Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 37.1936

DOI Artikel:
Weinelt, Herbert: Das neuere Burgenschrifttum der Sudetenländer, zugleich ein Bericht über den Stand der sudetendeutschen Burgenforschung
DOI Artikel:
Busch-Zantner, Richard: Südosteuropäische Burgen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.35026#0063
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
00

gediegen — weit bessere wissenschaftliche Arbeiten sudetendeutscher Forscher aber können nicht in Druck gebracht
werden. Janotas Werk bleibt als einziges, das einen Überblick über den Wehrbau der Slowakei gestattet, noch
immer wertvoll.

Verzeichnis der behandelten Bücher.
Janota, L., Slovsnsks iu-aäx. Prag 1935. — Karell, V., Burgen und Schlösser des Erzgebirges und Egertales I, Kaaden 1935.
— Langhammer, R., Die Burgen des mittleren Egertales und die Stadt Klösterle. Klösterle 1931. — Plicka, V., Slovsnske Krack;-.
Sillein 1930 und 1931. — Schmidt, G., Burgen Westböhmens. Mies 1925 und 1928. — Schürer, O., Geschichte von Burg und Pfalz
Eger. München 1931. — Derselbe, Die Kaiserpfalz Eger. Berlin 1931. — SedlLöek, A., Ilrackx, rämkx a tvrrs KrLlovstvi össbebo.
Prag 1882ff. — Svovoda, K., Burg Buchlov. Buchlau o. I. — Topographie der historischen und Kunstdenkmale. Bände 50 (1932),
51 (1931), 53 (1935). — Umlauft, F. I., Der Schreckenstein. Aussig 1926. — Derselbe, Blankenstein. Aussig 1930. — Weinelt, H.,
Probleme schlesischer Burgenkunde, gezeigt an den Burgen des Freiwäldaner Bezirkes (Darstellungen und Quellen zur schlesischen Ge-
schichte 36). Breslau 1936.


Südosteuropäische Burgen.
Von Richard Busch-Zantncr.
1.
Sie Balkanhalbinsel umfaßt einen Bereich von etwa der Fläche Deutschlands und Österreichs zusammen-
' genommen. Eine Übersicht über das in ihr vorhandene burgenkundliche Material kann demnach in
dem knappen Rahmen eines Aufsatzes keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, und so sei denn
vorab schon der Zweck dieser Zeilen darauf beschränkt, einen Überblick allein über Fragen, Probleme
und Möglichkeiten der Forschung zu geben, anstatt einen solchen über die balkanischen Burgen in ihrer
Gesamtheit selbst.
Die Schwierigkeiten, die Burgen Balkaniens wissenschaftlich zu würdigen, sind ja nicht nur darin gegeben,
daß die rein archäologische Erschließung bisher so gut wie gänzlich fehlt, auch die spärliche vorhandene Literatur ist
sehr unausgeglichen in ihrem Wert, und darüber hinaus ist teilweise selbst der rein quantitative Bestand an Denk-
mälern noch nicht einmal in seiner Gesamtheit erfaßt. Die Gründe für diese Vernachlässigung sind nicht allein in
der unerfreulichen politischen Entwicklung der Balkanhalbinsel und in ihrer bis ins 20. Jahrhundert hereinreichen-
den Türkenherrschaft zu suchen, sie liegen weitgehend auch in den Erkenntnisobjekten selbst. Anders als das der
mitteleuropäische und vor allem der deutsche Burgensorscher gewohnt ist, tritt ihm dort eine Vielzahl an Typen
und Entwicklungslinien entgegen, die keineswegs einer einheitlichen Quelle entstammen, sondern oft die hetero-
gensten Ursprünge aufweisen und zudem sich noch überschneiden und ineinander verschmelzen. Schon rein geo-
graphisch hat die einzigartige Lage der Balkanhälbinsel eine starke Durchsetzung des Denkmalsbestandes mit den
verschiedenartigsten Einflüssen verursacht: während sich im Norden das Innere Balkaniens dem mitteleuro-
päischen, überwiegend deutsch beeinflußten Kulturraum öffnet, ist der durch den Gebirgszug der Dinarischen Alpen
abgetrennte schmale Küstenstreisen im Westen weitgehend italisch-romanischen Einwirkungen unterworfen gewesen,
die ihre Spuren teilweise jedoch auch noch im Innern Nachweisen lassen. Im Süden und Osten hingegen hat die
byzantinische Kultur mit ihrer hochentwickelten Militärtechnik den Bau von Burgen maßgeblich beherrscht und auch
im Burgenbau der eingesessenen, nichtgriechischen Bevölkerungsteile nachhaltige Wirkungen ausgelöst. Um das Bild
noch reicher zu gestalten, begegnen wir auch merkwürdigen Ablegern ausgesprochen westeuropäischer Abkunft, wie
etwa den französischen Kreuzritterburgen in der Peloponnes. Schließlich ist auch die wiederholte fremdvölkische
Überlagerung der Balkanhalbinsel mit asiatischen Steppenvölkern nicht zu vergessen, die wiederum ihre Traditionen
im Wehrbau herangetragen haben. Wenn diese Einflüsse auch stets nur kurzlebig waren, so sind sie doch im Denk-
malbestand vorhanden und damit für den Burgenforscher beachtlich.
Diese Verschiedenartigkeit der Einflußbereiche ist aber nicht nur im baulichen Bestand der Denkmäler wichtig.
Burgen sind ja mehr als andere Bauten zum wesentlichen Teil auch als Zeugen einer bestimmten sozialen Ordnung
anzusehen, und gerade die Abgrenzung etwa zwischen „Burg" und „Festung" erfordert oftmals, um den inneren
Sinn eines Wehrbaues zu erfassen, ein Zurückgreifen auf die geschichtlichen Momente der sozialen Konstellation,
unter der er entstanden ist. Während wir in Deutschland den größten Teil aller Burgen auf einen einheitlichen,
bestimmten Vorgang zurückführen können, — auf das Vorhandensein des feudalen Lehenswesens und des Ritter-
tums —, haben sich auf der Balkanhalbinsel ganz andere soziale Umstände entwickelt und im Laufe der Geschichte
im zeitlichen Nacheinander abgelöst, so daß demgemäß auch die zeitliche und räumliche Verteilung von Burgen in
unserem sprachüblichen Sinne sehr verschieden sein muß. So haben wir, um nur einen kürzen Überblick zu geben,
auf der Bälkanhalbinsel in den antiken Burganlagen Typen des Wehrbaues vor uns, der ebenso dem Sitz einzelner
Herrschergeschlechter gedient hat (Tiryns und Mykenae), wie er andererseits oft auch der gemeinschaftliche Wehr-
bau einer Stadtgemeinde, einer Polis war (Akropolis von Athen). Im Mittelalter finden wir von Byzanz her auf
 
Annotationen