V. Das Harpyienmonument von Xanthos.
Xanthos, welchem man der unverkennbaren Todesgottheiten
wegen den Namen des Harpyien-Monuments gegeben hat.
Ich versuche, das Verständnifs desselben durch einige Be-
merkungen, welche seine Bauweise und namentlich seine Kunst-
sprache betrehen, zu fördernP)
Nirgends sind wir über die alten Gräber, ihre Theile und
die Benennungen derselben besser unterrichtet als in Klein-
asien. Denn eine lange Reihe von Inschriften, namentlich aus
Aphrodisias, beschreibt ausführlich die Denkmäler, tiber deren
Eigenthumsverhäitnisse jene Steinschriften als Urkunden ausge-
fertigt worden sind. Nun gehören diese Inschriften gröfsten-
theiis einer Zeit an, da Kleinasien schon voll von römischen
Namen war; man hat darum auch wohl die ganze Bauform,
welche dort beschrieben wird, sowie die darauf beziigliche
Terminologie fiir spät gehalten, wenigstens fiir ein Ergebnifs
der hellenistischen Zeit. Um so merkwiirdiger ist es also, dafs
jene Beschreibungen in wichtigen Punkten auf das Harpyien-
monument passen, nur mit der Ausnahme, dafs dies in alter-
thiimlicher Einfachheit aus einer monolithen Masse besteht,
während die späteren Bauten aus verschiedenen Gliedern kiinst-
lich zusammengesetzt sind.
Unter den Hauptgiiedern des Grabgebäudes wird immer
zuerst ein thurmartiger Unterbau^) erwähnt, auf welchem das
„Denkmal" im engern Sinne, das Mnemeion, ruht. Dies Denk-
mal ist mit der sargartigen KammeU) verbunden, um die
Ueberreste der Bestatteten zu umschliefsen. Ein wesentlicher
Theil an dieser oberen Gliederung des Grabbaus ist der mit
Bildwerk geschmückte Fries^) welcher die Ruhestätte umgiebt.
Die Grabzellen selbst heifsen Eisosten,^) weil hier die Ueber-
i) Schon der erste Jahrgang der Archäoiogischen Zeiiung Nr. 4
brachte die Reliefs des Monuments mit der gelehrten Erklärung Panofkas.
Seitdem hat sich Niemand eingehender und fruchtbarer mit dem Denk-
male bescliäftigt als Emii Braun, dessen geistvoüe Aufsätze im Rhein.
ütuseum, Neue Foige, Jahrg. Ilf 1845: „Ueber die Jlarmorwerke von
Xanthos" und in den Annali dell' Instituto i844: „Sepolcro di Xanthos
detto dalie Arpie" mich zu den foigenden Bemerkungen vorzugsweise an-
geregt haben.
3) <7t7<?Og.
eiJeydpog.
Xanthos, welchem man der unverkennbaren Todesgottheiten
wegen den Namen des Harpyien-Monuments gegeben hat.
Ich versuche, das Verständnifs desselben durch einige Be-
merkungen, welche seine Bauweise und namentlich seine Kunst-
sprache betrehen, zu fördernP)
Nirgends sind wir über die alten Gräber, ihre Theile und
die Benennungen derselben besser unterrichtet als in Klein-
asien. Denn eine lange Reihe von Inschriften, namentlich aus
Aphrodisias, beschreibt ausführlich die Denkmäler, tiber deren
Eigenthumsverhäitnisse jene Steinschriften als Urkunden ausge-
fertigt worden sind. Nun gehören diese Inschriften gröfsten-
theiis einer Zeit an, da Kleinasien schon voll von römischen
Namen war; man hat darum auch wohl die ganze Bauform,
welche dort beschrieben wird, sowie die darauf beziigliche
Terminologie fiir spät gehalten, wenigstens fiir ein Ergebnifs
der hellenistischen Zeit. Um so merkwiirdiger ist es also, dafs
jene Beschreibungen in wichtigen Punkten auf das Harpyien-
monument passen, nur mit der Ausnahme, dafs dies in alter-
thiimlicher Einfachheit aus einer monolithen Masse besteht,
während die späteren Bauten aus verschiedenen Gliedern kiinst-
lich zusammengesetzt sind.
Unter den Hauptgiiedern des Grabgebäudes wird immer
zuerst ein thurmartiger Unterbau^) erwähnt, auf welchem das
„Denkmal" im engern Sinne, das Mnemeion, ruht. Dies Denk-
mal ist mit der sargartigen KammeU) verbunden, um die
Ueberreste der Bestatteten zu umschliefsen. Ein wesentlicher
Theil an dieser oberen Gliederung des Grabbaus ist der mit
Bildwerk geschmückte Fries^) welcher die Ruhestätte umgiebt.
Die Grabzellen selbst heifsen Eisosten,^) weil hier die Ueber-
i) Schon der erste Jahrgang der Archäoiogischen Zeiiung Nr. 4
brachte die Reliefs des Monuments mit der gelehrten Erklärung Panofkas.
Seitdem hat sich Niemand eingehender und fruchtbarer mit dem Denk-
male bescliäftigt als Emii Braun, dessen geistvoüe Aufsätze im Rhein.
ütuseum, Neue Foige, Jahrg. Ilf 1845: „Ueber die Jlarmorwerke von
Xanthos" und in den Annali dell' Instituto i844: „Sepolcro di Xanthos
detto dalie Arpie" mich zu den foigenden Bemerkungen vorzugsweise an-
geregt haben.
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