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linger im „D.-A." XVI, Nr. 7/8 »achzutrngen,
dnh der i. I. 1724 zu Dresden geborene, 1784
zn AngSbnrg -s Maler Gottfried (-01^ Gottlieb)
Friedrich Riedel von einem der Diugliuger
(entweder von Gg. Christoph Diugliuger;
oder wahrscheinlich von Johann Friedrich Ding-
linger, dem Sohne Melchiors) die Kunst, auf
Gold und Kupfer zu emaillieren, erlernte, die
er späterhin mit neuen Entdeckungen auf die
Porzellanmalerei anwandte. N. war 1743 als
erster kurf. Maler bei der Porzellaufabrik Meißen
angestellt. Diese neue Art der Malerei und die
Veränderungen, welche das Feuer in den Farben
hervorbrachte, waren Zt. vorher völlig unbekannt.
Als er 1756 wegen des Kriegs sein Vaterland
verließ, wurde er, als er die Höchster Porzellan-
fabrik bei Frankfurt a. M. und hernach die zu
Frankental besehen hatte, sogleich bei der elfteren
angestellt. I. I. 1759 kam er als Obermaler
in die von Herzog Karl Eugen v. Württbg. zn
Ludwigsburg angelegte Porzellanfabrik und
lieh sich 1779 zu Augsburg nieder, wo er sich
u. a. auch mit Kupferstecheu beschäftigte (zum
Teil nach Fiorillo, Geschichte der zeichnenden
Künste in Deutschland re., III. S. 400, Hannover,
1818 bei Hahn).)
5I§. Zur Geschichte deF ehemaligen
-Winoritengninnasium§ zu Schwä-
Lisch-Giinilid.
(Fortsetzung.)
Im folgenden Jahr drohte dem Konvent
eine neue Gefahr, welche den Fortbestand
der minoritischen Lehranstalt für kurze
Zeit in Frage stellte. Erzberger spricht
nämlich in seinem Werk über „die Säku-
larisation in Württemberg" S. 262 von
zwei Jesuitenpatres, welche beim
Magistrat ein Gesuch eingcreicht hatten
„um ein Asyl ans unbestimmte Zeit, um
junge Leute als Kandidaten bilden zu
können, die Jugend zu unterrichten und
allenfalls ei» Stipendiat zu errichten".
Es scheint nun, daß einige Gegner der
Franziskaner nicht abgeneigt waren, j nes
Gesuch zu bewilligen und den Minorileu
den Jugendnnterricht zu entreißen. Nur
handelte es sich nicht um Mitglieder des
aufgehobenen Jesuitenordens bezw. um
Exjcsuiten, sondern um sogenannte Pacca-
nari sten, Anhänger einer Genossen
schaft, welche die Gesellschaft Jesu ersetzen
sollte?) Wir lassen den diesbezüglichen
Bericht ans dem Protokoll hier folgen.
„Am 5te» Merz kamen 2 von den
Lnccunristen, die sich in Dillingen nieder-
gelassen, und schon eine geraume Zeit
H Näheres s. Wetzer und Weltes Kircheu-
lexikon, II. A., 9, 1125.
sich aufhalten, die sich de üde )esu
nennen, und dessen Stifter ein Ehemal
gewesener päbstlicher Officier ist, hier an
in der Absicht um hier ans und ange-
nohmen zu werden. Und obschon schon
4 Klöster hier sind, so fanden sie doch
für ihre Sache gute Freunde, besonders
au H. Stistsprobst, H. Bürgermeister
Schcdel vel pokius Iiu)us uxor, H. Syn-
dicns, auch H. Bürgermeister BeiSwenger
wurde ihm zuletzt hold. Es winde wegen
diesem eine besondere deputution niede»-
gesetzt um die Sacke genauer zu prüfen.
