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IX. Herakles der Dreifufsträger.
handelt, welche ich in der Archäol. Zeitung XXV 8. 89 ih
behandelt habe; denn es fehlt der Untersatz von Stufen oder
Säule, dessen kein geweihter Siegesdreifufs entbehren konnte:
i^xijong oiVTT-^xe heifst es deshalb vom
dithyramhischen Dreifufse des Andokides im Leben der zehn
Redner 320. Vgl. über die Aufstellung von Siegstripoden auch
Pervanoglu in den Annalen 1861 S. 114.
Den Kampf um den mantischen Dreifufs hahe ich aus der
alten Volksgeschichte der Hellenen zu erklären gesucht und
ich glaube nicht, dafs Viele dem trefflichen Preller beistimmen
werden, wenn er in seiner Gr. Myth. 2, 163 die ganze Kampf-
sage für einen Mythus bält, welcher nur zu dem Zwecke er-
dichtet worden sei, um die spätere Verbrüderung um so nach-
drücklicher hervorzuheben. Für einen solchen Hülfsmythus,
dessen Zweck aufserdem nicht recht zu verstehen ist, tritt uns
doch jene Sage mit einem zu alterthümlichen und volksthüm-
lichen Charakter, in zu grofser Verbreitung und zu ernster,
religiöser Auffassung entgegen. Ich glaube vielmehr, dafs ein
Oondikt semitischer und hellenischer G-ottesdienste, der in
Delphi seinen Schauplatz hatte, als die Grrundlage jener Sage
immer deutlicher hervortreten wird. Als Inhaber einer un-
heilenischen Mantik ist Herakles Delphi gegenüber in Bura
bezeugt, und wir werden jetzt weniger als früher uns berech-
tigt halten, die alten örtiichen Ueberlieferungen von der Ver-
wüstung Delphis durch Herakles-Makeris und von dem Versuche
des Herakles, sein Orakel an Stelle des pythischen zu setzen,
für inhaltleere Erfindungen später Mythographen zu haltenP)
Hier aber hahen wir es mit einer anderen Sage zu thun;
für unser Vasenbild gilt also das Sprichwort: ornog dVAog
Freilich haben alle Heraklessagen einen gemeinsamen
Kern, aber der tyrische Melkar ist in sehr verschiedener Form
hellenisirt und in dem Grade nationales Eigenthum geworden,
dafs man in vielen seiner Gestalten, wie z. B. in der des
attischen Theseus, den ursprünglichen Barbaren nicht wieder
erkennt. Als helienischer Heros ist er bei den Stämmen,
welche sich den Apollodienst mit besonderem Eifer angeeignet
hahen, vorzugsweise zu Ehren gekommen, und dadurch ist er
selbst zu einem Diener Apollons und eifrigen Verbreiter seines
i) Paus. X 17, 3. Apollod. II 6. Plut. sera num. vind. c. 12.
IX. Herakles der Dreifufsträger.
handelt, welche ich in der Archäol. Zeitung XXV 8. 89 ih
behandelt habe; denn es fehlt der Untersatz von Stufen oder
Säule, dessen kein geweihter Siegesdreifufs entbehren konnte:
i^xijong oiVTT-^xe heifst es deshalb vom
dithyramhischen Dreifufse des Andokides im Leben der zehn
Redner 320. Vgl. über die Aufstellung von Siegstripoden auch
Pervanoglu in den Annalen 1861 S. 114.
Den Kampf um den mantischen Dreifufs hahe ich aus der
alten Volksgeschichte der Hellenen zu erklären gesucht und
ich glaube nicht, dafs Viele dem trefflichen Preller beistimmen
werden, wenn er in seiner Gr. Myth. 2, 163 die ganze Kampf-
sage für einen Mythus bält, welcher nur zu dem Zwecke er-
dichtet worden sei, um die spätere Verbrüderung um so nach-
drücklicher hervorzuheben. Für einen solchen Hülfsmythus,
dessen Zweck aufserdem nicht recht zu verstehen ist, tritt uns
doch jene Sage mit einem zu alterthümlichen und volksthüm-
lichen Charakter, in zu grofser Verbreitung und zu ernster,
religiöser Auffassung entgegen. Ich glaube vielmehr, dafs ein
Oondikt semitischer und hellenischer G-ottesdienste, der in
Delphi seinen Schauplatz hatte, als die Grrundlage jener Sage
immer deutlicher hervortreten wird. Als Inhaber einer un-
heilenischen Mantik ist Herakles Delphi gegenüber in Bura
bezeugt, und wir werden jetzt weniger als früher uns berech-
tigt halten, die alten örtiichen Ueberlieferungen von der Ver-
wüstung Delphis durch Herakles-Makeris und von dem Versuche
des Herakles, sein Orakel an Stelle des pythischen zu setzen,
für inhaltleere Erfindungen später Mythographen zu haltenP)
Hier aber hahen wir es mit einer anderen Sage zu thun;
für unser Vasenbild gilt also das Sprichwort: ornog dVAog
Freilich haben alle Heraklessagen einen gemeinsamen
Kern, aber der tyrische Melkar ist in sehr verschiedener Form
hellenisirt und in dem Grade nationales Eigenthum geworden,
dafs man in vielen seiner Gestalten, wie z. B. in der des
attischen Theseus, den ursprünglichen Barbaren nicht wieder
erkennt. Als helienischer Heros ist er bei den Stämmen,
welche sich den Apollodienst mit besonderem Eifer angeeignet
hahen, vorzugsweise zu Ehren gekommen, und dadurch ist er
selbst zu einem Diener Apollons und eifrigen Verbreiter seines
i) Paus. X 17, 3. Apollod. II 6. Plut. sera num. vind. c. 12.