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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 37.1936

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Thurm, ...: Schloß Herzberg a.H. Kreis Osterode a.H.: Burgenfahrt am 16. Juni 1936
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Hahne, Otto: Burg Lichtenberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35026#0026
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sichtbaren Renaissancegiebel sind verschwunden. Von den in Kupfer getriebenen Wasserspeiern, die sich noch am
Dach des Sieberflügels befinden, gibt Abb. 31 eine Darstellung.
Mit Ausnahme des reich geschnitzten Fachwerks am Treppen- und Uhrturm bieten die in Fachwerk ausgeführten
Obergeschosse der verschiedenen Gebäude nichts Bemerkenswertes.
Der im Südosten gelegene „Stammhausflügel" enthält die Schloßkapelle, deren Eingang durch einen vor-
gebauten Turm hervorgehoben ist. Von der inneren Einrichtung der Kapelle ist nichts mehr zu finden. Der Altar
befindet sich jetzt in der katholischen Kirche in Hilkerode (Eichsfeld).
Die früheren Fürstenzimmer befanden sich im „Sieberflügel", während der „Graue Flügel" für die Hofbeamten,
den Marschall, Hofmeister, Junker und Schloßfrau bestimmt war. Das Obergeschoß nahm die Fest- und Speisesäle
auf. Die Galerie bildete, wie auch am „Sieberflügel", die Verbindung und den Zugang zu den Räumen.
Der alte „Graue Flügel" wurde im Jahre 1861


1 Auffahrt. 2 Kammer zu 3. 3 Stallmeisterstube. 4 Deele. 5 Kutscherstube. 6 Marstall.
7 Futterkammer. 8 Waschhaus. 9 Backhaus. 10 Hofküche. 11 Küchenstube. 13 Kamme*
zu 11. 13 Fremde Diener. 14 Große Volksstube. 15 u. 16 Küchenschreiberei. 17 Deele
18 Schloßfrauenstube. 19 Kammer zu 18. 20 Kammer zu 21. 21 Marschallstube. 22 Haus
Deele. 23 Junkerneßstube. 24 Gewölbe der Hofmeisterin. 25 Deele. 26 Kammer der Hof-
meisterm. 27 Hofkapelle. 28 Silberdienerstube. 29 u. 30 Silberdienerkammer. 31 Deele.
32 Gewölbe. 33 Küche des Oberamtmann. 34 Bedienter des Oberamtmann. 35 Deele
des Oberamtmann. 36 Brunnen. 37 Turm. 38 Altan.
Abb. 32. Schloß Herzberg. Erdgeschoß.

abgebrochen und auf seinen alten Grundmauern ein
Neubau aufgeführt, der bestimmt war, dem da-
maligen Kronprinzen von Hannover (dem nach-
herigen Herzog von Cumberland) als Sommersitz
und zugleich als Jagdschloß zu dienen.
Das alte Stammschloß der Könige von Hannover
sollte somit wieder zeitweise eine fürstliche Hof-
haltung bekommen; durch die Ereignisse von 1866
wurde das Vorhaben jedoch vereitelt.
Die bauliche Unterhaltung des Schlosses wird
jetzt regelmäßig durch das zuständige Preuß. Staats-
hochbauamt aus Mitteln, welche der Reichsjustiz-
minister auf Antrag zuteilt, bewirkt. Diese Baumittel
sind jedoch kaum ausreichend, die Substanz der vom
Amtsgericht Herzberg genutzten Gebäudeteile zu
unterhalten, so daß die Erhaltung der historisch und
baukünstlerisch wertvollen Teile leider unterbleiben
muß.
Es wäre zu wünschen, daß wenigstens der weit-
hin sichtbare Treppen- und Uhrturm, als der bau-
künstlerisch bedeutendste Teil des Schlosses Herz-
berg, vor dem nahe bevorstehenden Verfall gerettet
werden könnte.
„Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen" von
H. Wilh. H. Mithoff. Zweiter Band: Fürstenthümer Göttingen
und Grubenhagen. Hannover. Helwingsche Hofbuchhandlung
1873.
Die Zeichnungen gehören zum Bestände des Pr. Staats-
hochbauamtes in Osterode a. H-

Burg Lichtenberg.
Von Otto Hahne.
-Gründung und Geschichte einer Burg sind zumeist bedingt durch ihre natürliche Lage im Wasser oder
auf den Bergen und durch ihre enge Beziehung zu den alten Kulturstraßen, die sie beherrschen sollen.
Mit einem alten Dietwege (Volkswege), der von Ohrum an der Oker, wo nach der Sage viele Sachsen
sich taufen ließen, durch die letzten Höhenzüge des deutschen Mittelgebirges auf Hildesheim zu zieht,
kreuzt sich unterhalb der Lichtenberge eine Königsstraße (strata rocha), die von Braunschweig über
Stiddien, Engelnstedt, Osterlinde und Alfeld an der Leine eine Seitenverbindung zu der wichtigsten Nord-Süd-
Straße Mitteldeutschlands (Hannover—Frankfurt am Main) im Leinetale bildet. Die altsächsische Asle-Burg (—Burg
im Eschenwalde), heute Burgdorf im Amte Salder, die noch 984 eine politische Rolle spielte, schützte die Ostwest-
verbindung, und ein fränkischer Königshof im Sumpfgebiet der Fuhse Niederfreden (Vritbi 1166 ^ mittelhochdeutsch
vride, eingehegter Raum) sicherte die andere Straße. Flurnamen wie „Königsmorgen", „Markgraben", „Mark tom
Rode" und besondere Rechtsverhältnisse lassen deutlich erkennen, daß an diesem beherrschenden Punkte ein größerer
 
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