Und das UsLvIutulii dieser depukation
war „Man wolle sich vorher nach ihrer
Einrichtung, nach ihrem Zweck und bis-
herigen Betragen näher erkundigen". Gleich
des andern Tages wurde das Uesolutum
dem geheimen Nalhe vorgelcgt, der die
Sache für so änscrst wichtig ansahe, das
er den ganzen Nath versammelte, welcher
sodann beschloß, 2 deputierte nacher
Dillingcn und Augspurg zu schicken um
nähere Nachrichten über die Jesubrüder
einzuhvlen. Nach 8 Tagen kamen endlich
die 2 deputierten nemlich der H. Stiftö-
probst und H. Syndicns Nöll wieder
zurück und sollen den Fürstbischof selbst
gesprochen haben, der ihnen die Aufnahme
dieser Jesubrüder bey disen krittische»
Zeitumständen selbst mißrathen haben soll.
Es wurde ganzer Nath gehalten, und
dieser beschloß, das man den HH. Luccu-
nnriern in zeit 4 Wochen eine schriftl.
kategorische Antwort znschicken wolle. Unter
solchen umständen fanden es die beiden
Lnccurmrier für gut, ihre Herberge in
Schw. Gmünd (sie logierten bei den
HH. Kapuzinern) zu verlassen, und —
wie man von ihnen schon iu öffentlichen
Blättern gelesen hat — über Eßlingen
Stuttgart n. s. w. fortznpilgern. Ihre
Zeche zahlten sie mit Meßstipendien,
sie die schon überall auögesagt hatten, daß
sie umsonst Messe lesen."
„Obschon die Aufnahme dieses Ordens
den übrigen Religiösen äußerst nachtheilig
gewesen wäre, der Geislichkeit aber über-
haupt, vorzüglich aber den Welt-
priestern zur Uuehre wenigst nach
meinem Urtheile gereichet hätte, so hat doch
niemand außer mir Vorstellungen gemacht;
ja die Weltpricster namentlich Herr Stifis-
i dekan Grazer haben sogar den Religiösen
linger im „D.-A." XVI, Nr. 7/8 »achzutrngen,
dnh der i. I. 1724 zu Dresden geborene, 1784
zn AngSbnrg -s Maler Gottfried (-01^ Gottlieb)
Friedrich Riedel von einem der Diugliuger
(entweder von Gg. Christoph Diugliuger;
oder wahrscheinlich von Johann Friedrich Ding-
linger, dem Sohne Melchiors) die Kunst, auf
Gold und Kupfer zu emaillieren, erlernte, die
er späterhin mit neuen Entdeckungen auf die
Porzellanmalerei anwandte. N. war 1743 als
erster kurf. Maler bei der Porzellaufabrik Meißen
angestellt. Diese neue Art der Malerei und die
Veränderungen, welche das Feuer in den Farben
hervorbrachte, waren Zt. vorher völlig unbekannt.
Als er 1756 wegen des Kriegs sein Vaterland
verließ, wurde er, als er die Höchster Porzellan-
fabrik bei Frankfurt a. M. und hernach die zu
Frankental besehen hatte, sogleich bei der elfteren
angestellt. I. I. 1759 kam er als Obermaler
in die von Herzog Karl Eugen v. Württbg. zn
Ludwigsburg angelegte Porzellanfabrik und
lieh sich 1779 zu Augsburg nieder, wo er sich
u. a. auch mit Kupferstecheu beschäftigte (zum
Teil nach Fiorillo, Geschichte der zeichnenden
Künste in Deutschland re., III. S. 400, Hannover,
1818 bei Hahn).)
5I§. Zur Geschichte deF ehemaligen
-Winoritengninnasium§ zu Schwä-
Lisch-Giinilid.
(Fortsetzung.)
