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Burger, Fritz [Hrsg.]
Die Villen des Andrea Palladio: ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Renaissance-Architektur — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30359#0049

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beiden Ecken, die den Charakter der Fassade mit bestimmen sollten.
Die ungewöhnliche Form der sala Grande ist möglicherweise auf die
Benutzung der alten Fundamente zurüdczuführen.J) Ähnliches ist ja
für mehrere Villen Palladios ausdrüddich bezeugt.

Die Familie Valmarana, für die Palladio diese Villa errichtete, ist
eines der ältesten Ädelsgesdilechter Vicenzas, das seinen Ursprung bis
in die sagenhaften Zeiten der Goten zurückführen will.* 2 * * * * *) Einer Feudal-
investitur des 13. Jahrhunderts zufolge haben sie ihren Namen von dem
„Castrum“ und der „Villa“ der Vallis Marianae und werden seit 1320
in den Urkunden „Valmarana“ genannt.8) 1510 haben sie 15 Sitze
im großen Rat der Stadt Vicenza. Karl V. machte sie 1540 zu Conti
Palatini. 1646, nachdem Venedig ihre finanzielle Unterstützung im Krieg
gegen Candia in Änspruch genommen hatte, erhielten sie zum Dank
auch die nobiltä veneziana.

Die Villa liegt fünf Kilometer nordöstlich von Vicenza in frudit-
barer Ebene an einem Nebenflüssdien des Tessino, in dessen ruhigem
Gewässer die dunklen Schatten der üppigen Vegetation des Gartens
mit dem glänzenden Weiß der Fassade in reizenden Reflexen spielen.
Wir wissen nidit genau, wann der Bau entstanden ist. 1566 erriditete
Palladio für Leonardo Valmarana einen Palast. Ob die für Giacomo
Francesco erbaute Villa vorher oder nadiher in Ängriff gonommen
wurde, ist nicht mit Sidherheit anzugeben. Stilistisdie Gründe sprechen
für das erstere. Denn erstens zeigt der Grundriß einige Eigentüm-
lichkeiten, die sidi nur in dem frühen Entwurf für die Villa Ängarano,
in seinen späteren Werken aber nicht wiederfinden und dann läßt auch
die Komposition der Fassade aus künstlerischen Gründen eine späte
Datierung der Villa nidit zu.

*) G. Leoni, Dell’Ärchitettura di Ä. Palladio, London (Wans) II u. Scaraozzi,
II, 31, Taf.XVIII u. XIX. Teile der ehemaligen Befestigungswerke rait Turra sind
noch in der Hofummauerung erhalten.

2) Rumor, II Blas vic., 11, Änm. 1.

a) Pulle a. a. O., XI, Taf. II. Für die Valmarana errichtete Palladio später die

berühmte Gartenloggia in Vicenza, eine ältere Villa Valmarana auf den Monti

Berici, Magrini a. a. 0. 14. In dem Orte Valmarana auch eine Frührenaissance-

villa der Grafen Valmarana und eine Kirche mit ihrer Begräbnisstätte. Der Palast

Valmarana in S. Faustino ist von Muttoni erbaut und mit Fresken Tiepolos ge-
sdimückt. Eine spätere Villa Valmarana im palladianischen Stil und ebenfalls von
Tiepolo ausgemalt befindet sidi bei S. Bastiano auf den Monti Berici.

Burger, Die Villen des Ändrea Palladio. 3

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