Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Burger, Fritz [Hrsg.]
Die Villen des Andrea Palladio: ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Renaissance-Architektur — Leipzig, 1909

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.30359#0056

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
vermieden.1) Freilidi werden die an die Villa im Halbrund sich an-
schließenden Hallen mit ökonomiegebäuden durdi sie mehr, als wohl
beabsichtigt, isoliert. Der mangelnde Sinn für eine Dynamik der Massen
fällt daher bei diesem Gruppenbau besonders auf.

Der Gestaltung des Innern wegen ist die bedeutendste Villa des
Kastelltypus

3. Die Villa Pisani in Bagnolo.

(Taf. X, XI, XII, XIII, 2.)

Bagnolo ist ein uralter, in der fruchtbaren Ebene südwestlich von
Vicenza gelegener Ort, der sdion 753 als „corte Bagnolo“ erwähnt wird.2)
997 hat sidi hier Kaiser Otto III. aufgehalten, der die „villa“ Bagnolo
dem Bischof von Mantua schenkte.3 4) Im Jahre 1146 ist Bagnolo ein
„fortissimo castello“, das aber von Ezzelino da Romano zerstört wurde.
Im 14. Jahrhundert gehört der Ort zu Verona, im 15. Jahrhundert zum
vicentinischen bzw. venezianisdien Gebiet. LautUrkunde vom Jahr 1523*)
kaufte die venezianisdie Patrizierfamilie der Pisani dieses paese von
Girolamo Nagarola und nadi einem Menschenalter ersteht hier eine der
prächtigsten Villen Palladios. Drei Brüder ließen den Palast erriditen:
Marco Pisano (geb. 25. Juni 1524, gest. 13. Juni 1612), Daniele (geb.
Äug. 1525, gest. 7. Äug. 1584) und Vittore Pisano (geb. 17. September
1528, gestorben Juli 1576). Vittore, der von Palladio an erster Stelle

y Der Portikus wird sogar zu stark in seiner Äufwärtsbewegung durdi die Über-
höhung derTürme gehemmt und in den Mauerkörper zurückgedrängt. Im Gegensatz
hierzu brauchte Palladio in Lisiera mit Rücksicht auf die durdi eine zweigesdios-
sige Änlage gebrodiene Vertikalbewegung in den Flankentürmen eine ungebrochene
Äufwärtsbewegung, daher vermeidet er dort jedes Gurtgesims; Scamozzi hat dies
nidit empfunden, ihm war das rücksichtslose Totlaufen des Gesimses peinlich und
er bringt deshalb nach Änalogie der Villa in Cicogna ein Gurtgesims an den
Türmen an.

2) Castellini, a. a. 0. IV, 131. Der heute sehr kleine Ort liegt südlich von
Lonigo an der Straße nach Cologna, er hat jetzt Dampftrambahnhaltestelle.

3) Muratori, Äntiqu. medii aevi VI, c. 415. Der Name „Corte“ bedeutet einen
einfadien, aus Bauernhöfen bestehenden Ort. „Villa“ dagegen setzt eine Befesti-
gungsanlage bezw. Kastell voraus. Maccaa. a. 0. III, 221, Pagliarino a.a.O.VI, 119.

4) Familienarchiv der Pisani, im Besitz des Herrn Äntonio de Lazaro-Pisani,
heute ist die Villa Eigentum des Herrn Zusto in Padua.

40
 
Annotationen