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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 37.1936

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Knapp, Werner: Steirische Burgen und Schlösser
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https://doi.org/10.11588/diglit.35026#0052
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Steirische Burgen und Schlösser.
Von Or. Werner Knapp.



teiermark! — Mark, Grenzland im wahrsten Sinn des Wortes schon vor Zeiten, liegt dieses schöne Berg-
und Hügelland auch heute aus der Grenze zwischen Deutschtum und Slawentum, auf der Grenze zweier
Welten. Der Beginn deutscher Kultur reicht hier zurück in karolingische Zeiten, als dauernd deutsches
Land tritt uns die alte „Karantaner Mark" unter Kaiser Otto I. entgegen. Das zum Herzogtum ge-
wordene Gebiet umfaßte auch das Land jenseits der Drau. Deutsche Geschlechter saßen auf den Festen
Pettau, Cilli und Marburg und den vielen anderen Burgen dieser Gegend, deutsche Bürger erbauten die Städte
als Gründungen deutscher Adels- und Fürstengeschlechter. Deutsche Kultur und deutscher Ordnungswille herrschten
hier bis zum Frieden von Versailles, bis durch eine unsinnige, theoretische Grenzziehung das Unterland abgetrennt wurde.
Nur ein Teil des alten Herzogtums darf sich heute noch Steiermark nennen und eben diesem Teil gilt zunächst
unsere Arbeit. Das Werk „Steirische Burgen und Schlösser", auf das hier die Aufmerksamkeit gelenkt werden soll,
hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle er-
faßbaren Burgen, Ädelssitze und Schlösser
der heutigen Steiermark in übersichtlicher
Zusammenstellung historisch und bauge-
schichtlich zu behandeln.
Auf die große Bedeutung der Burgen
für die Entwicklung des Reichs und für die
Geschichte Europas hingewiesen zu haben,
ist das große Verdienst Bodo Ebhards.
Seinem Rufe folgt nun auch die Steier-
mark. In langjähriger Arbeit hat Bara-
valle alle archivalischen Belege zusammen-
gestellt. Meine Forschungen ergänzen mit
gutem Planmaterial und technischem Text
die Arbeit nach der baugeschichtlichen Seite
hin. Ein besonderer Vorteil bietet sich der
burgenkundlichen Bearbeitung in dem
„Vischerschen Schlösserbuch", einer Samm-
lung von Kupferstichen aus dem 17. Jahr-
hundert, welche bisher zusammenhängend
noch nicht veröffentlicht, fast alle Herrensitze
in ihrer damaligen Gestalt festgehalten hat. Die Stiche Bischers stellen einen wesentlichen Bestandteil der Bildaus-
stattung des Werkes dar.
Die wenigen Bilder, alle drei dem Schlösserbuch entnommen, sind als kleine Probe der Reichhaltigkeit des Ma-
terials gedacht und zeigen drei verschiedene Typen steirischer Adelssitze. Neuberg bei Hartberg in der Oststeiermark
zeigt die vielgestaltige Höhenburg mit mächtigem zweitem Turm am Eingang zur Vorburg. Demgegenüber steht
Rabenhof als Edelhof der Niederung. Heute sind
nur noch Spuren der Befestigung aus der Zeit der
Türkeneinfälle übriggeblieben, an Stelle des Her-
renhauses steht ein kümmerliches Bauernhaus, die
ganze Anlage liegt abseits vom heutigen Verkehr
im feuchten Wiesenland südlich von Graz gegen
Ungarn. Voitsberg zeigt die Burg hoch über der
Stadt mit der Stadtmauer verbunden. Noch steht
die Ruine über dem Städtchen, das einst als Zen-
trum eines Bergbaugebietes eine bedeutendere
Rolle spielte. In der Ferne erhebt sich die Burg
Krems. Durch die wenigen Beispiele ist auch die
verschiedenartige Funktion der Burg im Rahmen
der deutschen Kolonisation angedeutet und damit
auf den wesentlichsten Zusammenhang zwischen
Burg und Reich hingewiesen. Ebenso zeigen sich die
aus der jeweiligen Lage verschiedenartig entwickel-
ten Berteidigungsmaßnahmen: Wo im Bergland Mb. 71. Voitsberg.

Abb. 70. Schloß Neiperg. Heute Neuberg.
 
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