Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 9.1907-1908(1908)

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Mehlis, Christian: Walahstede
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31825#0094

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


walahftede.

Von Prof. O,-. L. Nlct>lis, (Vlcuftadt a. HN.

Dic Ausgrabungen der pollichia auf dcm walftedter Schlößchen oder auf lValahstede bei Rlingcn-
münster in der Vorderpfalz iin Gktober ISSS waren von bcsonderem Erfolgc begünstigt. l.lcbcr das ResuItat
dcr Ausgrabungcn und tlntcrsuckungen crstatten wir bicr kurzcn Lcrickt.

Das Gebäude ist von wcst nach Ü>st oricnticrt rechtwinklig angelegt und hat eine Längc (wcft bis
Gst) von 7,öS m und cinc Brcitc (Nord bis Süd) von S,Z(> m. Bündig mit dcr Rückmauer läuft nach
westen die Zingclmaucc in cincr Starkc von s,Z(> m wciter, währcnd dicse nach (vstcn zu mitten in der
östlichen Seitcnmaucr des Torbaucs anscyt und 7 m wcitcr nach Gftcn zu zieht, um dann umzubiegcn.
Das ganze Gebäudc ist auf dcc Außcnseitc völlig und im Inncrn auf der Süd- und Ostscitc freigelcgt.
Auf der Südscite war die Fassadc dcs portals also konstruiert: Auf mchrcrcn, im ganzcn öO cm hohcn
Stufcn, dic aus glattbchaucncn, mäcktigcn M.uadcrn bcstchcn, crbob sich an dcn bcidc» Eckcn und links
und rechts dcs 2 m brcitcn Eingangs cin ZL cm hohcr Stcinsockcl, dcr aus cincr 21 cm hohcn platte und
ciner stcilen, 14 cm in dircklcr Linic hshcn Hohlkehle besteht. Klach einzclnen Rudera zu schlicßcn, crhob
sich auf dicsen viee Sockclstcincn )c einc Liscne, aus dcrcn flachcm Rahmcn eine Halbsäulc hcrvortrat,
dic cin halbcs Scchseck von ca. 20 cm Durckmcffcr bildctc. 2luf dcr 2lpfls dcr ^Zaardtcr Rapcllc cr
schcint als Liscnc cin Halbrund von ZO cm Durchmcsscr. Zwisckc» dcn bcidcn mittlcrcn Sockcln und
deren pfeiler» öffnetc flch die Torfahrt von 2 m. Ob einc hier im Süden gefundene vZolzschwcllc den
Belag des Stcinpflasters, das inncrhalb dcr Durchfahrt fcstgcstellt ist, gcbildet hat, oder zur Bcdachung
des Dorbaues gehört hat, stcht dahin. Dic Rück- und Scitenwände des architcktonisch bemerkcnswcrtcn
Baucs (vgl. hierüber das Urtcil des Rgl. Bauinspektors Hcinrich Ramdohr (jeyt in wicsloch) in
der Badischcn Landeszcitung, 1005, lstr. 114: „Burg walahstedc") warcn aus plattcn, 20:14 cm im
Durchschnitt Flächc haltendcn Maucrstcincn gcbildet. Bemerkenswert ist aber, daß dic Eingangspfortc
auf der Rückscitc wcscntlich anders konstruiert war, als die 2lusgangspforte der Faffade. Hice erhob
sich über cincr 10 cm hohen Hohlkehlc mit daruntcr licgender 20cm hoher platte ein maffiver, aus einem
Stück bcstehcnder Torpfeiler von vicrcckigem Grundriß (Inncnscite 0,90 m Brcitc und 1,20 m Höhc).
2luf ihm ruht als Rapitäl und als Rämpfcr das Mittelstück cincs primitiven würfclkapitäles von
70 cm Durckmcsscr. Zwci mäcktigc Dorstcinc fandcn flck ni 2 m Dicfc im Sckuttc. Sic mcsscn
0,S9:0,79:0,2Z m. Im 22 cm brcitcn, crköktcn Randc dcs cincn dicscr /,austcinc ist cinc mchr als balbkrcis
förmigc I2:S,5 cm) Vcrticfung cingchaucn, ncbcn der flck cinc Z cm ticfc, ovalc ästutc vorflndct. Lcidcs
Vorrichtungcn, um dcn starkcn, I2cm im Durckmcffcr baltcndcn, hölzcrncn O.ucrricgcl cinzustcmmcn, dcr
das Doe gcschlosscn hielt. Achnlichc Torverriegclungcn flndcn sich auf vielen alten Burgcn und Schlösscrn
vor. — Vom Nordostende dcs frühromanischen Dorbaucs, dcr mit seiner stolzcn Fassade, die wohl von
hohcn IVimpcrgcn gckrönt war und mit cincm flackcn, an Holzbalkc» (zaklrcichc vcrbranntc /,slz
rcste zeugen davon) gebildetcn Dache nach oben abschloß, zieht flch zur Südwesteckc des mächtigcn wohn-
turmcs cine Abschlußmauer von 10,70 m Länge und noch 2 m Höhe. Einc gleichc wurde zwischen dcr
N>ordwestccke dcs wohnturmcs und dcm Zingcl Endc Oktober fcstgestcllt (Dicke 0,90 bis 1 m). Dergcstalt
war durck dcn Donjon, dcn Dorbau und dcn südwcstlickcn und wcstlickcn Zug dcs I4cckigcn Zingcls
cin Hofraum odcr cin Zwingcr von bcträchtlickcr Größc gcschaffcn. Dicscr maß vo» »Zord nack Süd
24 bis 2S m Längc und S bis 12 m Brcitc und bot so Raum gcnug für Frachtfuhrcn, für Roß und
Reiter. Faktisch wurde hicr cin kleincs Hufeiscn, wohl von cincm Maultier, >m Schutt ausgcgrabcn.

In dcr Eckc zwischen dcm östlichen Torpfeilcr (2 m Höhe) und dcr Abschlußmauer !2 m Höhe) wurden
auf dem Sockcl dcr lcytcrcn mehrcre Rleinfundc gcmacht: Eiscnteile, dic zum Schloß dcs Dorcs gehörten
Durckmcffcr 11:10 cm), wciße Gcfäßrcstc vom Rand und Bodcn cincs Rrugcs aus dcm 10. bis
11. Säkulum, Gewcihstückc Rronc) und zaklrcickc Rnockcn vom Hirsck. Rrug und 7Znockcn gckörtcn
wohl zur lcytcn Mahlzcit dcr Dorwachc, der hier dcn Eingang zur inncrcn Burg zu vcrtcidigcn hattc,
bis dcrcn Gcbaudc durck Brandpfcilc, dic flck glcichfalls im Sckuttc vorfandcn, in Flammcn aufging
und dic Mannen dic brennendc Burg räumen mußten. Vom wohnturm au» übersieht man jeyt dic aus-
gcdehnte Fläche von walahstcde. Dicsc ist „mit nichtcn die klcinstc untcr dcn Burgcn dcr pfalz", wic aus

folgendcr Vcrglcichung

kcrvorgcht:






größte Längc

größte Dreite


grösire Länge

größte Dreite

I. walahstcde. .

. . 27Z m

100 m

z. Drifels . . .

. . 125 „

90 „

2. Madcnburg

. . 175 „

50 „

4. IVolfsburg. .

. . 120 „

Z0 „

Es war cine Burg, gctürmt in grauer Vorzcit, dcren architektonische Reste pictätvollc Erhaltung verdiencn.
 
Annotationen