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Burger, Fritz [Hrsg.]
Die Villen des Andrea Palladio: ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Renaissance-Architektur — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30359#0066

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im wesentlichen fast ganz vollendet worden. Nur an den Treppen hat
man gekiirzt, dodi sind die Untermauerungen der Freitreppe bis zur
Höhe der Bodensohle der Loggia noch heute vorhanden. Es fehlen
nur die Treppensteine. Än der Nordfassade sind bloß die Fenster der
Flügel verändert worden.1) Äbgesehen von den kleinen in die qua-
dratische sala grande einspringenden Stiegenhäusern, die durdi Ver-
setzung je einer Längswand bis hart an die Tiirlaibung des Haupt-
einganges und neuerdings durdh Entfernung der Treppen als Wohn-
räume eingerichtet worden sind, ist das Innere intakt, ebenso audi
der Freskenschmuck der sala grande und der der Loggia.2) Die Er-
innerung an die Herkunft dieses Grundrisses von dem Kastelltypus
wird durch die quadratischen, die Loggia flankierenden Turmzimmer
wadigehalten. Die iibrige Verteilung der Räume ist die denkbar ein-

Für das rechte der hier eingemauerten Fenster ist die für das viel gröBere
Mittelfenster bestimmte Bank, nicht in der Ächse stehend, verwertet, während
am Westflügel das Mittelfenster nach Palladios Plan unverändert stehen geblieben
ist und später vermauert wurde. Doch ist auch hier die ehemalige Fensteröffnung
ebenso wie im Mezzanin durch die nicht im Verband stehenden Mauerteile
erkennbar.

2) In der Mitte der gewölbten Decke ist Venezia verherrlicht, um sie herum
Darstellungen aus der römischen Heldensage: Mucius Scaevola, seine Hand ins
Feuer haltend, Camillus, Fabius usw. Die antiken Heldensagen vereinigen sich hier
am Eingang zu einem phrasenhaften Liederkranz der Tugend, im Grunde ge-
nommen ein Loblied auf die Gesinnung und Gelehrsamkeit des Hausherrn.
Hiermit wäre die Einleitung der Äkademierede des Giuseppe Fossati zu ver-
gleichen:

„Tu perciö, che animö egli un Fabio, che si compiacque d'esser chiamato pit-
tore, ed un Marcello fra gli eserciti a guardare, che il fuoco da lui appicato per
espugnar Siracusa non divorasse la celebre tavola da lui scopertavi, Egli dipoi
vide e Marco Pacuvio, et Ärellio e Ludio, e gli imperatori stessi cesare il Ditta-
tore, Tiberio e Nerone, che lo scalpello ed il pennel maneggiö. Ne furono meno
di tutti questi Cornelio Pino, Äterio Labeone Pretore, e Proconsole, e tant’altri
e per nascita, e per imprese Romani illustri, non meno die gli imperatori Elio
Ädriano Älessandro Severo, e Valentiniano, che le protessero insieme e le eser-
citarono“.

Die Fresken der sala grande mit Darstellungen aus dem Leben Davids und
Sauls ziehen sidt als friesartiger Streifen oben an den Wänden herum. Den
östlichen an die sala grande sich anschließenden Raum ziert ein Fries mit Szenen
aus der Helenasage, von dekorativen lagernden Gestalten flankiert, venezianische
Variationen der Sarkophagfiguren an den Mediceergräbern.

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