol werden zwei kolossale Köpfe (aus Erz) be-
wundert, welche der Consul P. Lentulus geweiht hatte: der eine ein Werk des
Ghares, der andere des Decius, welcher durch die Vergleichung in so weit besiegt
wird, dass er als keineswegs vorzüglicher Künstler erscheint": Plin. 34 , 44.
Die letzten Worte stehen nach den Handschriften fest, und improbabilis „ein
keineswegs unlobenswerther Künstler" zu lesen, wie man vorgeschlagen hat,
ist kein Grund, da ein römischer Künstler, auch abgesehen vom Geiste der Dar-
stellung, selbst in Hinsicht der Technik des Erzgusses schwerlich mit einem
Meistor, wie Ghares, wetteifern durfte. Bewundert, wie es am Anfange heisst,
konnte sein Werk trotzdem werden, wenn auch nicht wegen der künstlerischen
Vollendung, doch wegen seiner Kolossalität. Die Erwähnung des Lentulus macht
eine Zeitbestimmung möglich: denn schwerlich ist ein anderer als P. Lentulus
603 Spinther gemeint, welcher G97 d. St. Gonsul war und in den Besitz eines Werkes
des Chares durch seine politische Thätigkeit in Rhodos gelangen konnte; vgl.
Orelli Onom. Cic. s. v. Lentulus Spinther.

Zenodoros, der Künstler des neronischen Kolosses, des grössten im
ganzen Alterthume, ist einzig aus Plinius (34, 45 sqq.) bekannt: „Alle Statuen
der kolossalen Art besiegte an Massenhaftigkeit in unserem Zeitalter Zenodor:
nachdem er einen Mercur für den gallischen Staat der Arverner um den Lohn
von 400,000 Sestertien für zehn Jahre gemacht, und dort von seiner Kunst eine
genügende Probe abgelegt hatte, ward er nach Rom von Nero berufen, wo er
den zum Bilde dieses Fürsten bestimmten Koloss von 110 Fuss Länge machte,
welcher jetzt nach Verdammung der Laster jenes Fürsten der Verehrung des
 
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