IV. Die Ehrentafel des Rassandros.
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Die Sitte des Ehrenkranzes ist bei den Hellenen eine so
volksthümliche, dafs es an Belegen derselben auch auf dem
Gebiete der Schriftdenkmäler nicht fehlen kann. Der hellenische
Trieb nach plastischem Ausdrucke des Gedankens führte da-
hin, neben dem Ehrendekrete die Ehrengabe selbst zu versinn-
lichen und auf diese Weise den ötfentlichen Akt der Bekränzung
und des Ausrufens in einem bleibenden Denkmaie zu verewigen.
Solcher Kranztafeln sind uns viele erhalten, auf denen die
Kränze entweder der Urkunde äufserlich beigeftigt oder so mit
derselben veräochten sind, dafs innerhalb der Kränze die
Ehrenspender (wie o d^c/og, i) ^oo/L^ etc. C. I. Gr. n. 3256;
vgl. 2270, 2271, 3079) oder das Motiv der Ehrenspende
(orooi/;/(o'or7/, ccocciccoco'c/, i6/^oycoc(occi'/c etc. z. B. n. 2079)
oder die Gelegenheit, bei welcher die Kränze gewonnen sind
("io^cc/o, Ucn'cc^^rcoci: n. 234), eingeschrieben sind. Auch kommt
es vor, dafs die Ehrengaben sowohl als auch das Motiv im
Kranze stehen (o J^uog yroÄAc/g Äor^coocc^cror n. 2375 und
ebenso auf dem eleusinischen Steine mit den Ehrenkränzen des
Demetrios, den Vischer im Rhein. Museum IK 386 u. Gesamm.
Schriften II 87 herausgegeben hat. C. I. A. II 3 nr. 1217.).
Es fehlt auch nicht an Denkmälern, auf welchen die von
verschiedenen Staaten gespendeten Kränze nicht blos summarisch
(wie so häuüg in den galatischen Inschriften: Trc,cc^^6/g yro/ULdxcg
cr Tc/cg exx/Oycmzg vgl. n. 4024), sondern namentlich und der
Reihe nach, wie sie gewonnen worden sind, angeführt werden.
So auf dem vielbesprochenen Ehrendekrete des Theokles von
Olbia, wo die neunzehn Kränze, die demselben nach einander zu
Theil geworden sind, aufgezählt werden, n. 2059 (vgl. Köhlers
Gesammelte Schriften Bd. VI S. 232); hier sind aber keine
Kränze im Bilde dargestellt.
So bleibt trotz zahlreicher Analogien unser Denkmal doch
einzig in seiner Art; es enthält eine so ansehnliche und merk-
würdige Reihe von Ehrengaben und von ehrenspendenden
Staaten, es ist dabei mit plastischem Schmucke so reich aus-
gestattet und so künstlerisch durchgearbeitet, wie kein anderes
uns bekanntes Denkmal dieser Gattung.
Ueber die Person des Geehrten gieht uns Auskunft die In-
schrift bei IVescher, Inscr. rec. ä Delphes n. 18, wo Accooccrd^og
RereoTtc'u/g Toojg cUco A/chorÖoc/c/g zum delphischen Proxenos
ernannt wird. Wir suchen also den Standort des Ehrendenk-
28*
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Die Sitte des Ehrenkranzes ist bei den Hellenen eine so
volksthümliche, dafs es an Belegen derselben auch auf dem
Gebiete der Schriftdenkmäler nicht fehlen kann. Der hellenische
Trieb nach plastischem Ausdrucke des Gedankens führte da-
hin, neben dem Ehrendekrete die Ehrengabe selbst zu versinn-
lichen und auf diese Weise den ötfentlichen Akt der Bekränzung
und des Ausrufens in einem bleibenden Denkmaie zu verewigen.
Solcher Kranztafeln sind uns viele erhalten, auf denen die
Kränze entweder der Urkunde äufserlich beigeftigt oder so mit
derselben veräochten sind, dafs innerhalb der Kränze die
Ehrenspender (wie o d^c/og, i) ^oo/L^ etc. C. I. Gr. n. 3256;
vgl. 2270, 2271, 3079) oder das Motiv der Ehrenspende
(orooi/;/(o'or7/, ccocciccoco'c/, i6/^oycoc(occi'/c etc. z. B. n. 2079)
oder die Gelegenheit, bei welcher die Kränze gewonnen sind
("io^cc/o, Ucn'cc^^rcoci: n. 234), eingeschrieben sind. Auch kommt
es vor, dafs die Ehrengaben sowohl als auch das Motiv im
Kranze stehen (o J^uog yroÄAc/g Äor^coocc^cror n. 2375 und
ebenso auf dem eleusinischen Steine mit den Ehrenkränzen des
Demetrios, den Vischer im Rhein. Museum IK 386 u. Gesamm.
Schriften II 87 herausgegeben hat. C. I. A. II 3 nr. 1217.).
Es fehlt auch nicht an Denkmälern, auf welchen die von
verschiedenen Staaten gespendeten Kränze nicht blos summarisch
(wie so häuüg in den galatischen Inschriften: Trc,cc^^6/g yro/ULdxcg
cr Tc/cg exx/Oycmzg vgl. n. 4024), sondern namentlich und der
Reihe nach, wie sie gewonnen worden sind, angeführt werden.
So auf dem vielbesprochenen Ehrendekrete des Theokles von
Olbia, wo die neunzehn Kränze, die demselben nach einander zu
Theil geworden sind, aufgezählt werden, n. 2059 (vgl. Köhlers
Gesammelte Schriften Bd. VI S. 232); hier sind aber keine
Kränze im Bilde dargestellt.
So bleibt trotz zahlreicher Analogien unser Denkmal doch
einzig in seiner Art; es enthält eine so ansehnliche und merk-
würdige Reihe von Ehrengaben und von ehrenspendenden
Staaten, es ist dabei mit plastischem Schmucke so reich aus-
gestattet und so künstlerisch durchgearbeitet, wie kein anderes
uns bekanntes Denkmal dieser Gattung.
Ueber die Person des Geehrten gieht uns Auskunft die In-
schrift bei IVescher, Inscr. rec. ä Delphes n. 18, wo Accooccrd^og
RereoTtc'u/g Toojg cUco A/chorÖoc/c/g zum delphischen Proxenos
ernannt wird. Wir suchen also den Standort des Ehrendenk-
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