Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

DOI article:
Pfeiffer, Bertold: Einheimische Baumeister in Oberschwaben vom Ende des 16. bis 18. Jahrhunderts
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0010

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
daraus zu entnehmen sind. Alle wichtigeren
Denkmäler kennt der Verfasser ans eigener
Anschauung.

Wir greisen gelegentlich auch in das
16. Iahrh. zurück, wo hervorragende Re-
naissancebauten zn verzeichnen sind. Im
allgemeinen hat sich aber die Architektur
gerade in Oberschwabeu viel später als
ihre Schwesterknnste in die neue Formen-
welt eingelebt, besonders im Kirchenbau,
wo viele in die Ueberliesernngen der Bau-
hütten eingesponnene Meister sogar bis
tief in das 17. Iahrh. hinein zäh an der
Gotik festhielten.

Am allermeisten scheint dieser konser-
vative Zng im Machtbereich der großen
geistlichen Residenzen Konstanz und Salem
geherrscht zn haben, weshalb wir mil
Baden beginnen. Freilich hatte gerade
hier, von weltlichen Fürsten und einem
kräftigen Bürgertnm getragen, die Re-
naissance im 16. Iahrh. vielversprechend
eingesetzt, allein im 17. kam sie mehr als
anderwärts ins Stocken.

Wir sind hier in einer eigentümlichen
Lage, indem uns größtenteils Bauten ohue
Baumeister und dann wieder Banmeister
ohne Bauten begegnen. Im Kreis
Konstanz ist bekanntlich daö wichtigste
Denkmal der Renaissance der neuere Teil
des Fnrstenbergschen Schlosses Hei-
lig enbera ans der zweiten Hälfte des
16. Iahrh/(1562-1592), wobei u. a.
die Baumeister Benedikt und Hans Oertlin
von Ueberlingen mitwirkten. In Kon-
stanz ist die Stadl kanzl ei mit ihrem
stimmungsvoll malerischen Hofraum 1592 f.
von dem Oberbaumeister (?) Alexander
Gnldinast errichtet. Unbekannt sind
die Meister der bischöflichen Schloß'
ka pelle zu Hegue 1595, der Stadt-
kanzlei zu Ueberliugeu 1599, deS
Schlosses zu Meßkirch um I6l1,
des österreichischen Schlößchens
in Radolfzell 1620 u.s.w. Ueberhaupt
sind die zahlreichen Steinmetzzeichen aus
dem 16. und dem Anfang des 17. Iahrh.,
welche F. X. KranS a. a. O. gesammelt
hat, fast durchweg unerklärt. Umgekehrt
hat aus einer etwas jüngeren Zeit
— 17. und 18. Iahrh. — A. Klemm
Namen nud Steinmetzzeichen einer Menge
von Angehörigen der Konstanzer Unter-
hütte veröffentlicht (Zeitschrift für Ge-

2 —

schichte des OberrheinS, N. F. IX s1894 s,
S. 193 ss.), ohne zngehörige Bauten an-
führen zu können. Wir sehen von einer
Anszählnng sämtlicher Namen ab und be-
schränken uns auf eine Auswahl, nmso-
mehr, als diese Meister wohl großenteils
einer flauen Spätgotik anhingen.

In K onstanz finden wir, von früheren
abgesehen, Heinrich Scheffler, 1592—1598;
dann Sima Stör, 1591-^1611, und
seinen Sohu Lux Stör, Meister 1614,
Stadtwerkmeister 1621 — 1642; daneben
Jakob Bockh, Stadtwerkmeister 1591 bis
1' 1605, seinen Sohn Hans Bockh, Ge-
selle bei Scheffler, Steinmetz und Werk-
meister 1606—1619 ; bei Jakob Bockh
lernt Jerg Bartt von Allmersdorf, Meister
1609 — 1637. Eine weitere Grnppe von
Werkleuten schart sich um den Namen
Wirtt: Jochem Wirtt, Lehrling bei
Scheffler, Meister 1593 bis 1629,
bildet Christian Haslander von Rente
bei Waldsee ans, der 1629 Meister
in MeerSbnrg wird. Christoffel Wirtt
ist 1641 Werkmeister, 1646 Stadt-
werkmeister in Konstanz; bei ihm lernen
sein Sohn Michael Wirtt, Meister 1654,
Werkmeister 1663, sowie Lorenz Eggmüller
von Radolfzell, Meister 1663/Wcrk-
meister 1673 — 1693, dessen Lehrling
Christian Badlogg von Tschagnns bei
Bludenz 1696 als Werkmeister, später als
Unterbanmeister vorkommt nnd seinerseits
wieder Johannes Dallmann von Konstanz,
Meister 1722—1751, ausgebildet hat.
Als fernher zugewandert sind zu beachten
Andreas Holtzmann vonLnzern/) Meister
in Konstanz 1673 — 1694, nnd HanS
Adam Castner von Innsbruck, «steinmetz-
meister 1706—1744, mit seinen bis ins

') Während Holtzmann, der sich in die Kon-
stanzer Bauhütte nusnehmeu ließ, zu den Ein-
heimischen gezählt werden kann, greifen andere
Meister aus der deutschen Schweiz nnr gelegent-
lich herüber: so Georg Guggenbüehel aus Ein-
siedel», der, nachdem er einen neuen marmornen
Altar für das Münster gemacht, 1638 ohue Er-
folg einen Ueberschlag wegsnEinwölbung d es
Mittelsch ifss vorlegt. Zu neuen Verhandlungen
hierüber kam es erst 1679; damals entwarf ein
Jesuit eiueu Plan zu einem barocken vergipsten
Scheingewölbe, das die Maurermeister Hans und
Kaspar Blatt bürg er, Vater und Sohn, aus
St. Galleu bis 1683 ausführten. Zu solchen
Arbeiten scheinen die Mitglieder der Bauhütte zu
solid gewesen zu sein.
 
Annotationen