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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 15.1897

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Brinzinger, Adolf: Beiträge zur Geschichte einzelner Pfarreien, [14]: das Augustinerkloster in Oberndorf a. N.
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https://doi.org/10.11588/diglit.18487#0124

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Großbayer, Werk- und Baumeister in
Haigerloch, das noch übrige Kirchengebände
per Accord übergeben, ebenso das Kirchen-
gewölbe und die Vollendung des Turms,
sowie der Verputz zu 3700 Gulden. Groß-
bayer ließ die Mauer der sich senkenden
Kirche einwinden, und der Gefahr mit
sogenannten hölzernen Hosenträgern ab-
helfen. Am 2. Juli 1775 wurde Domi-
nikus Sauer aus Freiburg im Breisgau
zum Prior in Oberndorf gewählt, in
Lauingen, unter ihm ist Ende September
1775 das Dach der Kirche vollendet, aber
nicht mit Ziegeln abgedeckt worden, sondern
letzteres geschah erst anfangs 1776. Im
Jahre 1776 fertigte Johann Baptist
Weckcnmann, Bildhauer und Wirt ans
Haigerloch, das prächtige Rokokoportal
der Klosterkirche mit Nischen, Vasen und
Ornamenten. In den jetzt leeren Nischen
standen wahrscheinlich einstens Heiligen-
statuen. Der Kirchturm, 91 Fuß hoch, wurde
mit eichenen Schindeln gedeckt, er ist 1814
unbegreiflicherweise abgebrochen worden.
Er stand südlich und halte acht Stockwerke.
In seinen unteren Teilen ist er noch er-
kennbar im Hof, einst Kreuzgärtle, das
den alten Kreuzgang einschloß. Dort
steht jetzt noch der hübsche Nokokobninnen
auö Stein, mit vier Röhren, elegant de-
koriert mit Masken, Gewinden und Vasen,
vermutlich ebenfalls von Weckemnann ge-
fertigt. Wer sind die Baumeister der
Kirche? Zuerst Pater Theobald Kürschner
ans Konstanz mit den Zimmermeistern
Andreas und Philipp Kramer, dann
Christian Großbayer. Letzerer war ans
Haigerloch, Stadtschultheis; daselbst, Werk-
und Baumeister. Er hat früher schon
zwei sehr schöne Kirchen gebaut, nämlich
1755 die St. Annakirche in Haigerloch
in reich gegliedertem Rokoko, und in Sig-
maringen für die katholische Pfarrkirche
zum hl. Johannes Evangelista den Plan
entworfen, früher Schloßkirche, 1751 — 61
erbaut. Unter der Leitung von Großbayer
wurde auch 1780 die Stiftskirche zu
St. Jakob in Hechingen begonnen, deren
Plan Bandirektor d'Jxnard (s. „D.-A."
1896, S.168 ff.) gefertigt hat (s- Zingeler-
Lanr, Bau-und Kunstdenkmäler in Hoheu-
zollern. Stuttgart, Neff 1896, Seite 96
und 268). Im Jahre 1776 wurde jetzt
nach Fertigstellung des NohbanS mit der

Ausmalung der Kirche begonnen, die wir
im folgenden Abschnitt ausführlich be-
schreiben werden.
O. JohaunBaptist Enderle, Maler
v o n D o n a u w ö rth, und seineFres-
kenin derKirche d e s Augustiner-
klosters zu Oberndorf. In den
Werken über Malerei ist Enderle fast
verschollen. Unfern Nachforschungen in
Donauwörth, München, Ulm und Stutt-
gart gelang eS, neue Resultate über sein
Leben und seine Werke aufzufinden, die
für weitere Kreise von Interesse sein
dürften. Johann Baptist Enderle ist gebo-
ren 1724 (?), den Ort seiner Geburt konnten
wir nicht erfahren.') Er lebte als Maler
st Joh. Bapt. Enderle, der in der Kunst-
geschichte bald „aus Donauwörlh", woselbst er
ansässig war, bald „in Augsburgs w. bezeichnet
wird, soll zu M indelheim im bahr. Schwaben
im vor. Jahrhundert (1724?) geboren sein ; nähere
Daten ließen sich bis jetzt nicht erheben. Er malte
außerdem um d. I. 1793 die sehr guten Decken-
gemälde des Langhauses in der Pfarrkirche von
Rohling, Landkapitels F-riedberg, mit dem
Martyrium des hl. Vitus, ivie die die Brot-
vermehrnng darstellenden des Chores, ebenso
die Gemälde an den Brüstungen zu beiden
Seiten des Chores (s. Steichcle, das Bistum
Augsburg rc. VI S. 224). In der Wallfahrts-
kirche Allerheiligen, Pfarrei Scheppach,
führte er 1770i1771 die bei Steichcle n. a. O-
S. 748 näher beschriebenen Fresken im Schiff
und Chor aus. „Das Hanptgemälde der Lang-
hansdecke, die Anbetung der Weisen darstellend,
zeichnet sich namentlich durch Zartheit der Farben
und Virtuosität der Perspektive anS." In die
Kapelle von Haminerstenen bei Wettenhansen
lieferte er wohl i. I. 1763 in Schiff und Chor
gute (a. a. O. S. 541 näher verzeichnete)
Fresken und um d. I. 1796 noch in die Pfarr-
kirche von Großanhansen. Landkapitel Jchen-
hausen, gute (ebendas. S. 372 angeführten) Decken-
stücke mit der Geburt Christi im Chor und der
Anbetung der Weisen im Langhaus. Einem
Joseph (?) Enderle werden bei Steichcle
a. a. O. II. S. 352 gute Plafondsgemälde in
der Pfarrkirche von Kirchdorf, Landkapitel Bais-
weil, zugeschrieben.
Mil Joh. B. Enderle ist nicht zu verwech-
seln sein ihm als Maler nachstehender, etwas
älterer Vetter Anton Enderle in Günz-
bnrg, welcher n. A. um d. I. 1745 nicht be-
deutende Deckenstncke in die Pfarrkirchen von
Waldkirch und Mindelaltheim, ein besseres Decken-
gemälde mit der hl. Jungfrau in die Pfarrkn-
ratiekirche von Haldenwang lieferte und welchen
Joh E., ans einer von ihm dem Ant. E. deduzier-
ten, in der Sammlung des Herrn Hanptmann a.D.
Geiger in Nen-lllin befindlichen, die Kreuz-
abnahme darstellenden getuschten Federzeichnung
den „knnstbernhmten Maler in Günzbnrg" und
seinen „vielgeliebten Vetter" nennt. - Die Red.
 
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