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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Kümmernis-Wallfahrten etc. in Schwaben etc.
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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0197

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effante, in der Kirche des ehemaligen Zister-
zimserinnenklosters Kirchheim im Nies
kll fresco gemalte, im genannten Archiv
von 1892 Nr. 9 abgebildete und be-
schriebene, wohl aus dem Anfang des
15. Jahrhunderts stammende Kümmernis-
bild. Auch in der zu Beginn des 19. Jahr-
hunderts eingegangenen, dem hl. Georg,
Märtyrer, und der hl. Cummerana (»et
Acl L. LuwineranÄM«; Konst. Diö-
zesankat. von 1779, S. 186) geweihten
Weissenauer Klosterpfarrei Manzell am
Bodensee, woselbst die Kirche länast ab-
gebrochen ist, scheint die Kümmernis-
verehrung alten Datums gewesen zu sein;
hier befand sich sicherlich auch eine Dar-
stellung von der hl. Kümmernis in der
Kirche; leider ließ sich darüber, wohin
dieselbe gekommen und ob sie überhaupt
noch vorhanden ist, sowie anch über den
Kümmerniskult daselbst nicht das geringste
ermitteln; wahrscheinlich dürften die
Weissenauer Klosterakten Aufschluß geben.
In der Nähe von Manzell, zu Langen-
argen, wurde die hl. Kümmernis eben-
falls (wenigstens im 18. Jahrhundert)
verehrt; bei der Einweihung der Pfarr-
kirche von Langenargen im Jahre 1722
durch deu Konstanzer Bischof Joh. Franz
Freiherrn Schenk v. Stanffenberg wnrde
ein Seitenaltar »in sonorem SÄncti
^vclnnis I^epomuceni et SAiicwe'VVilAe-
sortis« konsekriert. Bemerkenswert sind
die in der Bodenseegegend befind-
lichen, noch erhalten gebliebenen Dar-
stellungen in der vormaligen Benedikliner-
kloster-, jetzt Stadtkirche zuStein a. Rhein
(Wandgemälde) und in Ob erwinter-
thur (Steinrelief) aus de», 15. Jahr-
hundert; zu Esserats weiler in der
hohenzollern-schwäbischen Enklave Achberg
(eine Oelbildkopie); in der Wallfahrtskirche
zu Bühl bei Jmmenstadt i. A.; in der
Marienkapelle zn Fischen i. A. befindet
sich auf der linken Seite des Schwibbogens
das Bild des Gekreuzigten mit dem Geiger,
dem die Jungfrau ihre» goldenen Pantoffel
zuwirft, weil er ihr seine Not klagte; sie
bewährt sich als Helferin in Nöten. In
der Kapelle zu Ober-Gamenried,
Pfarrei Wörishofen, ist ein Bild der Hei-
ligen mit dem Spielmann; ebenso in der
Kirche zu Hagenheim bei Landsberg.
Zu Jllertissen starb im Jahre 1825

eine Person, welche den Taufnamen Küm-
mernis führte. Im benachbarten Vor-
arlberg befindet sich zn Rankweil
ein 4 Fuß langes, mit den Armen 3 Fnß
4 Zoll breites holzgeschnitztes byzantini-
sches Kruzifix mit der Bezeichnung:
Lclnctus Lumernus am Querholze. Der
Mann der Schmerzen trägt herabhängendes
Haupthaar, eine steinbesetzte Krone statt
der Dorngeflechte und ausnahmsweise
ein Schanuuch. Dort geht nach dem
Kirchenbuch 14. September 1831 auch
ein Weib mit dem Vornamen Kümmernis
mit Tod ab. In einem Gotteshause in
dem nahen Feldkirch findet sich ein
Bild der gewöhnlichen Art. Auch soll zu
Bregeuz in der alten Mirtinskapelle im
Jahre 1897 ein Kümmernisbild unter den
dortigen Wandmalereien entdeckt worden
sein. Heute noch ist in Mühringen,
Landkapitels Horb (nicht am Harz (!), wie
Sepp a. a. O. S. 211 schreibt), woselbst
der Konstanzer Weihbischof Melchior von
Ascalon zu Anfang des 17. Jahrhunderts
den Cumeraua- oder Wilgefortisaltar
„dieser hl. Jungfrau und Märtyrin"
weihte („Lebens- nnd Martergeschichte der
großen und Wunder würkenden 1^. Lu-
merÄNAL, Schirm- und Schutzpatronin
in der Pfarrkirch zu Möhringen, mit
ausführlicher Druckerlaubnis des bisch.
Büchercensors Kanonikus Or. Karl Martin
v. Bayer, Konstanz, 1764 bei Anton Lab-
hart, hochfürstl. bisch. Hofbuchdruckern",
insbes. S. 23 ff., wonach also im Kon-
stanzer Bistum die Verehrung der hl. Küm-
mernis jedenfalls im 18. Jahrhundert kirch-
lich approbiert war), die Kümmernis-
verehrung zu Hause: an Stelle des
alten früheren, gekrönten, bärtigen, nur
am Unterleib bekleideten Wallfahrtsbildes
ist allerdings eine unbedeutende, bartlose
Darstellung getreten, deren gefesselte
Hände ein Kreuz halten. Den in dieser
Wallfahrtsschrift (aus welcher leider nicht
zu entnehmen ist, wie weit die Kümmernis-
verehruug in Mühringen zurückgeht) ge-
gebenen Nachrichten wäre noch beizufügen,
daß es einen schönen, 13'/sX17cm
haltenden, von niedlichen Ornamenlen-
cartouchen umgebenen, durch Michael
Kauffer um die Wende des 17./18.
Jahrhunderts gefertigten Kupferstich mit
der Wallfahrtskirche von Mühringen mit
 
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