Im folgenden Jahr drohte dem Konvent
eine neue Gefahr, welche den Fortbestand
der minoritischen Lehranstalt für kurze
Zeit in Frage stellte. Erzberger spricht
nämlich in seinem Werk über „die Säku-
larisation in Württemberg" S. 262 von
zwei Jesuitenpatres, welche beim
Magistrat ein Gesuch eingcreicht hatten
„um ein Asyl ans unbestimmte Zeit, um
junge Leute als Kandidaten bilden zu
können, die Jugend zu unterrichten und
allenfalls ei» Stipendiat zu errichten".
Es scheint nun, daß einige Gegner der
Franziskaner nicht abgeneigt waren, j nes
Gesuch zu bewilligen und den Minorileu
den Jugendnnterricht zu entreißen. Nur
handelte es sich nicht um Mitglieder des
aufgehobenen Jesuitenordens bezw. um
Exjcsuiten, sondern um sogenannte Pacca-
nari sten, Anhänger einer Genossen
schaft, welche die Gesellschaft Jesu ersetzen
sollte?) Wir lassen den diesbezüglichen
Bericht ans dem Protokoll hier folgen.
„Am 5te» Merz kamen 2 von den
Lnccunristen, die sich in Dillingen nieder-
gelassen, und schon eine geraume Zeit
H Näheres s. Wetzer und Weltes Kircheu-
lexikon, II. A., 9, 1125.
sich aufhalten, die sich de üde )esu
nennen, und dessen Stifter ein Ehemal
gewesener päbstlicher Officier ist, hier an
in der Absicht um hier ans und ange-
nohmen zu werden. Und obschon schon
4 Klöster hier sind, so fanden sie doch
für ihre Sache gute Freunde, besonders
au H. Stistsprobst, H. Bürgermeister
Schcdel vel pokius Iiu)us uxor, H. Syn-
dicns, auch H. Bürgermeister BeiSwenger
wurde ihm zuletzt hold. Es winde wegen
diesem eine besondere deputution niede»-
gesetzt um die Sacke genauer zu prüfen.
Und das UsLvIutulii dieser depukation
war „Man wolle sich vorher nach ihrer
Einrichtung, nach ihrem Zweck und bis-
herigen Betragen näher erkundigen". Gleich
des andern Tages wurde das Uesolutum
dem geheimen Nalhe vorgelcgt, der die
Sache für so änscrst wichtig ansahe, das
er den ganzen Nath versammelte, welcher
sodann beschloß, 2 deputierte nacher
Dillingcn und Augspurg zu schicken um
nähere Nachrichten über die Jesubrüder
einzuhvlen. Nach 8 Tagen kamen endlich
die 2 deputierten nemlich der H. Stiftö-
probst und H. Syndicns Nöll wieder
zurück und sollen den Fürstbischof selbst
gesprochen haben, der ihnen die Aufnahme
dieser Jesubrüder bey disen krittische»
Zeitumständen selbst mißrathen haben soll.
Es wurde ganzer Nath gehalten, und
dieser beschloß, das man den HH. Luccu-
nnriern in zeit 4 Wochen eine schriftl.
kategorische Antwort znschicken wolle. Unter
solchen umständen fanden es die beiden
Lnccurmrier für gut, ihre Herberge in
Schw. Gmünd (sie logierten bei den
HH. Kapuzinern) zu verlassen, und —
wie man von ihnen schon iu öffentlichen
Blättern gelesen hat — über Eßlingen
Stuttgart n. s. w. fortznpilgern. Ihre
Zeche zahlten sie mit Meßstipendien,
sie die schon überall auögesagt hatten, daß
sie umsonst Messe lesen."
„Obschon die Aufnahme dieses Ordens
den übrigen Religiösen äußerst nachtheilig
gewesen wäre, der Geislichkeit aber über-
haupt, vorzüglich aber den Welt-
priestern zur Uuehre wenigst nach
meinem Urtheile gereichet hätte, so hat doch
niemand außer mir Vorstellungen gemacht;
ja die Weltpricster namentlich Herr Stifis-
i dekan Grazer haben sogar den Religiösen