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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 15.1897

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Die Klosterhöfe in der Reichsstadt Reutlingen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18487#0034

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26 —

Generali Claudio Baus sin" die Be-
sitzungen des Klosters zu Reutlingen, wo
dasselbe den Weinzchnten ans über 126
Morgen, den großen und kleinen Zehnten
ans etwa 79 Mannsmahd Bannigärten
und Wiesen besaß, an die wohledle und
viel lngendsame Anna Maria Löfilerin
von und zu Neidlingen auf Hohen-
stein, geborene Weiß von Limpnrg,
Witwe, und deren Nachkommen um
14 350 fl.
Als Grund deS Verkaufes wird an-
gegeben, „demnach wir auf dem zu Münster
und Oßnabrügg vermittels göttlicher Gnade
erhaltenen und pnblicirten Friedens nicht
allein zu Bezahlung der daselbst verwillig-
tcn so kayserlichen, als schwedischen SatiS-
facüons-, Evacnations- und Unterhaltnngs-
geldtcr, auch daher entsprungenen andern
Crayß- und Veyhülsfen eine zimmliche
starke Summa Geldtö zu erlegen verwiesen
worden, sondern znmalen auch und vor-
nehmlich zu Wiedcranfrichtnngen, Fort-
setzung gewisser höchstnotwendiger Gebäue,
Erlangung gewisser Mittel zu dem lieben
Feldbau und Redressirung übriger nütz-
licher Jntraden, damit nicht eines mit dem
ander» in gründlichem Verderben gelassen
oder gesteckt werden, zu Aufbringung eines
nicht geringen Stückh paaren Geldts nin-
nngänglich verursacht worden, dasselbe aber
nirgends hero gegen gewiser Verzinsung
oder Verpfändung unsers Gottshauß Ren-
ten , Gülten, Gefall oder Güther anfzu-
bringen vermögt, wie hock und viel wir
nnß darnmben gante ehffrigst bewordcn."
Verkauft wurden vom Abt und Konvent
„unsers Gottöhanß zu Renttlingcn habende
Gebäne alß eine Behausung, darunter ein
schöner, gewölbter Keller, auch darbey ein
gemanrtes Höflen und Gärttlen darinn.
Item gleich wieder an dieser Behanßnng
hat es einen neuen Ban, alles von Stein-
werckh und gehauenen Stücken geziert,
darunter ein gewölbter Stall und darauf
Stuben, Cammern und ein gewölbte
Küchin, darhinder ein gemanrtes Höflen
mit darinn stehendem Schwein- und
Hennenstall. Item fernerö hat es ex
opposito ei» wohlgebaute und in die
Vierung von Steinen gemaurte Scheuren,
darunter ein durchgehender, gewölbter Keller,
Treschtennen mit Stallungen und dreh-
facher Kornschütten, auch darhinder ein nnz-

liches Knchin- oder Kranttgärilen. Und
diese Stück geben jährlich 76 Gülden
20 Kreuzer und (sind) im klebrigen aller-
dings von allen Beschwerden sieh und
ledig." Zum Verkauften gehörte „in-
gleichen der Weinzehenden ußer den in
Reutlinger Zwängen und Bannen liegen-
den Weingarten, so über die 126 Morgen
belanffen möge», nicht weniger aller großer
und kleiner Zehenden ußer ungefähr
79 MannSmad Bvmgartten, Wiesen und
Vorlehc» in Renttlinger Zwang und Bann
liegend, fernerö an Hcllerzinscn zu Rentt-
lingen jährlich laut Lagerbnchs 6 Pfund
4 Schilling Heller, endlich 1 Pfund
Pfeffer zu Nenttlingen. Dahingegen so
habe» aber ermldte Verkäufferin zu be-
zahlen versprochen benanntlichen Stadt
Nenttlingen jährlich Zinß Steuer 7 fl.
26 Tr., item dem Hahliger jährlich Zinß
1 fl. 15 Tr." Das Kanfgeld wurde über-
geben „unser» (d. h. des Klosters) hierzu
insonderheit Abgeordneten alß Herrn Bl.
Balthasar Hornstein, nnsern, Mit-
conventnalen und Pfistern, desgleichen
Herrn Johann Baptistae Krezdorn,
Oberamtmann zu Osterrach und Herrn
Johann Andreä Egenroth en, Pfleger
zu Ehingen. Abt und Convent rennn-
cieren auf die exceptio non nunrcrntne
pecunine und wollen sich mit Nichten be-
helfen mit der Constitution und Satzung
?nuli secuncli, pontiircis i>> den Extra-
vaganten, begeben sich auch aller kaiser-
lichen, geschriebene» Rechten, die weder
diese unsere Alienation und Verkauf „sehn
oder verstanden werden" möchten, vor-
nehmlich der Constitution, so im cockice
unter dem Titel oder Rubrik „cle sncro
snnctis ecclesiis" einverleibt und „sich an-
fahet: nsc jus perlecturn! Sie ver-
zeihen sich aller Beneficien, freiheiten, die
sie oder ihr Gotteshaus „von hayligen
Cvncilien, von Päbsten, Kahsern, Königen,
Fürsten, unfern Orden und Obern von
Titel haben oder künfftiglichen überkommen
möchten. Ob über knrtz oder lange Zeit
einig Briefs, Urknnd, Register, Rodel oder
Schriften, es wären Stiftungen, Freiheiten
oder andere Gerechtigkeiten, so jetzo nit
fürhanden sind, erfunden würden, die alle
sollen hiemit von Unwürden, ganz kraftlos
und tot und, ab sehn." (Staatsarchiv.)
Der Verkauf bereitete dem Kloster Verdruß.
 
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