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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 37.1936

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Knapp, Werner: Burgen im Burgenland, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35026#0048
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Burgen Im Burgenland.
Von Dr.-Ing. Werner Knapp.
stlich vor Niederösterreich und Steiermark, als Grenzgebiet gegen Ungarn vorgeschoben, gehört das
Burgenland dem Grenzgürtel des alten Reiches gegen Osten und Süden an, der sich von der Adria
über Krain und die ehemalige Südsteiermark heraufzieht bis Böhmen. Es ist dies die Auffangzone
der von Osten kommenden Stöße, die durch lange Zeit hindurch in periodischer Folge das Reich bedrohten.
Nach seiner Bodengestalt setzt sich unser Gebiet aus zwei verschiedenartigen Teilen zusammen.
Während das Nordburgenland, im Süden von Parndorfer Heide, Neusiedler See, Odenburger Pforte und dem
Nordhang des Rosaliengebirges begrenzt, vorwiegend Flachlandcharakter trägt, zeigt der südliche Teil Hügelland, das
nach Osten langsam ansteigt, es ist das Ubergangsgebiet zwischen österreichischem Bergland und ungarischer Tiefebene.
In früher Zeit die „ässerla UnnMroruin", ein ödes Grenzwaldgebiet, wurde dieser Landstrich seit karolingi-
scher Zeit durch den Fleiß deutscher Bauern allmählig dem Ackerbau gewonnen. Eine planmäßige Besiedlung von
dauernder Auswirkung setzt hier im 11. und 12. Jahrhundert ein. Adelsgeschlechter vorwiegend deutscher Herkunft
treten uns als Grundherren entgegen. Bald tauchen in den Urkunden mehrere Burgen auf. Manche von ihnen
sind im Laufe der Zeit verschwunden, andere sind erhalten geblieben und erlebten, zu Schlössern umgebaut, eine
zweite Blüte; als weitausblickende Bergfesten, als Wall und Graben bewehrte Sitze des Tieflands, verleihen sie noch
heute der Landschaft ihren eigenen Reiz.
Fast sämtliche Burgen des südlichen Burgenlandes waren im hohen Mittelalter im Besitz der Grafen von
Güssing, die hier eine kurze Zeit eine Art kleines Landesfürstentum entwickelt hatten. Nach einer alten ungarischen
Chronik entstammte dieses Herrengeschlecht der Burg Wildon in Steiermark, südlich Graz. Der Güssinger Burgberg
erhebt sich als vorgeschobener Kopf steil über das Tal
des Strembachs. Mit den südlichen Hügelketten steht er
durch einen schmalen Sattel in Verbindung. Das Tal-
gebiet des Strembachs und des unterhalb der Burg ein-
mündenden Zickenbachs ist in dieser Gegend noch heute
Sumpfgebiet, allenfalls feuchtes Weideland; in einer
vom Zickenbach gebildeten Bucht südöstlich der Burg liegt
ein See. Der vorgeschobene Bergsporn bildet eine kleine
Talenge, die gegebene Stelle für eine Talüberquerung.
Die Lage in der sumpfigen Umgebung hat dem Berg
seinen Namen gebracht (Uusinas ill^risob — Wasser-
berg). Die ganze Situation entspricht so vollkommen
dem Jdealfall der Lage mittelalterlicher Burgstellen,
daß die Entstehung der Hauptburg der Gegend an dieser
Stelle geradezu als ihre Folgeerscheinung betrachtet
werden muß.
Uber die baulichen Gegebenheiten gibt eine Beschrei-
bung aus dem Kommentar zur Josephinischen Kriegskarte
(1763—65) st Aufschluß. Nicht nur ihrer Genauigkeit
wegen, sondern vor allem dem Umstand zufolge, daß sie
einen Zustand schildert, der über ein Jahrhundert zurück-
liegt, ist sie von besonderem Wert für die bauhistorische
Erforschung; militärgeschichtlich geht aus ihr hervor, in-
wieweit zu ihrer Zeit die Güssinger Burg als fester Mili-
tärstützpunkt noch in Betracht gezogen wurde. Sie soll
daher wörtlich wiedergegeben werden:
„Stadt Güssing nebst festem Schloß.
Diese zwischen Morästen in einer Ebene auf einer
erhabenen Situation erbaute Stadt ist mit einer Mauer
umgeben; zwei Schlösser, das Franziscanerkloster und
zwanzig andere Gebäude sind gemauertst. Die jetzigen
Moräste waren vormals Teiche und werden itzo durch

Abb. 65. Mauerung und Einzelheiten an der Südseite der Hochburg in
der Nähe von Turm und Kapelle. Der Putz gibt die aus dunklem Stein
gearbeiteten Eckquader frei. Die Ziegelmauerung im Vordergrund weist
auf einen späteren Einbau hin. Die vorspringenden Kragsteine sind aus
demselben Material gearbeitet, wie die Eckfassung (1b. Jahrhundert).

0 Kriegsarchiv in Wien.
st Sämtliche gemauerte Gebäude werden hier jeweils für die
Landesverteidigung in Betracht gezogen, der überwiegende Teil
ländlicher Gebäude war damals noch aus Holz erbaut.
 
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