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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 37.1936

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Thurm, ...: Schloß Herzberg a.H. Kreis Osterode a.H.: Burgenfahrt am 16. Juni 1936
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https://doi.org/10.11588/diglit.35026#0025
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Hannover anzusehen ist. Ernst August war der
Vater des Königs Georg I. von England, mit
dem das Haus Hannover auf den Thron von
England kam.
Herzog Johann Friedrich, Kurfürst
Ernst August und der Kurprinz Georg Lud-
wig haben nur vorübergehend im Schloß Herz-
berg sich aufgehalten. Das Schloß behielt je-
doch noch später seine fürstliche Einrichtung,
bis man um 1788 zum Verkauf des Mobi-
liars schritt und in die weiträumigen Gebäude
die damals noch vereinigten Verwaltungs-
und Gerichtsbehörden für das Amt Herz-
berg a. H. unterbrachte; ein großer Teil der
Räume blieb unbenutzt. Gegenwärtig enthält
das Schloß die Geschäftsräume des Amts-
gerichts sowie die Familienwohnungen der
Richter und Justizbeamtenwohnungen. In
einigen Räumen ist das Heimatmuseum von
Herzberg a. H. untergebracht.
Der nach dem Brande 1510 wieder er-
richtete Schloßbau ist auf den Grundmauern Abb. 30. Schloß Herzberg. Ansicht des Schlosses von Osten,
der alten Burg und in der gleichen Gestal-
tung erbaut. Spätere Veränderungen wurden hauptsächlich durch den baulustigen Herzog Christian Ludwig ausgeführt.
Der ein unregelmäßiges Viereck (40 m zu 60 m) bildende Schloßhof ist rings umschlossen, im Nordwesten von
dem „Sieberflügel", den: sich im Südosten der „Graue Flügel" anschließt. Die Nordwestseite wird von dem „Mar-
stallflügel" eingenommen, die Südwestseite schließt der „Stammhausflügel". Die Einfahrt zum Schloßhof liegt auf
der Westecke des Stammhausflügels, dem die jetzt verschüttete Steinbrücke mit dem Pforthaus vorgelagert ist. Mit
Ausnahme des Marstallflügels haben alle Gebäude tiefe Keller in Form von Kreuzgewölben oder Tonnengewölben.
Im Hofe, wo der „Graue Flügel" und der „Sieberflügel" Zusammentreffen, erhebt sich ein mächtiger Treppen- und
Uhrturm von quadratischer Grundform Das Untergeschoß des-
selben ist massiv und hat zwei Sandsteinportale, deren joni-
sierende Pilasterkapitäle mit Fruchtgehängen versehen sind.
Im Giebelfeld des einen ist der Namenszug des Herzogs
Christian Ludwig mit einer Krone darüber enthalten. Auf
dem massiven Unterbau des Turmes erheben sich drei Fach-
werkgeschosse, deren in Renaissanceformen reich geschnitztes
Ständerwerk Figuren, Karyatiden sowie Löwenköpfe, Masken
und Konsolen zeigt. Die Turmuhr hat zwei aus Holz geschnitzte
Zifferblätter.
Nach Besteigung der breiten Turmtreppe gelangt man zu
einem großenRaume mit einem inHolz geschnitzten Renaissance-
portal. Die mit Blei eingedeckte Haube des Turmes trägt die
Buchstaben 6. U. auf allen vier Seiten. In der Laterne hängen
zwei Glocken, von denen nur eine mit unleserlicher Inschrift
versehen ist.
An den Uhrturm schlossen sich früher hölzerne, reich ge-
schnitzte Galerien, die vor dem „Grauen Flügel", dem „Sieber-
flügel" und einem Teil des „Stammhausflügels" verliefen; der
letztere Teil ist noch erhalten und zeigt die Formen der ver-
schwundenen Anlage. Die Obergeschosse mit den Galerien
wurden 1648 von Herzog Christian Ludwig erbaut. Die Erd-
geschosse aller Flügel sind massiv in unregelmäßigem Bruch-
steinmauerwerk im Gipsmörtel errichtet unter Verwendung
von Findlingen aus dem Steingeröll des Schloßberges und
des am Fuß des Berges vorbeifließenden Sieberflusses. Die
Mauerflächen waren mit Kellenputz bedeckt. Die steilen, gut
und dauerhaft gezimmerten Dächer sind mit roten Ziegeln
eingedeckt. Die aus einer Zeichnung von Merian noch Abb. 3t. Schloß Herzberg. Treppenturm im Hof.
 
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