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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 37.1936

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Gabelentz, Hans von der: Die Palasse von Goslar und Wartburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35026#0041
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Die Palasse von Goslar und Wartburg.
Von Hans v. d. Gabelenh.
Vergleich zwischen dem Kaiserhaus zu Goslars und der Wartburg ist gerechtfertigt. Beide Bauten
zeigen im Hinblick auf ihre Geschichte, ihre Zweckbestimmung, ihren Aufbau, ihre künstlerische Aus-
vielerlei Berührungspunkte. Durch Hervorhebung aber der zwischen ihnen bestehenden
Unterschiede wird die Eigenart jedes einzelnen augenfällig gemacht.
Die Geschichte Goslars reicht bis in die karolingische Zeit zurück. Reste von Grundmauern eines
ältesten Saalbaues sind noch erhalten saus dem Anfang des 11. Jahrhunderts, Zeit Heinrichs II.), kommen aber
für einen Vergleich nicht in Frage. Aus Heinrichs III. Zeit (1038—56) stammte der an gleicher Stelle wie der heu-
tige stehende, von Süden nach Norden sich erstreckende Saalbau. Zwei Säle, beide flach gedeckt und durch Holzstützen
in der Mitte in zwei Schiffe geteilt, lagen übereinander.
Von der Wartburg wissen wir aus dem 11. Jahrhundert nur, daß sie in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts
bereits bestand. Alte Überlieferung nennt das Jahr 1067 als Gründungsjahr und Ludwig den Springer als Gründer.
Urkundlich erscheint die Wartburg 1080 zuerst erwähnt in Brunos „ve bsllo Saxonioo" anläßlich der Kämpfe zwischen
Heinrich IV. und den Verbündeten Sachsen und Thüringern; also wird sie wenig später als der srühromanische Bau
in Goslar genannt. Von einem Palas des 11. Jahrhunderts auf der Wartburg ist aber nichts erhalten, noch auch
etwas bekannt. Er könnte an derselben Stelle wie der heutige, vielleicht auch näher dem mittleren Bergfried ge-
standen haben.
In Goslar erfolgte unter Heinrich VI. (1190—97) eine gründliche Erneuerung der impsrlalis". Die
ursprüngliche Anlage der zwei übereinanderliegenden Säle wurde hierbei beibehalten. Der Name „Ualatiuin"
erscheint in Goslar urkundlich zuerst 1076 (Hölscher). Auf der Wartburg entstand ungefähr zur selben Zeit, d. h.
unter Landgraf Hermann I. (1190—1217) der heute noch wohlerhaltene Palas.
Die Glanzzeit Goslars fällt in die Zeit der salischen und ersten staufischen Kaiser. Friedrich II. von Hohen-
staufen ist aber nur einmal nachweisbar in Goslar gewesen. Nach dem Brand von 1289 hatte die Kaiserpfalz als
solche keine Bedeutung mehr, verfiel allmählich und sollte im 19. Jahrhundert sogar ganz abgerissen werden. Auch
die Wartburg hat im späteren Mittelalter (Belagerung von 1307—08 und Brand von 1317) mancherlei Schaden er-
litten, wurde aber noch bis zum späteren 16. Jahrhundert bewohnt, blieb auch im 17. und 18. Jahrhundert benutzt.
Ein merklicher Verfall setzte erst im 18. Jahrhundert ein, besonders gegen Ende desselben, und im beginnenden
19. Jahrhundert. Der Palas war aber niemals Ruine!
In der Wahl der
Baustelle zeigen sich
grundlegende Unterschiede
zwischen Goslar und Wart-
burg. Das Kaiserhaus lag
im Mittelalter am Rande
der Stadt, deren Mauern
den ganzen Bezirk der
Pfalz: Palatium, Kirchen,
Ritterhäuser, Wohnpaläste
und allerhand Nebenbauten
umfaßten und schützten.
Seine Ausführung wurde
nicht durch die Örtlichkeit,
vielmehr durch den Zweck,
dem es dienen sollte, be-
dingt. In Goslar sollte
weder ein Wehrbau noch
ein Wohnbau, sondern ein
Fest- und Empfangssaal
errichtet werden, der, unab-
hängig von Verteidigungs-

9 U. Hölscher, Die Kaiser-
Pfalz Goslar, 1927. Für alle die
Kaiserpfalz betreffenden Einzel-
fragen sei nachdrücklich auf dieses
grundlegende Werk hingewiesen. Abb. 53. Wartburg, Palas.
 
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