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geliebten Mutter für ihre Kinder, die ihr
das vollste Vertrauen schenkten, blickt ans
ihren Aufzeichnungen heraus. Sollte sie
auch neben ihrer Sorge für das Zeitliche
die Sorge für das Seelenheil der
Klosterfrauen vergessen?
Große Sorgfalt verwandte sie auf ein
geordnetes Klostergebet. Dieses wurde
in deutscher Sprache verrichtet, für
welche sie eine besondere Vorliebe hatte;
ja sie glaubte sogar die Gnade Gottes
davon abhängig. „Ich bit Eich vmb
Gotes Wüllen, waichendt nit darvon;
sonsten waicht die genad Gotes von Eich",
bemerkt sie im kleinen Urbnch (lol. 48).
Im Jahr 1667 hatte sie alle Kloster-
gebete renoviert. Als sie anno 1688 die
jnngen Schwestern den lateinischen
Gesang einüben ließ, fügte sie ausdrücklich
bei, es geschehe nicht deshalb, um vom
schönen deutschen Gebet abznweichen, son-
dern des Pfarrgottesdienstes wegen, unter-
läßt aber nicht die nochmalige Bitte:
„Hertzliebe Kindter legendt die Edle Zait
woll an zue der Ehr gotes; Ich bit Eich
vmb gottes wnllen, waichendt nit von
unserem Scheuen thaitschen gebet,
damit Ihr die genad goteS nit verliehrendt"
(lol. 54). Ihren Eifer für die Ehre
Gottes gab sie selbst am deutlichsten
kund durch ihre große» Verdienste für die
Pfarrkirche und die Erbauung der Kloster-
kapelle. Für sie selbst, alle Schwestern
und Wohltäter des nenerbanten Klosters
stiftete sie einen ewigen Jahrtag,
wofür der Zinö aus zwei Wiesen (2 fl.)
entrichtet wurde (1671)?) Auch halte
der Konvent vor und nach dem Klosterbau
jährlich zwei heilige Messen lesen lassen
') Die betreffende Urkunde ist datiert vom
19. Marz 1671. Demnach mußte Hans Her-
manutz, Küfer zu Unlrngen, dem das Kloster
ö0 st. geliehen und ans sonderbarer Gnade und
Wohlgeivogenheit sofort 10 fl. nachgelassen hatte,
8 Tage vor oder nach St. Josephstag 2 fl. Zins
für erwähnten Jahrtag bezahlen. Das Dokument
ist von besonderem Interesse, weil es neben den
Siegeln des Pfarrers Seitz und des Unlinger
Ammanns I. Häberlin auch das der Vorsteherin
bezw. des Klosters aufweist, das älteste Klo st er-
ste ge l, das dem Verfasser bekannt ist. Der
Wachsabdruck auf der Papierurkunde hat runde
Form und einen Durchmesser von ca. 3be cm.
Das Bild in der Mitte scheint Mariä Heim-
suchung (?) darzustellen ; von der Umschrift ist nur
noch deutlich zu lesen: SONONsVäl).
für alle Vorsteherinnen und Schwestern
von Unlingen und Klosterwald (Jahrtags-
verzeichnis), und zwar ohne Obligation.
In den Jahrtagsverzeichnissen werden die
Namen der hauptsächlich in Betracht kom-
menden Wohltäter und von elf damaligen
Schwestern genannt.
Nach so angestrengter Tätigkeit als
Mutter des Klosters sehnte sich Anna
Johanna Hermanntzin nach Ruhe; sie
wollte ihre letzten Lebenstage ganz dem
Dienste Gottes und Heil ihrer Seele
widmen. Nachdem sie 48Jahre ihr
Amt anfs segensreichste verwaltet hatte,
legte sie es 1696 nieder und nahm
rührenden Abschied von ihren geliebten
Kindern. (Fortsetzung folgt.)
Uust der Vfurreigeschichte lwn
Wurgach.
Von Kreuzkaplan Fink dein er daselbst.
1. Der Gottesberg bei Wnrzach
(nach den Akten des sürstl. Schloßarchios,
Faszikel 38).
(Fortsetzung.)
2. Die V e rmv g en s v erh alt» i ss e
und die Beschäftigung der
Brüder auf dem Gottesberg.
lieber den Vermögensstand der Brüder
gibt ein am 22. Februar 1764 in Gegen-
wart des Neichsprälaten von Not und des
Grafen von Wnrzach anfgenommenes Pro-
tokoll genauesten Aufschluß.
Dasselbe lautet:
»Irxtutus (Auszug)
l'rotocolli LonterentiuIiZ ckcko. Wnrzach,
den 22. Febr. 1764.
In ?r-re5en<:iu (in GegenwaU) Sr. Hoch-
würden und Gnaden des Heil. Reichs-
prälateu von Roth.
Sr. Excellenz des regierenteu Herrn
und Grafen zu Wnrzach
tit. Hrn. Stadlpfarrers zu Wnrzach
Hrn. O./amtmann v. Kolb von Roth
deS dasigen H. Pater Küchelmaisters
aureli Vögele
und des actnirenden Wuizachstchen
Kanzleirath Jerg.
