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Curtius, Ernst
Gesammelte Abhandlungen (Band 2) — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.33815#0039

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II. Studien zur Grescliichte des griechischen Olymps.

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zwölfte Gottheit ihrem Wesen nach von den anderen gänzlich
verschieden, dafs sie dnrchans eigenartig ist. Sie ist das Band,
welches den Kreis umschliefst, das Siegel, das der hellenische
Geist dem Bande aufgedrtickt hat, um diese Vereinigung ur-
sprünglich selbständiger Gottheiten um einen gemeinsamen Herd
als sein Werk zu kennzeichnen.

Wichtiger ist ein anderer Einwand gegen die Buttmann'sche
Regel, den Welcker in seiner Götterlehre (I 408) erhohen hat
hei Besprechung des Sonnendienstes in Korinth und Rhodos.
Helios ist eine der Gottheiten, deren Name die gangbare Be-
nennung des Gegenstandes ist, dem sie vorsteht; sie müfste
also jüngeren Ursprungs sein und zu den Gottheiten gehören,
die keine grofsen Volksfeste haben (Mythologus I 10).

Hier können wir Buttmann in der Zeitbestimmung nicht
folgen; darin aber hat er vollkommen Recht, dafs er zwei ganz
verschiedene Reihen göttlicher Wesen unterscheiden lehrt, in-
dem die einen einer allgemeinen Naturreligion angehören, welche
das dem natürlichen Menschen Nächste zuin Gegenstande hat,
die anderen der nationalen Religion, der Religion des Olymps,
welche die Frucht eines ausgebreiteten Völkerverkehrs ist.

Es fragt sicli nun, wie weit es möglich ist, von diesen
verschiedenen Stnfen des religiösen Lebens, das die Hellenen
in vorgeschichtlicher Zeit durchgemacht haben, eine Vorstellung
zu gewinnen. Es würde unmöglich sein, wenn es nicht die
Gottesdienste wären, in denen sich die Ueberlieferung überall
am festesten bewährt. Religiöse Umzüge sind Urkunden ältester
Stadtgeschichte, Opfergebräuche die dauerhaften Zeugnisse alter
Sitte. Die Götter lebten nicht anders und besser als die
Menschen; so lange diese, von der Aufsenwelt abgeschlossen,
auf die Erzeugnisse ihres Bodens angewiesen waren, nahm man
zu den Spenden Honig und Milch, Pappelblätter, Fenchel,
Thymian; die Bergkräuter dienten als Gewiirz. Es war das
„indoeuropäische Ureigenthum", wie es Hehn nennt, und auch
nachdem die Hellenen Oel und Wein angebaut hatten und sich
den weinlosen Barbaren des Binnenlandes gegenüber yrAorrgg
oAor ^d^cc^oc Plut. Symp. IV 63) ihrer reich entwickelten
Oultur freuten, blieben die r^ydAcoc /%o,uoc in

alten Ehren. Auch zum Anzünden der Opferflamme enthielt
man sich allei' fremdländischen Holzarten, die nicht zu den
j'^cbbc; ^c/cc (Hesych.) gehörten, selbst des Reben- und Feigen-
 
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