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Burger, Fritz [Hrsg.]
Die Villen des Andrea Palladio: ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Renaissance-Architektur — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30359#0118

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India und Änselmo Canera beteiligt waren, ist ebenso wie der
von Bartolomeo Rodolfi stammende Skulpturensdimudi außen gut
erhalten.1)

5. Dic Villa Emo in Fanzolo.

(Taf. XXXIX, 3 u. XL,1.)

Die Villa in Fanzolo,1) einem kleinen Orte in der fruchtbaren Ebene
gelegen, die sidi an dem landsdiaftlidi so reizvollen Südrand der Bassa-
neser Berge ausdehnt, hat Palladio für Leonardo Emo erbaut. Leo-
nardo Emo gehörte der von den Gründern Venedigs abstammenden
Familie an, deren Ängehörige der Republik seit Jahrhunderten wert-
volle Dienste geleistet hatten. Im Jahre 1523 kandidierte ein Leo-
nardo Emo sogar neben Ändrea Gritti in der Dogenwahl. Leonardo
Emo, der Erbauer der Villa, war der Sohn des Älvise, am 22. Äpril 1532
geboren und verheiratete sich 1565 mit Cornelia Grimani. Da in dem
Jahre 1566 nodi keine casa di abitazione in den Besitzungen von
Fanzolo verzeidhnet wird, Palladio aber bereits 1570 die Villa mit
den Fresken des Batista Veneziano erwähnt, muß sie um 1567 er-
baut worden sein. Einer der schönsten venezianisdien Landsitze aus
der Renaissancezeit, mit großen Baumpflanzungen, die, von der Mitte
der Vorder- und Rückseite ausgehend, in langen dunklen Älleen grüne
Rasenflädhen umsäumen, in die die mächtigen Freitreppen der Fassade
mit sanftem Gefälle überleiten.

In dieserVilla begegnet uns zumerstenmal jenerTgpus des Gruppen-
baues, der die mit vorgelagerten Hallen gesdimüddenWirtschaftsgebäude

') Die Loggiawände sind oben mit liegenden Ätlanten verziert, die reidi ge-
schmückte Decke zeigt zwischen Fruditkränzen und liegenden FluBgöttern die Äbun-
dantia. Besonders reich ist der südlidi sidi ansdiließende Saal dekoriert. Eine
grau in grau aufgemalte Ärchitektur mit jonischen Säulen gliedert der ganzen
Höhe nach die Wände. Dazwischen werden Nisdien mit „goldenen“ Statuen
sichtbar, mit fast Rubensscher Kraft in der Formengebung. In den Füllungen
oben hübsdie Grotesken und antike Triumphzugszenen. Im Gewölbe eine
olgmpische Götterversammlung, in der Mitte Zeus nadi dem Vorbilde von Michel-
angelos „Äbend“ liegend. Sehr reizvoll sind die beiden kleinen, sidi an die saia
grande ansdiließenden Kabinette dekoriert: auf feinstem marmorweißem Grunde
sind die zierlichsten Grotesken aufgemalt, die Decke und Gewölbe mit ihren lau-
nigen Formen und Linien überziehen. Pall., II, 55; Scamozzi, III, 23, Taf. XVIII, XIX.

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