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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0428

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424

Die Bildhauer.

Ross (Inselreisen III, S. 152—54) wiedergefundene Inschrift mit dem Namen des
Bulos scheint in das zweite Jahrhundert n. Ch. Gr. zu gehören. Nehmen wir
aber mit Ross an. dass man damals das alte Grab des Homer restaurirte, so
kann Bulos entweder damals gelebt haben, oder sein Name wurde ebenfalls
mit anderen älteren Inschriften erneuert.

Eine passende Vergleichung hierzu bietet uns die Nachricht über

Tynnichos bei Procop (de hello goth. IV, 22). Von ihm war zu Geraistos
ein steinernes Schiff errichtet, an der Stelle, wo früher ein ähnliches Weih-
geschenk des Agamemnon gestanden haben sollte:
608 Ttiwijpg iioiei 'AorEfudi. Boloai<f.

Nija (liXaivcxv iöovoaro rffS1 '^lyaiis^vav
'EXXijvcov oToanijc; arj[ia n\oV£o[ievcov.
Das Imperfectum enuleu und die Form zikoiZo^evcov statt der älteren iikm^afiivciv
deuten auf die römische Zeit. Das Hinzufügen des Namens der Gottheit zu
inoiei scheint zu beweisen, dass es sich hier nicht von der Verfertigung, son-
dern von der Weihung eines Geschenkes handelt.

Hiero aus Kibyra hat eine traurige Berühmtheit nicht durch seine Kunst,
das Modelliren in Wachs, sondern dadurch erlangt, dass er, aus seiner Vater-
stadt wegen Verdachtes des Tempelraubes verbannt, sich mit seinem Bruder,
dem Maler TIepolemos, zum Werkzeuge des Verres bei dessen Kunsträubereien
hergab: Cic. in Verr. IV, 13.

Ein fragmentirter Künstlername findet sich unter der Inschrift eines dem
Hermes geweihten Geschenkes auf der Insel Thera: . . IAPEE EflOI.. C. I.
Gr. n. 24ßß. Die Abschrift ist schwerlich genau.

Zu Winekelmann's Zeit ward aus Griechenland die Statue einer Frau ge-
bracht, auf welcher von der Künstlerinschrift nur ein Fragment erhalten war:
...ZIMAXOY EnOlEI: G. I. Gr. n. Gl7s.

Protys. Aus Oberaegypten ist nach Turin ein Cippus gelangt, welcher
aus vier mit dem Rücken zusammenhängenden Figuren gebildet ist und zum
Tragen einer Tischplatte bestimmt gewesen scheint; daran die Inschrift:

nPWTYTOZ TEXNH
EPrACTHPIAPXOY

C. L Gr. n. 4968. Nach Raoul-Rochette (Lettre ä Mr. Schorn p. 394) deutet der
Styl der Sculptur auf die griechisch-römische Epoche.

Aus späten griechischen Epigrammen kennen wir noch die folgenden
wenigen Künstler:

Aristodikos wird in einem Epigramme wahrscheinlich des Metrodor
aus Constantins Zeit (Anall. II, p. 4S8, n. 41) als Künstler eines goldenen Pal-
lasbildes von getriebener Arbeit genannt. Da indessen das ganze Epigramm
nur ein Rechenexempel ist. so ist der Künstlername wohl nur fingirt.

Leukon ist bekannt durch ein Epigramm des Macedonius aus der Zeit
609 Justinians, in welchem als sein Werk ein Hund von solcher Lebendigkeit be-
schrieben wird, dass er zu liehen schien: Anall. III, p. 118, n. 27.

Okeanos wird in Welcker's Nachträgen zu Sillig (Kunstblatt 1827, n.
84) als Künstler eines Grabmonuments nach einem Epigramm der Anthologie
(Append. n. 310 ed. Jacobs) angeführt. Da ich die Worte desselben jetzt nicht
 
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