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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

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Beck, Paul A.: Ein alter schwäbischer Steinmetz im Norden etc.
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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0140

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Meister später, wie anderwärts, beginnen.
Noch ans dein 16. Jahrhnndcrt ist wohl-
bekannt Christoph Wohlgemut ans
Ueberlin gen, welcher viel in Ober-
schwaben gearbeitet und n. a. ums Jahr
1513 an die im Jahre 1631 abgebrannte
Benediktinerklosterkirche von Jsny i. A.
einen Anbau gefügt hatte. Einigemale
stieß mir schon, indes ohne alle nähere
Nachweise, der Steinmetz Sebastian
Ertle (Erdtle, Ertlin, Oertle :c.) aus
Ueberliugeu auf, welcher um die Weude
des 16. uud 17. Jahrhunderts tätig war;
ich vermute in ihm einen Verwandten oder
gar Sohn der u. a. beim Schloßneu-
einbau in Heiligenberg beschäftigten Bau-
meister Benedikt und Hans Oertliu
(um 1569) aus Ucberlingen (auch aus
Radolfzell um 1563 genannt) oder des
von Rnppert (in seinen „Konstanzer ge-
schichtlichen Beiträgen", IV, Konstanz,
1895, S. 112) aus dem Jahre 1585
angeführten Steinmetzen Thoma Ortlin
(Oertliu, Oertle zc.), der sich hernach
lange Jahre als Baumeister im Zister-
zienserstift Salem aufhielt. Endlich fand
sich in den „Magdeburger Geschichts-
blätiern" (38. Jahrgang, 2. Heft, 1963,
S. 281 —32V) eine nähere Spur von
diesem bei uus in Schwaben ganz ver-
scholleneu Meister Ertle in den schätzens-
werten, hernach auch sonst noch durch
einige schriftliche Nachrichten vermehrten,
„Mitteilungen zur Geschichte einiger Einzel-
denkmäler im Magdeburger Dom" vou
Architekt B. Hanftmann. Danach hat
„Bastian Ertle aus Ueberling", wie
er sich schreibt, im 16./17, Jahrhundert
jahrzehntelang im Norden, und zwar zu-
meist iu Magdeburg a. d. E. von
1595—1616, wo er aus dem „Prälaten-
berg" wohute, gearbeitet. Im Magde-
burger Dom stammt von seiner Meister-
hand der Unterbau der Kauzel, dann die
reichen ans Sandstein und Alabaster ge-
fertigten Nenaissancedenkmäler (Epitaphe)
des Wichard v. Bredow vom Jahre
1601, des Johann V.Lossow vom Jahre
1605, des Friedrich v. Arnstedt vom
Jahre 1610 und des Lndwig v. Lochow
vom Jahre 1616. Von ihm rührt auch
(gemeinschaftlich mit einem gewissen Zim-
mermann, seines Zeichens einem Tischler)
das (lant im Magdeburger Staatsarchiv

verwahrtem, mit Unterschrift nnd Petschaft
versehenem Vertrag vom 23. Juui 1604)
im Jahre 1604—1606 entstandene, längst
verschwundene Orgelgehänse im Magde-
burger Dom her. Iu Ertles Zeit fiel
nämlich die Erbannug einer neuen Orgel
im Magdeburger Dom, welche, weit und
breit ihresgleichen suchend, mit beweglichen
Figureu uud einem krähenden Hahn ver-
sehen war. Außerdem lassen sich iu der
Gegeud noch folgende schöne Grabdenk-
mäler Meister ErtleS nachweisen: das
marmorne des Kaspar v. Kannenberg im
Dom von Halberstadt vom Jahre 1605
und das eines v. Arnstedt in der Stadt-
kirche vou Jerichow vom Jahre 1609,
mit welchen aber sicher die Tätigkeit Ertles
noch lange nicht erschöpft ist. Näheres
ließe sich vielleicht in den (in zwei Folianten
im Magdeburger Staatsarchiv vorhandenen)
noch nicht darauf durchforschten Kapitels-
protokollen sowie in der Kunst-
literatur vouMagdeburg, Hal-
berstadt und der Umgegend
erheben. Seinem an den
meisten der genannten Werke
angebrachten, hieneben abge-
bildeten Steinmetzzeichen, wie auch
seiner Petschaft setzte er stets
zwei gekreuzte Schlüssel — viel-
leicht sein Wappen? — bei. Von
den zahlreichen bei Kraus
iu seinem „Kuustinventar des Kreises
Konstanz", S. 611, sowie in dem Auf-
satze Klemms: „Die Unterhütte zu
Konstanz, ihr Bnch uud Zeichen" (in der
Zeitschrist für Geschichte des Oberrheins",
n. F., IX,, 1894/S. 193 ff.) verzeich-
neten noch unerklärten S t e i nm etzz e i ch e n ^
der Seegegend gleicht keines dem hier ab-
gebildeten. Hanftmann schreibt a. a. O.
Ertle weiter eine einst am nordwestlichen
Eckpfeiler des Kreuzarmes im Magdeburger
Dome vorhaudeu gewesene Schäfergruppe
zu, von welcher sich nur noch ein stark
angewittertes, mit anderen Skulpturresteu
im Erdgeschoß des westlichen Nordturmes
aufbewahrtes Kopfbruchstück erhalten hat.
„Man sieht, daß in der Mitte des Scheitels
die seilliche Eisenhafte eingriff, daß sich
dort das Material nach seiner natürlichen
Schichtung gespalten hat. Die Figur war
„uach dem Haupt", d. h. die Schichtung
senkrecht znr Standfläche, verwendet, was
 
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