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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

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Sponsel, Jean Louis: Neue Nachrichten über Johann Melchior Dinglinger und seine Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0107

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99

und dessen andere Tochter an den Gold-
schmied Gottfried Döring verheiratet war,
der ja auch gelegentlich als Mitarbeiter
Diuglingers genannt wird (S. 19 meiner
Schrift). Die Beziehungen Diuglingers
zur Innung selbst sind aber, wie P. M.
Rachel nachgewiesen hat (dem ich in den
vorstehenden Angaben gefolgt bin), seit-
dem er 1698 Hofgoldschmied Angnsts des
Starken geworden war, sehr lockere ge-
worden, wenn er auch nicht von ihr aus-
geschieden ist.
Wenn nun auch Diuglingers beide
Brüder, wie wir jetzt dank den Unter-
suchungen Rachels wissen, schon in den
Jahren 1692 und 1693 bei ihrem
älteren Bruder Melchior in Dresden ge-
arbeitet haben, so bleibt doch vorläufig
ungewiß, ob sie seitdem längere Zeit bei
ihrem älteren Bruder in Arbeit blieben,
oder ob sie ihn bald wieder verlassen
haben und erst vor 1704 wieder zu ihm
zurückgekehrt sind. Es ist dies insofern
für uns zu wissen wertvoll, als Melchiors
vor 1701 fertiggestellte und im Grünen
Gewölbe erhaltenen Arbeiten : das goldene
Teeservice und der Blumenkorb, vielleicht
auch das Gothaer Schreibzeug, dann schon
unter Beihilfe seiner beiden Brüder ent-
standen sein werden, falls die Brüder
dauernd bei ihm geblieben sind.
Seither hatte ich angenommen, daß
diese Werke ohne Beihilfe der Brüder
von Melchior allein hergestellt worden
waren (S. 9—13 meiner Schrift). Da
der ältere der beiden Brüder, Georg
Friedrich, sich 1695 in Biberach ver-
heiratet hat (vergl. „D.-A." für Schwaben,
Beck, „die Künstlerfamilie Dinglinger ans
Biberach", XVI (1898), Nr. 7/8, S. 97
bis 126, insbes. S. 124), so ist jeden-
falls eine Rückkehr nach seiner Vaterstadt
nachweisbar. Es bleibt nur die Dauer
derselben ungewiß, sie könnte ja auch nur
zum Zweck der Heirat angetreten worden
sein. Am ehesten würden wohl über diese
Fragen die Biberacher Stadtakten Auf-
schluß geben können. Ebenso auch darüber,
zu welcher Zeit Biberach von Kriegs-
unruhen bedrängt war, wodurch nach den
Bestallungsdekreten von 1704 beide Brüder
zur Auswanderung gezwungen wurden.
Wenn meine Bemühungen, außer den
in meiner Schrift besprochenen Werken

noch andere Arbeiten Johann Melchiors
und seiner beiden Brüder anfzufinden,
bisher auch ohne Erfolg geblieben sind,
so ist doch darum die Hoffnung darauf noch
keineswegs ausgeschlossen. Ich habe schon
S. 63 meiner Schrift darauf hingewiesen,
daß uns in seinem Nekrolog ein wert-
voller Hinweis auf die möglichen Fund-
orte solcher Werke gegeben ist, wo es
heißt: diesen „Pan aller Künstler Europas"
zu kennen und zu bewundern, hätten sich
Peter der Große, die Könige von Däne-
mark und von Preußen, viele hundert
Fürsten und Grafen ans aller Welt glück-
lich geschätzt. Man beginnt jetzt, die
Kunstwerke in den russischen Palästen in
dem Werke »Iss tresorg U'nrt in Xussie«
zu veröffentlichen. Mir ist es schon ge-
lungen, in dieser Publikation eine Arbeit
von Diuglingers Dresdner Zeitgenossen,
dem Bildhauer Permoser, eine Elfen-
beinarbeit, nachzuweisen (s. S. 100).
Hoffen wir, daß auch Werke der Gvld-
schmiedekunst dort veröffentlicht werden.
Ebenso würde wohl eine Untersuchung der
Dosen im preußischen Kronschatz und in
anderen Sammlungen vielleicht Ergebnisse
haben.
Ein verschollenes Werk Diuglingers
konnte ich noch in meiner Schrift (Ab-
bildung 11 Seite 43) bekannt geben und
Seite 17 besprechen, da ich gerade damals
im Kunsthandel einen Kupferstich erwarb,
der eine Schale darstellt, die sogenannte
Bacchusschale, die so vollständig mit den
beiden HerknleSschalen und der Diana-
schale des Grünen Gewölbes in Kompo-
sition und allem Beiwerk übereinstimmt,
daß auch ohne die Beischrift mit Tinte
„Dinglinger I." sofort deren Urheber
daraus ersichtlich ist. Ich habe deu
Kupferstich, der mir seither nur in diesem
einen Abzug bekannt geworden ist, dessen
Plattenrand verschnitten ist, während die
Abbildung selbst vollständig erhalten ist
und 453 X 185 mm mißt, dem K. Knpfer-
stichkabineit zu Dresden geschenkt. An
dieser Stelle gebe ich davon eine kleine
Abbildung, da nur durch möglichst weite
Verbreitung derselben das Original einmal
wieder aufzufinden die Möglichkeit ge-
geben ist.
Während nun diese Arbeit den durch
die genannten Werke des Grünen Ge-
 
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