Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 15.1897

DOI Artikel:
Brinzinger, Adolf: Beiträge zur Geschichte einzelner Pfarreien, [14]: das Augustinerkloster in Oberndorf a. N.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18487#0123

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
115

Jetzt folgten mehrere Monate lang Streitig-
keiten des Klosters mit dem Pfandherrn
Johann Nepomnck Meinrad von Pflummern
nnd seinen Beamten, welche den Neubau
des Klosters nicht dulden wollten. In
den Aktenstücken lautete seine französische
Titulatur: „Noirsieur de Uüummern,
Llrevullier clu Leint Urrrpire, LeiAneur
cle 1a Ville et 3ei§neuiie de Obern-
dorfs, Oonseiller de la il^e^ence de La
IVIujeske Imperiale Royale et T^poskol.,
et e;rand Railliste de Trider^." Er
war seit 1765 Pfandherr von Oberndorf
auf 20 Jahre, zugleich Patron der Stadt-
pfarrei und drei Kaplaneien sowie der
Kirchen der vier Herrschaftsdörfer, ver-
mählt mit Maria Josepha Beata Maurer
von Crvnegg und UngcrShofen. Um
41 000 Gulden hatte er die Herrschaft
Oberndorf von Oesterreich erhalten. Er
starb 31. Juli 1777 in Oberndorf laut
Totenbnch 71 Jahre alt. 1779 errichteten
seine Verwandten ex voto die Nepomnk-
statne, welche jetzt bei der Gewehrfabrik
an der Hauptstraße im Thal steht mit
dem Wappen der Pflummern nnd einer
Inschrift. Pflummern klagte bei der Frei-
burger Regierung nnd beanspruchte das jus
udvocutine über das Augnstinerkloster,
Prior Flurschütz berichtete aber über die
Notwendigkeit des Neubaus und erhielt
auch die Erlaubnis dazu von Freiburg.
Bezüglich des jus udvocLkiue gab ihm
Kauzleidirektor Pizenberger in Beuron
als NechtSverständiger den Rat: „das jus
udvoeukiae der Kaiserin Maria Theresia
über das Kloster anzuerkennen, zugleich
aber zu bitten um das Recht eigener Ver-
waltung der Temporalia durch den Prior
wie bisher, und daß dem Kloster die Zins-
bricfe, Bücher und andere Dokumente im
Klosterarchiv zur Verwahrung belassen
werden, dafür soll er offerieren, alljährlich
20 Gulden an die Landesfürstlicheu Kassen >
zu bezahlen". In Freiburg wurde diese
seit den Grafen von Zimmern strittige
Frage am 5. März 1774 diesem Bitt-
gesuch entsprechend genehmigt. Jetzt wurde
rasch weitergebaut. Am 10. Juni 1772
legte Prior Flurschütz den Grundstein des
nenen Klosters, es wurden geweihte Gegen-
stände eingelegt, sowie ein Pergament-
schriftstück mit den Namen der geistlichen
Obern: des Papstes, Kardinalbischofs von

Konstanz, Ordensgenerals, ProviuzialS
und des Pfaudherrn samt einer Beschrei-
bung der miseriu temporum. Ende
August 1772 war dieser ganze Ban unter
Dach. Im Oktober 1772 wurde der
Neubau des dritten Flügels gegen
den Neckar und das BräuhauS hin be-
schlossen. Mit den Zimmermeisteru An-
dreas und Philipp Kramer wurde ein
Kontrakt geschlossen. 1. Daß „sie das
übrige des alten Klosters von der zweite»
Stiege, von der Kellerei gegen dem Brau-
haus und Neckarfluß bis hinter zur Kirche
abbrccheu und 2. das nötige Holz be-
schaffen und beschlagen zum Bau. Sie
erhalten 1740 Gulden für die Vorarbeiten".
Im März 1773 wurde dieser letzte Flügel
abgebrochen und im August 1773 nach
und nach der dritte Flügel neu aufgerichtei,
wobei die Bürgerschaft der Stadt und
Umgebung 220 Fuhren mit Bauholz- und
Materialienbeischaffung leistete. Der
zweite Neubau betrifft die Klo-
sterkirche im Jahre 1 7 7 4. Am
1. Mai 1774 war der letzte Gottesdienst
in der alten baufälligen Klosterkirche und
wurde jetzt ein Betsaal als Hauskapellc
benediziert für Abhaltung des Gottesdienstes.
Die Baugesckichte fanden wir im Stutt-
garter Staatsarchiv im Protokoll von
1749 ff. „Am 29. August 1774," schreibt
Prior AlipiuS Flurschütz, „legte ich den
ersten oder Grundstein zur neuen
Kirche, er liegt in der ersten Säule vu1§o
Lesinen des Frontispiz der Kirche bei dem
Stiftungsbrief über das Kloster, dabei sind
geweihte Gegenstände, Münzen und die
Namen des Papstes Clemens, Joseph II.
und Maria Theresia, des Bischofs von
Konstanz, Kardinal Franz Konrad von
Rodt, des Generalpriors der Augustiuer-
eremiteu Franz Xaver Velasquez, des
schwäbischen OrdenSproviuzials Alexander
^ Samhaber, und der Religiösen des Obern-
dorfer Konvents." (S. 439 Protokoll.)
Man hoffte noch vor Winter 1774 die
Kirche unter Dach bringen zu können, aber es
gelang nicht wegen der rauhen Witterung
und wegen anderer mißlicher Umstände.
Der üblen Witterung ausgesctzt begann
die Kirche nun auf der Seite gegen den
Bach hin sich zu senken und es drohte
Einsturz. Deswegen wurde notgedrungen
am 26. Februar 1775 dem Herrn Christian
 
Annotationen