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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 15.1897

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Beck, Paul A.: "Der Schwäbische Bauer auf der Bühne", [1]: ein Beitrag zur Kunde des schwäbischen, bezw. Ulmer Dialektes und Schuldramas
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https://doi.org/10.11588/diglit.18487#0042

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bürg und Ulm unterhielten ja im 16. und
17. Jahrhundert, namentlich seit der Er-
hebung Straßburgs zur Akademie i. I.
1366 bezw. zur Universität i. I. 1621,
lebhafte geistige Beziehungen zu einander,
welche in dem häufigen Ab- und Zugehen
und Wechsel von Lehrkräften, in der Ein-
führung der meisten Sturmschcn Lehrbücher
in Ulm, vor allem aber in dem Besuche
der Straßburger Hochschule durch im
ganzen nicht weniger als 500 Ulmische
Studenten den bezeichnendsten Ausdruck
fanden. Ein besonderes Verdienst Ms.
ist es, daß er alsbald schon im I. 1610
beim Ulmer Schnlkonvente darauf hin-
wirkte, daß nicht wie bisher lauter lateini-
sche Komödien, sondern auch deutsche auf-
geführt werden dursten, so u. a. die von
ihm verfaßten und auch im Druck er-
schienenen Komödien vom Beel und Drachen
zu Babel (Ulm, 1615 s. Gottsched
a. a. O. I. S. 174) und von der Rebecca
(ebendaselbst 1616). In der Musik sehr
bewandert, wurde er i. I. 1626 auch
zum Direktor der Musik am Gymnasium
bestellt. Namentlich waren es die Stücke
von Kaspar Brülow (geb. 1585 zu
Pyritz in Pommern, ch 1627), dem be-
deutendsten dramatischen Talente Straß-
bnrgs, welche ihn anzogen. Neben dem
„Julius Cäsar" Brülows ließ M. im I.
1641 trotz des Kriegselendes den Moses,
die schwächste Brülowsche Schöpfung (von
1621), durch Schüler in Ulm anfführen
und auch unter dem Titel:
„Moyses oder eine Mrarrico-Lomosclia von
dem Leben und Geschichten Moysis, besonders
von der Ausführung der Kinder Israel ans
Aegypten, ans dem lateinischen lVl. Caspar! Uru-
lovii, in deutsche ungebundene Nede gebracht und
III tbeutro LFmn. ftlmelrs. aufgeführt. 5!. Ulm
1641"
im Druck erscheinen. Beide Stücke waren
mit Brülows Andromeda (v. 1612),
Eliaö (v. 1613), Chariklea (v. I. 1614),
Nebukadnezar (v. 1615) längst zuvor au
der Quelle iu Straßburg gegeben worden,
elfteres (Cäsar) u. a. i. I. 1616 in Gegen-
wart des Herzogs Joh. Friedrich v. Würt-
temberg, welcher sich sehr beifällig über
die Aktion aussprach und den Kurfürsten,
zu Heidelberg aufmnnterte, sich dasselbe
ebenfalls anznhörcn. Die Ulmer Moses-
produktiou ist dadurch merkwürdig, daß
mit derselben (i. I. 1641) das neue Ko-

mödienhaus bei der Dreifaltigkeitökirche
eingeweiht wurde, welches der bekannte
Architekt Jos. Furtenbach d. Ae. aus
Leutkirch (geb. 1591, -f 1667), zugleich
Besitzer einer weltberühmten Knustkammcr,
auf obrigkeitlichen Befehl erbaut hatte,
und welches im darauffolgenden Jahr-
hundert als „Fremdalmosenkasten" und
noch später als Kaserne diente und welches
F. selbst iu seinem zu Augsburg i. I. 1663
erschienenen „Mannhafter Kunstspiegel"
beschrieben hatte. Der bekannte Kunst-
historiker G. F. Waag e u findet (in seinem
„Kunstwerke und Künstler iu Bayern,
Schwaben :c.", II. 10. Brief S. 142/143)
es sehr merkwürdig, daß die Ulmer, als
ihre Stadt nach dem 30jährigen Kriege
tief von dem alten Wohlstände herabge-
suukeu war, so viel Gefallen an dramati-
schen Vorstellungen zeigten, daß durch F.
für die Schüler des Gymnasiums ein
eigenes Theater mit so mancherlei Dekora-
tionen und Maschinerien gebaut wurde,
wie es drgl. von wenig andern Städten
Deutschlands in so früher Zeit uachzu-
weiseu sein möchte. Ein solches für da-
malige Zeiten prächtiges Gebäu mußte den
Sin» des Publikums für das Spiel und
den Eifer Ms. für die Sache noch mehr
anfachen; und so führte letzterer am
10. Septbr. 1650 eine ganze Serie von
(11) Komödien zur Feier des FriedenS-
festeS „auf seine (Ms.) und Stadtpfeifers,
des laugen ElwrlenS Unkosten" auf, welche
von den grausamen Verfolgern des christ-
lichen Glaubens, de» yöm. Kaisern CaruS,
Diokletian, Maximilian, Galcrius ?c.,
dann vom frommen Kaiser Konstantin
handelte. Diese Kollektivkomödie — ein
wahres Monstrum von einem Spiel —
erschien auch im Auszuge im Drucke unter
dem Titel:
„Ccolssias Clrristiauae veteris Status sub
Caro, Oiocletiauo, IVlaximiniano, Calerio, Coir-
stantino, Naxentio et Coirstautiiro Iirrpp. Horn,
d. j. Zustand und Beschaffenheit der alten christ-
lichen Kirchen unter Negierung der röm. Kaiser rc.
des; großen Gott dem Allmächtigen zu Ehren,
der Schuljugend zur Uebung und gemeiner
Bürgerschaft zu Gefallen und Ergetzlichkeit. Kurtz
allhie entworfen und angedeut aber in Form
einer MraAlco-Coiiioeäia weitläuffig angestcllt
und auf öffentlichem Hatro allhie Won dem
Stulllosis und viscipulis agirt nach gehaltenem
Friedensfest. In dem Herbstmonat (10. Sep-
tember) anno 1650 durch Merk 4°. 8 Bll.
13 SS."
 
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