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Burger, Fritz [Hrsg.]
Die Villen des Andrea Palladio: ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Renaissance-Architektur — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30359#0017

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Einführung

Ihre Stellung in der Entwiddungsgeschidite
der Renaissancevilla.

Palladio, dcr klassische Vertreter des doktrinären Dogmatismus auf
baukünstlerisdiem Gebiete, steht in unserem Zeitalter mit seiner senti-
mentalen Vergötterung des Individualismus in erheblidi geringerem Än-
sehen als in der vergangenen Epodie des Klassizismus, die in ihm
den Messias ihrer künstlerisdien Weltansdiauung verehrte. Nadi der
starken Überschätzung seinerWerke aber, die selbst nodi tief bis in die
zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts andauerte, wird man in einer kühle-
ren Beurteilung seiner Bauten nur das gute Zeichen einer gesunden,
auf feinerem künstlerischen Empfinden gegründeten Reaktion zu er-
kennen haben. Wir hören heute in Goethe nur den Klassizisten
spredien, wenn er von Palladio sagt: „Er ist ein recht innerlicher und
von innen heraus großer Mensch gewesen.“ Denn eine soldie
Charakterisierung ersdieint uns das gerade Gegenteil eines objektiven
Urteils. Wer Jakob Burckhardts glänzender Charakteristik des palladi-
anischen Sdiaffens im „Cicerone“ gedenkt, wird nidit vergessen dürfen,
daß in demselben Budie von Midielangelos Sankt Peterentwurf gesagt
ist, „er stünde unter der Botmäßigkeit seiner eigenen Grillen“. Man
wird auch heute kaum mehr geneigt sein, der Meinung beizupflidhten,
Palladio sei „der beste und vielleidit hödiste unter denjenigen Ärdii-
tekten des 16. Jahrhunderts“ gewesen, weldie „in der Kunst der Pro-
portionen und Dispositionen groß und eigentümlidi gewesen sind“.
Für die „intelligenti“ von heute, die durdi die Renaissancebauten in
Florenz und Rom sehen und empfinden gelernt haben, sind sogar

Burger, Dle VUlen des Ändrea Palladio. 1

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