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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 37.1936

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Blume, Hermann: Der Wohldenberg: der Werdegang einer ostfälischen Burg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35026#0038
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30

Der Wohldenberg.
Der Werdegang einer oftfälischen Burg.
Von Konrektor Herm. Blume, Hildesheim.


ilou der Nordwestecke des Harzes ab geleiten niedrige Höhenzüge die Innerste auf ihrem Laufe zur Leine.
1 Am Westufer des Flusses steigt 20 üm südöstlich von Hildesheim das Waldgebiet des Hainbergs auf.
In den Ambergau schickt der Hainberg einen aus Rätkeuper bestehenden Ausläufer; die schmale Berg-
zunge, die im Westen und Süden starken Steilabfall zeigt, erhebt sich 120m über die Talebene der Nette.
Hier wurde am Ausgang des 12. Jahrhunderts eine Burg erbaut, die den Namen Wohldenberg, das ist
Waldberg, erhielt. Als Baumaterial diente der Sandstein des anstehenden Rätkeupers.
1. Die Grafenburg. Als 1172 der Wohldenberg zum erstenmal urkundlich genannt wird,heißt nach ihm ein
Grafengeschlecht. Seitdem durch die Sachseukriege das Christentum im Stammesgebiet der Sachsen Eingang gefunden
und durch Kaiser Ludwig d. Frommen für das Land der Ostfalen um 815 das Bistun: Hildesheim gegründet worden
war, hatte man die altsächsische Gauverfassung durch die fränkische Grafschaftsverfassung verdrängt; ein Graf als
Beamter des Kaisers verwaltete in einem oder auch in mehreren altsächsischen Gauen das Gerichts- und Heereswesen.
Graf Burchard von Wohldenberg war in den Kämpfen zwischen Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen auf
der Seite des Kaisers, ihm wurde die Harzburg als Reichslehen übertragen. In den erwähnten Kämpfen soll der
Wohldenberg die erste Zerstörung erfahren haben; in der Folgezeit ist die Burg im Besitz des Grafen Burchard und
seiner Sippe.
Unter Burchards Söhnen, den Grafen Hermann und Heinrich, vollzog sich ein stolzer Aufstieg des Wohlden-
berger Geschlechts, begünstigt durch den Sturz Heinrichs des Löwen; der Willensstärke Herzog hatte die Dynasten-
geschlechter zwischen Harz und Weser zu bändige:: gewußt, jetzt gelang es ihnen, ihre Macht und ihren Besitz zu mehren.
Die Wohldenberger Grafen hatten außer der Gerichtshoheit die Schutzherrschaft über mehrere Klöster und bischöfliche
Fronhöfe. Neben dem Einkommen aus diesen Ämtern verfügten sie über die Erträge ihrer zahlreichen Eigengüter
und über Abgaben vieler bischöflicher Meierhöfe, die sie zu Lehn trugen. In ihrem Dienst standen die Ministerialen
der Umgegend, die Ritter von Gustedt, Baddeckenstedt, Lutter u. a. Diese Burgmannen hatten im Kriegsfälle den
Wohldenberg zu verteidigen.
Trotz ihrer Macht und ihres Reichtums ist den Wohldenbergern die Bildung eines geschlossenen Territoriums,
einer Grafschaft mit feststehenden Grenzen, nicht gelungen. Als die Reichsgewalt in der „kaiserlichen Zeit" zu einem
Schatten herabsank, da trat, die Gründe sind nicht bekannt, ein Niedergang des Grafengeschlechts ein.
2. Die Bischofsburg. Die Not der Wohldenberger wußte der Bischof vou Hildesheim für sich auszunutzen.
Seine Vorgänger hatten durch die Erwerbung von Grafschaften weltliche Hoheitsrechte erlangt und das „Fürsten-
tum" Hildesheim gebildet. Seit Anfang des 13. Jahrhunderts waren die Bischöfe bestrebt, ihr Fürstentum durch
starke Burgen zu schützen. In gleicher Weise
wirkte Bischof Otto, er kaufte 1275 für
1500 Silbermark die Burg Wohldenberg,
und die Grafen mußten von der Feste, die
sie über ein Jahrhundert besessen, Abschied
nehmen; 1383 ist dann das Wohldenberger
Geschlecht in Armut erloschen, und der ovale
goldene Wappenschild, der einen schräglie-
genden schwarzen Turnierkragen trug,
wurde zerbrochen dem Grafen Gerhard ins
Grab gelegt. Damit die Burg als Schutz-
feste ihre Aufgabe erfüllen konnte, ließ der
Bischof die Südmauer der Feste wesentlich
verstärken. Jetzt beherrschte der Wohlden-
berg die in seiner Nähe vorbeiführenden
Heerstraßen nach Goslar, Hildesheim und
Braunschweig.
Nun wurde der Anfang zum „Amt
Wohldenberg" gelegt; es gehörten dazu 35
Ortschaften und die Stadt Bockenem. Die
Bauern der Amtsdörfer hatten Burgfesten-,
Wacht-, Hand- und Spanndienste auf der
Abb. bl. Pforthaus des Wohldenbergs. Burg zu leisten, Rauchhühner und sonstige
 
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