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Bezirk als politische Einheit von den Franken zusammengeschlossen war. Ein mächtiges Dynastengeschlecht hatte in
jener Burg die Herrschaft, die Brunonen und später die Welsen in dieser, beide wegen der Machtlosigkeit der Kaiser-
gewalt seit der Mitte des 9. Jahrhunderts in Niedersachsen aus fränkischen Lehnsträgern zu selbständigen Eigenherren
geworden.
Der Name der Burg auf steiler Höhe, „Lichtenberg", weist in das 12. Jahrhundert, mag sie nun ihren Namen
dem weißen Kalkgrund des Berges verdanken oder diese Bezeichnung -- lichter, d. h. mit wenig Unterholz bestandener
Berg, im Gegensätze zu „Timbarlohe -- dunkler Wald" entstanden sein. Herzog Heinrich der Löwe, der große Welfe,
war ihr Gründer. Die schroffen Abhänge nach drei Seiten, wie sie gerade in unseren Kalkhöhen so häufig sind, boten
hier einen geradezu idealen Platz für eine mittelalterliche Feste, deren Mauern nicht einmal besonders hoch auf-
geführt zu werden brauchten, um sturmfest zu sein.
Goslar, die wichtigste norddeutsche Reichsstadt, war von 1152—1167 im Lehnsbesitze des Herzogs Heinrich
gewesen; er strebte nun danach, diese Kaiserpfalz und ihre ergiebigen Silbergruben vom Kaiser Barbarossa als Eigen-
besitz zu bekommen und dadurch einen wichtigen Stützpunkt für sein Grundeigentum in dieser Gegend zu gewinnen.
Der Kaiser aber glaubte auf diesen Reichsbesitz nicht verzichten zu können und versagte der mehrmals wiederholten
Bitte des Herzogs seine Gewährung. Dies und der leidige Erbschastszank um die Hinterlassenschaft des Herzogs
Welf VI. von Bayern, der beiden Neffen gegen Gewährung einer jährlichen Geldzahlung seine reichen Besitzungen
zu verschreiben trachtete, legte den ersten Grund zu dem unheilvollen Zwiste, der die Geschlechter der Staufer und
Abb. 33. Burg Lichteuberg, Grundriß.
Welfen auf ein Jahrhundert zu erbitterten Gegnern machen sollte und dem Deutschen Reiche schwerste Schädigungen
im inneren Bruderkriege brachte. Jedenfalls war diese neue Burg Heinrichs des Löwen dazu bestimmt, die Handels-
verbindungen Goslars nach Nordwesten zu überwachen und die Zufuhren bei unausbleiblichen Verwickelungen zu
unterbinden.
Als über den Welfenherzog infolge seiner trotzigen Weigerung, vor dem Fürstentage zu erscheinen, die Reichs-
acht verhängt worden war und viele seiner herrisch behandelten Lehnsleute sich leicht zum Abfall verleiten ließen,
traf im Jahre 1180 einer der ersten Angriffe des in Norddeutschland erschienenen Kaisers gerade diese Burg.
Es scheint, daß durch die entmutigte Verzagtheit der Verteidiger das feste Schloß schon nach wenigen Tagen fast
kampflos übergeben wurde. Erst nach Friedensschluß gelangte es wieder in Herzog Heinrichs Besitz und fiel als Erbe
an seinen Sohn Otto IV., der in der Harliburg bei Vienenburg ein Gegenstück im Nordosten Goslars neu erbaute.
So wertvoll erschien ihm Lichtenberg, daß er es nicht als Preis für die Treue seines Bruders, des Pfalzgrafen
Heinrich, hergeben wollte und diesen dadurch in das staufische Lager trieb. Ilm dem arg bedrängten Goslar Luft
zu machen, zog dann Graf Hermann von Wernigerode gegen die Burg und eroberte sie durch einen überaus kühnen
Überfall, so daß sie nun ein wertvoller staufischer Stützpunkt gegen das welfische Braunschweig wurde. Der Versuch
des wölfischen Truchseß, Gunzelin von Wolfenbüttel, in raschem Ansturm die Feste den Feinden wieder abzunehmen,
scheiterte, und eine längere Belagerung erschien nur wenig aussichtsreich, da eine entschlossene und wohlversorgte
Besatzung sie tapfer verteidigte.
Erst nach der Ermordung des deutschen Königs Philipp von Schwaben gelangte daher die Burg wieder in den
wölfischen Besitz zurück und fiel später bei der Erbteilung der Söhne des Herzogs Otto des Kindes an die Lüneburger
Linie, die sie zunächst an die braunschweigischen Adelsgeschlechter der Bortfelds, Saldern und anderer verlehnte und
1388 bestimmte, „daß sie fernerhin mit allem Zubehör bei der Herrschaft Braunschweig bleiben sollte". Mancher
Bezirk als politische Einheit von den Franken zusammengeschlossen war. Ein mächtiges Dynastengeschlecht hatte in
jener Burg die Herrschaft, die Brunonen und später die Welsen in dieser, beide wegen der Machtlosigkeit der Kaiser-
gewalt seit der Mitte des 9. Jahrhunderts in Niedersachsen aus fränkischen Lehnsträgern zu selbständigen Eigenherren
geworden.
