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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

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Lupberger: Zur Geschichte der Stadtpfarrei Wangen i.A.
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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0058

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verdienstvolle Geschichtsschreiber des All-
gäus, Archivdirektor Or. Baumann, in
seiner Geschichte des Allgäus Bd. I p. 93,
„die Messe dargebracht wurde, tranken
die Ostallgäuer auf dem Auerberge und im
Götterhaine zu Roßhaupten noch Wnotans
Minne. Erst um 72t) kamen jene Männer,
die auch in dieser entlegenen Gegend die
christliche Lehre einbürgern sollten: es sind
die St. Galler Mönche Magnus und
Theodor." Die Christianisierung im west-
lichen Allgäu, namentlich in den Ober-
ämtern Lentkirch und Waugen, mnßte
durck die Tätigkeit anderer als des
hl. Magnus vor sich gegangen sein und
ist früher anzusetzen als diese. Denn wir
stoßen in den ältesten Urkunden auf
durchaus feste christliche Zustände daselbst,
so in der Urkunde vom Jahre 766, 7. Juni,
Leutkirch (villa pudlica, ^libslMua), wo
wir hören von einem christlichen Priester
Natpot als Zeugen einer Vergabnng an
das Kloster St. Gallen im Orte Nibel-
gau oder Leutkirch selbst, die, früher
schon von einem Marulfus gemacht, von
seinen Söhnen Liutulfus, Merolfus,
Haizzo und Piseoffns bestätigt wurde
(Württ. Urk.-B. Bd. IV p. 317); so in
der Urkunde vom Jahre 788, 4. Mai,
Legan, wo wir vernehmen von demselben
Priester Ratpot, wie er sein Besitztum im
Nibelgau mit dazu gehörigen genannten
Unfreien an das Kloster St. Gallen gibt
und sich diese Schenkung von zwei
Priestern Kaganhardt nnd Frnmolt be-
zeugen läßt (Württ. Urk.-B. Bd> I x>. 35).
Dieser Akt ging vor sich »in ipsa ecclesm
^idelZÄuiÄ«, welche Kirche Baumann
(die Gangrafschaften im württembergischen
Schwaben x>. 37) für die Mutterkirche
des Nibelgaues in Aufhofen, dem späteren
Leutkirch (Liutchirchun, Leutkirche, dasilica
popul^ris) hält. Diese Kirche wird sogar
schon 797 in der Urkunde vom 24. April,
Aufhofen oder Leutkirch, mit ihrem
Patron oder Heiligen genannt. Denn wenn
nach dieser Urkunde die Priester Fromolt
und Cacanward ihr elterliches Erbe in
Aichstetten und Ausnang mit genannten
Unfreien uud sonstiger Zugehörung an das
Kloster St. Galleu überlasse», so geschieht
diese Überlassung »in atrio sancti
Martini« (Württ. Urk.-B. I x>. 47). Alles
in diesen Urkunden zusammengenommen

spricht dafür, daß schon in der zweiten
Hälfte des achten Jahrhunderts iu Leut-
kirch uicht mehr eine bloße Missions-
station sich befand, sondern ein ordent-
licher Seelsorgerposten, und daß, was im
Nibelgau bestand, auch für das übrige
westliche Allgäu vorausgesetzt werden kann,
mit anderen Worten: daß das Christen-
tum völlig eingebürgert, also schon seit
längerer Zeit einheimisch geworden war
(Banmann I p. 91). Wenn aber bis
heute der hl. Magnus auch im westlichen
Allgäu als Apostel des Allgäns verehrt
wird, wenn gerade in Wangen sowohl
als in dessen spä'erem Filial Deuchel-
ried ihm Altäre errichtet sind, wenn in
Wangen die Pfarrkirche im sogenannten
Magnusstab mit silberner Krümmung und
Silberstatnettchen des Heiligen eine Re-
liquie desselben aufbewahrt, um sie bei
der Oeschprozession znr Segnung der
Fluren zu gebrauchen, oder wenn a. 1613
der Rat von Wangen beschließt, St.Mangen-
tag fortan Lud praecepto zn feiern
(Stift.- und Jahrt.-Buch x>. 36), so er-
klärt sich diese Verehrung aus dem engen
Verhältnis der StadtzumKloster St.Gallen,
deren Grund- und Patronatsherr das
Kloster seit uudenklicher Zeit war. Es ist
hinlänglich bekannt, daß die Klöster die
Kirchen ihres PatronalS oder Besitzes
unter den Namen und Schutz ihrer eigenen
Patrone zu stelle» beliebten, um ihnen
den Stempel ihres Besitzes aufzudrücken.
So wurde auch vom Kloster St. Gallen
für die Pfarrkirche in Wangen als Patron
neben dem hl. Martinus der hl. Gallus
aufgestellt.

Dieser spukt in den älteren Geschichts-
weiken neben dem hl. Magnus als der
Apostel des Allgäus, aber seine Missions-
tätigkeit ist, wie wir oben berührt haben,
gemeinschaftlich mit dem hl. Kolumban
und keine längere. Denn er zog sich,
nachdem dieser dem unfreundlichen Ale-
mannenvolke am See den Rücken gekehrt
hatte, in die Bergeinsamkeit an der Steinach
zurück, um ein Leben als heiliger Ein-
siedler mit seinen Gefährten zu führen.
Daher verschmähte er auch hartnäckig den
ihm öfters angetragenen Bischofsstnhl von
Konstanz und lenkte die Wahl auf dem
von Herzog Gnnzo veranlaßten Konzil
daselbst auf de« Diakon Johannes, der
 
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