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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 37.1936

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Simpson, William Douglas: Die Burg Craigmillar
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https://doi.org/10.11588/diglit.35026#0045
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Die Burg Craigmillar.
Von W. Douglas Simpson, ^., O. lütt., Direktor der Universitätsbibliothek zu Aberdeen.

berühmte Schloß Craigmillar, bei Edinburg in Schottland, ist in der Geschichte wohlbekannt durch
Verbindung mit dem tragischen Schicksal der unglücklichen jungen Königin Maria Stuart. An
sich selbst ist die Schloßruine ein prachtvolles und technisch-wichtiges Exemplar mittelalterlicher Wehr-
baukunst, desto mehr, weil — was in Schottland ziemlich ungewöhnlich ist — die Bauten verschiedener
Epochen vom 14. bis 17. Jahrhundert nicht aufs Geratewohl zugefügt, aber mit strenger Konsequenz
eingegliedert worden sind.
Das Gut Craigmillar kam im Jahre 1374 in den Besitztum des Ritters Sir Simon Preston von Gorton, und
kurz nachher wird der neue Herr den großen Hauptturm gebaut haben. Das in der unmittelbaren Nähe der Haupt-
stadt gelegene Schloß wurde sehr oft ein Wohnort der schottischen Könige und wurde demnach häufig in die so stür-
mische nationale Geschichte verwickelt. 1479 starb hier unter geheimnisvollen Umständen der Graf von Mar, ein
Bruder Königs Jacob II., der, wie gesagt wird, Neid gegen ihn hegte. 1544 kam der fürchterliche Überfall der Eng-
länder unter dem Graf von Hertford, wodurch die Hauptstadt eingeäschert und auch das Schloß Craigmillar arg
mitgenommen wurde: es wurde geplündert und dann teils zerstört und ausgebrannt. Nach dem grausamen Mord


Abb. 58. Burg Craigmillar, Gesamtansicht. (Nach Roß.)

ihres Günstlings Rizzio (9. März 1566), und der Geburt des Kronprinzen Jacob (nachher Jacob I. von Großbritannien)
zog sich die geistig und körperlich kranke Königin Maria in das Schloß Craigmillar zurück, wo sie oft um den Tod
bat, wie der französische Gesandte Le Croc meldete. Sehr bald aber verliebte sich die leidenschaftliche Frau in
den Grafen von Bothwell und entfremdete sich ihrem Prinzgemahl Henry Darnley — der ja auch an dem Mord
Rizzio mitschuldig war. So kam es zu der finsteren „LraiZmillar-banä", wobei die Lords sich verpflichteten —
mit oder ohne Durch-die-Finger-Sehen der Königin — den elenden Darnley zu beseitigen. Am 9. Februar 1567 wurde
er zu Kirk o'Field, zwischen Craigmillar und der Hauptstadt, auf scheußliche Weise ermordet. 1660 wurde das Gut
Craigmillar an Sir John Gilmour, den obersten Richter Schottlands, verkauft, der die spätesten Gebäude dem Schloß
hinzufügte. Bis in das 18. Jahrhundert war es noch bewohnt.
Der Kern des Schlosses (s. Plan, Abb. 62) ist der trutzige, gegen das Ende des 14. Jahrhunderts entstandene
Hauptturm. Er steht an dem Nordrand einer Felsenklippe, die jäh in einen Abgrund etwa 9 m tief abfällt (Abb. 59).
Der Turm ist rechteckig, mit einem Flügel an der Südseite: der Eingang befindet sich in dem eingehenden Winkel,
und um zu ihm zu kommen, mußte man um drei Seiten des Turms herumgehen, um endlich auf einem engen Pfad
und einer hölzernen Brücke über eine tiefe Kluft (Abb. 58) am Felsenrand das gut verteidigte Tor zu erreichen,
über dem die Wappen des Sir Simon Preston noch wohlerhalten sind. Im Hauptteil des Turms sind zwei Etagen
mit Tonnengewölben, beide einst durch Holzböden geteilt, also im ganzen vier Stockwerke; der Flügel aber, worin
die Stockwerke niedriger sind, enthält fünf Etagen. Auf denr Flügel wurde im 17. Jahrhundert ein Giebeldach auf-
gesetzt, der Hauptteil des Turms dagegen besitzt noch das flache steinerne mittelalterliche Dach, nur soviel geneigt,
um den Regen durch vorspringende Schnauzen abzuweisen (Abb. 58). So konnte die ganze Dachplattform für
 
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