Der Name der Burg auf steiler Höhe, „Lichtenberg", weist in das 12. Jahrhundert, mag sie nun ihren Namen
dem weißen Kalkgrund des Berges verdanken oder diese Bezeichnung -- lichter, d. h. mit wenig Unterholz bestandener
Berg, im Gegensätze zu „Timbarlohe -- dunkler Wald" entstanden sein. Herzog Heinrich der Löwe, der große Welfe,
war ihr Gründer. Die schroffen Abhänge nach drei Seiten, wie sie gerade in unseren Kalkhöhen so häufig sind, boten
hier einen geradezu idealen Platz für eine mittelalterliche Feste, deren Mauern nicht einmal besonders hoch auf-
geführt zu werden brauchten, um sturmfest zu sein.
Goslar, die wichtigste norddeutsche Reichsstadt, war von 1152—1167 im Lehnsbesitze des Herzogs Heinrich
gewesen; er strebte nun danach, diese Kaiserpfalz und ihre ergiebigen Silbergruben vom Kaiser Barbarossa als Eigen-
besitz zu bekommen und dadurch einen wichtigen Stützpunkt für sein Grundeigentum in dieser Gegend zu gewinnen.
Der Kaiser aber glaubte auf diesen Reichsbesitz nicht verzichten zu können und versagte der mehrmals wiederholten
Bitte des Herzogs seine Gewährung. Dies und der leidige Erbschastszank um die Hinterlassenschaft des Herzogs
Welf VI. von Bayern, der beiden Neffen gegen Gewährung einer jährlichen Geldzahlung seine reichen Besitzungen
zu verschreiben trachtete, legte den ersten Grund zu dem unheilvollen Zwiste, der die Geschlechter der Staufer und
Abb. 33. Burg Lichteuberg, Grundriß.
Welfen auf ein Jahrhundert zu erbitterten Gegnern machen sollte und dem Deutschen Reiche schwerste Schädigungen
im inneren Bruderkriege brachte. Jedenfalls war diese neue Burg Heinrichs des Löwen dazu bestimmt, die Handels-
verbindungen Goslars nach Nordwesten zu überwachen und die Zufuhren bei unausbleiblichen Verwickelungen zu
unterbinden.
Als über den Welfenherzog infolge seiner trotzigen Weigerung, vor dem Fürstentage zu erscheinen, die Reichs-
acht verhängt worden war und viele seiner herrisch behandelten Lehnsleute sich leicht zum Abfall verleiten ließen,
traf im Jahre 1180 einer der ersten Angriffe des in Norddeutschland erschienenen Kaisers gerade diese Burg.
Es scheint, daß durch die entmutigte Verzagtheit der Verteidiger das feste Schloß schon nach wenigen Tagen fast
kampflos übergeben wurde. Erst nach Friedensschluß gelangte es wieder in Herzog Heinrichs Besitz und fiel als Erbe
an seinen Sohn Otto IV., der in der Harliburg bei Vienenburg ein Gegenstück im Nordosten Goslars neu erbaute.
So wertvoll erschien ihm Lichtenberg, daß er es nicht als Preis für die Treue seines Bruders, des Pfalzgrafen
Heinrich, hergeben wollte und diesen dadurch in das staufische Lager trieb. Ilm dem arg bedrängten Goslar Luft
zu machen, zog dann Graf Hermann von Wernigerode gegen die Burg und eroberte sie durch einen überaus kühnen
Überfall, so daß sie nun ein wertvoller staufischer Stützpunkt gegen das welfische Braunschweig wurde. Der Versuch
des wölfischen Truchseß, Gunzelin von Wolfenbüttel, in raschem Ansturm die Feste den Feinden wieder abzunehmen,
scheiterte, und eine längere Belagerung erschien nur wenig aussichtsreich, da eine entschlossene und wohlversorgte
Besatzung sie tapfer verteidigte.
Erst nach der Ermordung des deutschen Königs Philipp von Schwaben gelangte daher die Burg wieder in den
wölfischen Besitz zurück und fiel später bei der Erbteilung der Söhne des Herzogs Otto des Kindes an die Lüneburger
Linie, die sie zunächst an die braunschweigischen Adelsgeschlechter der Bortfelds, Saldern und anderer verlehnte und
1388 bestimmte, „daß sie fernerhin mit allem Zubehör bei der Herrschaft Braunschweig bleiben sollte". Mancher