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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

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Bruderschaften und Bündnisse im Landkapitel (Wurzach-) Waldsee, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18110#0106

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Hauser Pfarrbnch); doch wurde» später
wieder Prozessionen morgens ohne Nach-
teil der Christenlehre gehalten (1818),
um dann bald wieder anfznhören. —
3. Eine Nach ststerbendenbrud er-
schüft, welche übrigens sonst außer den
Verkündbücheru 1826/1830 nie erwähnt
wird und von der weiter nichts bekannt
ist. — 4. Ein Bündnis der S t. A n n a,
welches im ersten Viertel des 18. Jahr-
hunderts entstanden sein dürfte. In das-
selbe wurden fortwährend 100 Frauen
nnfgenommen, von denen jede bei dem
Ableben einer der Schwestern 8 Kreuzer
für 50 heilige Messen zu bezahlen halte.
Es scheint, daß einige Mitglieder später
ungern bezahlten. Das Bündnis hatte
einen eigenen Pfleger, welcher jährlich an
einem Werktag den Mitgliedern Rechnung
ablegen mußte. Es war nur eine private
Vereinigung, deren Mitglieder den eigenen
Pfarrer oder einen fremden Geistlichen
um Lesung der heiligen Messen ersuchten.
Das Titnlarfest wurde am St. Anna-Tag
begangen; jeden Dienstag des ganzen
Jahres brannten drei Bruderschaftskerzen
in der Pfarrkirche. In Beziehung zu
diesem Bündnis steht das Bild der
hl. Anna in der Pfarrkirche an der Wand
bei der Kanzel. — 5. Das Bündnis
der älteren Brüder, welches 60
Brüder anno 1702 unter sich errichtet
haben. Beim Ableben eines Mitbruders
halte jedes Mitglied 15 Kreuzer zu be-
zahlen, wofür 60 heilige Messen gelesen
werden sollten. Der Bund hatte auch
einen eigenen Pfleger. Am Tag der Rech-
nungsablegung wurde für die lebenden
und verstorbenen Mitbrüder, eine heilige
Messe gelesen. Das Bündnis war haupt-
sächlich im Filialort Osterhofen ver-
breitet. — 6. Der Bund der jüngere u
Brüder, errichtet im Jahre 1718. Bei
dieser Vereinigung wurde es ähnlich ge-
halten, wie bei der vorhin genannten;
nur waren es.hier 50 Brüder, und beim
Tode eines Mitgliedes mußte jedes lebende
Mitglied 15 Kreuzer zu 50 heiligen Messen
bezahlen. Nack einer Angabe aus dem
Jahre 1818 bestand auch dieses Bündnis
zu Osterhofen; übrigens redet dieser
Bericht von zwei Bündnissen von 50
Männern zu Osterhofen.
Ob zu Haisterkirch auch eine Bruder-

schaft zum hl. Sebastian gegründet
wurde, ist sehr zweifelhaft. Man könnte
es schließen aus einer Angabe über Haid-
gau. Berühmt ist seit langer Zeit die
Wallfahrt zur Sebastianskapelle bei Haister-
kirch,') wo das Sebastianifest immer noch
feierlich begangen wird. Von einer Bruder-
schaft zum hl. Sebastian weiß man aber
dort nichts; nur in Haidgau besteht sie.
— Die Untersuchung des Bruderschaftö-
und BündniSwesenö der Pfarre! Haister-
kirch wurde veranlaßt durch ein im
Volksblatt „Beobachter" 183P Nr. 145,
S. 603 erschienenes Gespräch von zwei
Brüdern zu O., Pfarrei H., was nicht
undeutlich Osterhofen, Pfarrei Haister-
kirch, vermuten ließ. Unterm 3. Juli
1833 beauftragte nun der Kgl. Kath.
Kirchenrat das Dekanat Waldsce, ge-
nannten Zuständen genau nachznforscheu.
Das Ergebnis wurde als durchaus un-
genügend gefunden. Namentlich wollte
man wissen, ob nicht gewinnsüchtige Ab-
sichten seitens des Pfarrers vorliegen, auch
die Statuten der fraglichen Bündnisse
kennen lerne». Daher erging unterm
2. November 1833 an das gemeinschaft-
liche Oberamt der Auftrag, die Sache aufs
neue zu untersuchen. Dies wurde er-
leichtert durch eine 16 Seiten umfassende
Eingabe des Schullehrers Egger in Haister-
kirch über kirchliche Mißbräuche daselbst
vom 16. November 1833 bei Anlaß der
Kirchenvisitation. Das Resultat der 1834
abgeschlossenen Untersuchungen wurde von
den Staatsbehörden am 26. Januar 1836
dem Bischöflichen Ordinariat mitgeteilt,
welches unterm 12. Februar 1836 die
drei angeführten Bündnisse anflöste und
jede kirchliche Verrichtung bei denselben
verbot. Infolge der allgem. Gd.-O. siel
auch die Nosenkrauzbruderschaft, so daß
1830 nur noch die Bruderschaft vom hoch-
würdigsten Gut oder allerheiligsten AltarS-
sakrameut vorhanden war, welche bald ein-
gegangen zu sein scheint; denn 1844
wünschte man, die früher hier bestandene
Bruderschaft vom hochwürdigstsn Gut
möchte wieder ins Leben treten; im gleichen
Jahre werden dann auf einmal wieder zwei
Bruderschaften daselbst genannt, nämlich
0 Hierüber einiges im „Watdsee'r Wochen-
blatt", Oktober 1884.
 
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