Da bei heutig abgehaltener Conferenz
man unter andern auch auf die lunckation
deren Brüdern ans dem Gottesberg das
Augenmerk zu richten erachtet, so hat sich
geliebten Mutter für ihre Kinder, die ihr
das vollste Vertrauen schenkten, blickt ans
ihren Aufzeichnungen heraus. Sollte sie
auch neben ihrer Sorge für das Zeitliche
die Sorge für das Seelenheil der
Klosterfrauen vergessen?
Große Sorgfalt verwandte sie auf ein
geordnetes Klostergebet. Dieses wurde
in deutscher Sprache verrichtet, für
welche sie eine besondere Vorliebe hatte;
ja sie glaubte sogar die Gnade Gottes
davon abhängig. „Ich bit Eich vmb
Gotes Wüllen, waichendt nit darvon;
sonsten waicht die genad Gotes von Eich",
bemerkt sie im kleinen Urbnch (lol. 48).
Im Jahr 1667 hatte sie alle Kloster-
gebete renoviert. Als sie anno 1688 die
jnngen Schwestern den lateinischen
Gesang einüben ließ, fügte sie ausdrücklich
bei, es geschehe nicht deshalb, um vom
schönen deutschen Gebet abznweichen, son-
dern des Pfarrgottesdienstes wegen, unter-
läßt aber nicht die nochmalige Bitte:
„Hertzliebe Kindter legendt die Edle Zait
woll an zue der Ehr gotes; Ich bit Eich
vmb gottes wnllen, waichendt nit von
unserem Scheuen thaitschen gebet,
damit Ihr die genad goteS nit verliehrendt"
(lol. 54). Ihren Eifer für die Ehre
Gottes gab sie selbst am deutlichsten
kund durch ihre große» Verdienste für die
Pfarrkirche und die Erbauung der Kloster-
kapelle. Für sie selbst, alle Schwestern
und Wohltäter des nenerbanten Klosters
stiftete sie einen ewigen Jahrtag,
wofür der Zinö aus zwei Wiesen (2 fl.)
entrichtet wurde (1671)?) Auch halte
der Konvent vor und nach dem Klosterbau
jährlich zwei heilige Messen lesen lassen
') Die betreffende Urkunde ist datiert vom
19. Marz 1671. Demnach mußte Hans Her-
manutz, Küfer zu Unlrngen, dem das Kloster
ö0 st. geliehen und ans sonderbarer Gnade und
Wohlgeivogenheit sofort 10 fl. nachgelassen hatte,
8 Tage vor oder nach St. Josephstag 2 fl. Zins
für erwähnten Jahrtag bezahlen. Das Dokument
ist von besonderem Interesse, weil es neben den
Siegeln des Pfarrers Seitz und des Unlinger
Ammanns I. Häberlin auch das der Vorsteherin
bezw. des Klosters aufweist, das älteste Klo st er-
ste ge l, das dem Verfasser bekannt ist. Der
Wachsabdruck auf der Papierurkunde hat runde
Form und einen Durchmesser von ca. 3be cm.
Das Bild in der Mitte scheint Mariä Heim-
suchung (?) darzustellen ; von der Umschrift ist nur
noch deutlich zu lesen: SONONsVäl).
für alle Vorsteherinnen und Schwestern
von Unlingen und Klosterwald (Jahrtags-
verzeichnis), und zwar ohne Obligation.
In den Jahrtagsverzeichnissen werden die
Namen der hauptsächlich in Betracht kom-
menden Wohltäter und von elf damaligen
Schwestern genannt.
Nach so angestrengter Tätigkeit als
Mutter des Klosters sehnte sich Anna
Johanna Hermanntzin nach Ruhe; sie
wollte ihre letzten Lebenstage ganz dem
Dienste Gottes und Heil ihrer Seele
widmen. Nachdem sie 48Jahre ihr
Amt anfs segensreichste verwaltet hatte,
legte sie es 1696 nieder und nahm
rührenden Abschied von ihren geliebten
Kindern. (Fortsetzung folgt.)
Uust der Vfurreigeschichte lwn
Wurgach.
Von Kreuzkaplan Fink dein er daselbst.
1. Der Gottesberg bei Wnrzach
(nach den Akten des sürstl. Schloßarchios,
Faszikel 38).
(Fortsetzung.)
2. Die V e rmv g en s v erh alt» i ss e
und die Beschäftigung der
Brüder auf dem Gottesberg.
lieber den Vermögensstand der Brüder
gibt ein am 22. Februar 1764 in Gegen-
wart des Neichsprälaten von Not und des
Grafen von Wnrzach anfgenommenes Pro-
tokoll genauesten Aufschluß.
Dasselbe lautet:
»Irxtutus (Auszug)
l'rotocolli LonterentiuIiZ ckcko. Wnrzach,
den 22. Febr. 1764.
In ?r-re5en<:iu (in GegenwaU) Sr. Hoch-
würden und Gnaden des Heil. Reichs-
prälateu von Roth.
Sr. Excellenz des regierenteu Herrn
und Grafen zu Wnrzach
tit. Hrn. Stadlpfarrers zu Wnrzach
Hrn. O./amtmann v. Kolb von Roth
deS dasigen H. Pater Küchelmaisters
aureli Vögele
und des actnirenden Wuizachstchen
Kanzleirath Jerg.
Da bei heutig abgehaltener Conferenz
man unter andern auch auf die lunckation
deren Brüdern ans dem Gottesberg das
Augenmerk zu richten erachtet, so hat sich