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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 37.1936

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Salm, Christian: Die romanischen Rundkirchen Mährens mit besonderer Berücksichtigung ihrer Beziehungen zum Wehrbau
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https://doi.org/10.11588/diglit.35026#0073
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Abb. 100. Grundriß der St. Wenzelskirche in
Ktepkov.

heutigen Kuppelansatzes. Hier finden wir auch gegen Osten ein drittes vermauertes Rundbogensenster, welches
jedoch um 1,50 in höher liegt als die beiden anderen. Es gehörte zu einem Obergeschoß, dessen Holzboden in der
Höhe der oberen Schwelle der Mauertreppe lag und gleichzeitig die Decke des Kirchenraumes bildete. Diese Rund-
kirche war demnach ein zweigeschossiger, turmartiger Bau, dessen oberer
Raum nur profanen Zwecken dienen konnte. Auch außen war sie, wie
oben gezeigt, durch Wehranlagen geschützt.
Et. Magdalena in Eebkovice (Abb. 102—105).
Auf einem Hang gelegen, beherrscht die Kirche die Dorfanlage. Sie
steht auf einer deutlich erkennbaren Terrasse, die durch Abgraben gegen
Norden und Aufschütten gegen Süden entstanden ist. Gegen Norden
trennt sie vom ansteigenden Gelände Wall und Graben. Der Durch-
messer der Terrasse beträgt 22 in, erweitert sich jedoch wie in Äöpkov
gegen Osten um 2,50 in mit Rücksicht auf die heute nicht mehr vor-
handene Rundapsis. Der runde Hauptbau nimmt die Mitte der Terrasse
ein, während der quadratische Chor bis fast an ihren Rand reicht. Der
Hauptbau ist ungewölbt und besaß ursprünglich gegen Nordost und Südost
je ein Rundbogenfenster, welches hier vergrößert, dort vermauert wurde.
Der ursprüngliche Eingang lag gegen Süden und ist heute vermauert.
Im Innern finden wir gegen Norden eine sehr kleine Türöffnung, deren Schwelle 0,50 in über dem Boden
liegt. Diese führt zu einer Mauerstiege, welche bis zum jetzigen Musikchor erhalten ist, ursprünglich jedoch bis unter
die Mauerkrone reichte, wie sich dort jetzt noch feststellen läßt. Diese Mauertreppe, die im entgegengesetzten Sinne
des Uhrzeigers verläuft, hat jenseits ihrer Eingangstür eine Erweiterung des Raumes, welche ebenso wie die erhöhte
Schwelle die Verteidigung dieser Tür erleichterte.
Die ursprüngliche Apsis, die hufeisenförmig war und in einfacher Kante in den Hauptraum überging, wurde
durch den heutigen Chor ersetzt. Dieser hat gegen Osten ein großes Rundbogenfenster. In der Nordmauer führt bis
über das Chorgewölbe eine Treppe, die an ihrem Ende, wo sie rechtwinklig nach Innen abbiegt, eine kleine Schieß-
scharte besitzt. Hier, oberhalb des Gewölbes, finden wir einen Raum, der demjenigen in Ltspkov zwecklich entsprechen
dürfte. Der Chor stammt, wie wir nach der Gestalt seiner Wölbung und seines Fensters sagen können, aus dem zweiten
Viertel des 13. Jahrhunderts. Die ursprüngliche Rundkirche, deren Erbauung wir deshalb wesentlich früher ansetzen
müssen, dürfte, wie in Ztöpkov, ebenfalls ein oberes Geschoß besessen haben, zu dem die Mauertreppe führte.
Außerordentlich interessant ist das Holzdach dieser Kirche, das aus zwei unabhängigen Teilen besteht. Erstens
ruht über dem Rundbau ein viermastiger Turm, der in einen: Balkenrost verstrebt, an den Außenrand der Mauer
Rosen als Träger der Dachhaut entsendet. Dies ist eine ganz außergewöhnliche, altertümliche Konstruktion, die aus
dem ostgermanisch-slawischen Holzbau stammt und sonst nur an den
Glockentürmen Mittelböhmens angetroffen wird. Dieser Holzturm
trägt jedoch nicht selbst die Glocken, welche auf einer unabhängigen
Trapezkonstruktion hängen. Zweitens bedeckt den Chor ein Sattel-
dach, welches mit dem Turm außen eine einheitliche Dachfläche
bildet, konstruktiv aber so gut wie gar nicht zusammenhängt.
Es spricht vieles dafür, daß die ursprüngliche Rundkirche als
Bedachung die hier erhaltene Turmkonstruktion besaß, die einer-
seits als Träger einer sehr kleinen Glocke, andererseits als Lugaus
diente. Daß die Balken nicht mehr die ursprünglichen sind, hat
mit dem Alter der Konstruktion an sich nichts zu tun, da diese trotz
zahlreicher Erneuerungen beibehalten zu werden pflegt.

St. Barbara in Castohostice (Abb. 106—107).
Ungefähr 500 m vom Orte entfernt, liegt diese Rundkirche
auf dem höchsten Punkte eines Hügels, der die ganze Gegend
beherrscht. Sie steht inmitten einer Terrasse von annähernd 25 m
Durchmesser. Dieser Durchmesser vergrößert sich wie bei den
beiden vorhergehenden Kirchen gegen Osten um 2,50 m wegen der
heute nicht mehr vorhandenen Apsis. Die Terrasse, welche zum
Großteil durch Aufschüttung entstand, zeigt an ihrem Fuße gegen


Abb. 101. Aufriß der St. Wenzelskirche in 8tspkov.
 
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