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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 37.1936

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Weinelt, Herbert: Zur deutsch-mährisch-schlesischen Burgenkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.35026#0059
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51

Burg und Schloß Freudenthal.
Das Schloß in Freudenthal, der älte-
sten Stadt mit deutschem Recht in den
Ländern der Krone Böhmens, ist heute
der Sitz des Hochmeisters des Deutschen
Ritterordens. Der Schloßhof mit seinen
schönen Arkaden zeigt heute das Gepräge
der Renaissance, während der der Stadt
zugewendete Hauptflügel in seiner Front
vornehmlich barocke Gestaltung verrät. Gar
nicht in so späte Zeiten paßt freilich der un-
regelmäßige Grundriß, der ein Dreieck füllt,
dessen Hypothenuse nach außen gebogen ist.
Das Schloß Freudenthal ist auch durch
einen, sich Jahrhunderte hinziehenden all-
mählichen Um- und Zubau aus einer älte-
ren Burg entstanden.
Diese Burg wird urkundlich erstmalig
im Jahre 1432 genannt; damals war sie
im Besitz eines Adelsgeschlechtes. Nun be-
steht aber durchaus die Möglichkeit, daß


Abb. 85. Burg Freudenthal. Versuch einer zeichnerischen Wiederherstellung nuf
Grund der alten Ansichten, Risse und Schnitte, von Franz Würml.

die Burg schon früher als Stützpunkt der Stadtbefestigung, als Eigentum der Bürgerschaft bestanden hat. Dafür
würde vor allem die enge Verbindung der Burg mit der Stadtmauer sprechen, an welche die Burg einfach an-
gelehnt ist. Dort, wo die Stadtmauer einen rechtwinkligen Knick zeigte, ist ganz einfach eine Mauer quergezogen
worden, so daß ein Dreieck entstand. Außen lief um die Burg natürlich der Stadtgraben, aber auch nach der
Stadt hin war die Burg durch einen sehr breiten Graben geschützt, der noch im 18. Jahrhundert zum Teil vor-
handen war.
Durch einen glücklichen Zufall sind wir in der Lage, den alten Bestand der Burg Freudenthal genau
wiederherstellen zu können. Im Deutschordenszentralarchiv in Wien befinden sich mit 1768 datierte Pläne,
Schnitte und Ansichten des alten, recht unscheinbaren Schlosses, die aber zweifelsohne einige Jahre älter sind,
denn 1768 war der Umbau des alten, kastenartigen Schlosses fast schon beendet. Damals erhielt das Schloß seine
heutige Gestalt.
Die alten Plärre und Risse lassen bei einem gründlichen Vergleich mit dein noch an alten Bauforrnen vor-
handenen eine ziemlich genaue Wiederherstellung der Burg
zu. Diese hatte nur zwei Häuser, den vier Geschosse hohen
Palas urrd das zweigeschossige Wirtschaftsgebäude. Nicht
nur der ehemalige Umfang, auch die einstige Höhe der
Burghäuser läßt sich ermitteln. Das unterste Geschoß des
Palas war und ist nach außerr völlig fensterlos, es lag auch
zur Hälfte unter dem Niveau des Burghofes. An der Ge-
schoßeinteilung des Palas hat sich bis heute nichts geändert;
sie ist für die späteren Schloßbauten sogar maßgeblich ge-
worden. Die Burg hatte zwei Tore, dort, wo auch heute
die Schloßtore sind. Eines führte nach der Stadt, das andere
über den Stadtgraben ins Freie.
Diese Auffassung vom Aussehen der Burg Freudenthal
wird in wünschenswerter Weise ergänzt durch ein kleines Bild
von der Stadt und dem Schloß Freudenthal auf einer Karte
von 1579, die eine gezinnte, von einem hohen Dach über-
ragte Mauer zeigt. Das hohe Dach gehört zweifelsohne zum
Palas; weiter zeigt uns das Bild, daß die Burgmauer nach
der Stadt hin von einfachen Zinnen gekrönt war.
Als besondere Wehreinrichtungen sind die drei ganz
aus der Baulinie vortretenden viereckigen Türme zu nennen,
welche die drei Eckpunkte der Burg verstärkten. Die beiden
Türme an der Nordostseite sind noch in der Höhe des heuti- ^ ^ ^ ^ ^
gen Schlosses erhalten. DerTurm in derNordecke ist in den Z2
beiden untersten Geschossen durchaus mapiv. Der Westturm wahrten Grundrissen.
 
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