Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Burger, Fritz [Hrsg.]
Die Villen des Andrea Palladio: ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Renaissance-Architektur — Leipzig, 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30359#0099

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
organisdie Kraft. Die feminine Schlankheit der Säulen, ihr zierlidies,
jonisches Kapitäl mit den feinen Linien steht im Widersprudi zu der
Rücksichtslosigkeit, mit der hier die roh behauenen Quadern in mög-
lidist verschiedener Stärke und Breite übereinander gesdiiditet sind.
Die jonischen Basen ersdieinen dem gegenüber unerträglidi sdhwadi.
Die in der Höhe des ersten Stockwerks herumführende Gallerie mildert
zwar das fremdartige Pathos etwas und gibt dem Ganzen einen in-
timeren Reiz, der durch den Fortfall des Sockels unterstützt wird. Man
staunt, daß ein so streng auf die „Klassizität“ bedachter Ärdiitekt, der
ein so „korrektes“, schönes Gebälk wie hier zu entwerfen weiß, so
naiv und skrupellos über die Verbindung von Säulen und Balustrade
hinweggehen konnte. Man wird nidit sagen können, daß die künstle-
risdie Organisation der Hoffassaden besonders geistvoll ist, aber durdi
ihre Originalität wirkt sie dodi und sdiließlidi gewinnen auch die künstle-
rischen Widersprüdie in ihren Dissonanzen einen Reiz. Man freut sidi
doppelt an dem Wohllaut, dem man an einzelnen Stellen begegnet.
Wer aber die Proportionierung der Räume mit dem Plan Giuliano da
Sangallos vergleidit, wird audi den sidieren künstlerisdien Takt in
der Änordnung der Massen anerkennen müssen.

3. Die Villa Repeta in Campiglia.

(Taf. XXVIII, 2, XXIX, XXX, 1.)

Campiglia, in der Ebene südlidi von Vicenza gelegen, wird 1185
zum erstenmal urkundlich genannt.1) 1217 bereits kaufte die Familie
Repeta das Castel Campiglia.*) Wann Palladio den Äuftrag erhielt,
hier einen der altangestammten Stätte würdigen Familiensitz für die
Repeta zu erbauen, ist nicht mit Sidierheit zu sagen. Den reiferen
Stilformen entsprechend, ist die Villa nicht vor 1550 errichtet worden
und war zur Zeit Vasaris nodi nicht vollendet. Vasari ist überhaupt
der einzige, der über die Villa Palladios berichtet: „Ä Campiglia pure
sul Vicentino fa al Signor Mario Ropetta un altra simile abitura, con

Macca, a. a. 0. X, 55.

’) Barbarano, Stor., cccl. d. V., V, 57; VI, 133. Fr. Tomasini, Teatro genealo-
gico, 14, und Pagliarini, a. a. 0.159.

83
 
Annotationen