Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

DOI article:
Geschichte des ehemaligen Franziskanerinnenklosters zu Unlingen, [5]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0037

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
29

sie i» ihrer Schlußermahnung, „wan ihr das
buoch mit der rotten Teckhte, das große v»d
klaine Urbary, wie auch das buoch, wo alle
unsere gieter beschrieben, fleißig werden
lessen, so werden ihr in dissen biecher
schriftlich sindten, daß alle vnsere gietter
vnd Mayerheff anffrecht vnd restlich Er-
erbt, kaufst vnd bezahlt sendt. Aber liebe
Schwestern hietet hietet" u. s. w. Auch
stammt von ihr ein kleineres Zehnt-
büchlein, ebenfalls mit schwarzer und
roter Tinte geschrieben (G.). Darin be-
finden sich die gleichen Mahnungen be-
treffend Erhaltung des Besitztums. „Ge-
liebte Schwestern," schreibt sie n. a.,
„Wan ihr im Herbst mit dem Mayer und
mit dem Mader rechnet, so fragent fleißig
und mit Ernst alle Mall nach den M arkh
vnd Ziller unserer giether, Eckher vnd
Wiesen, damit Ihr nit verlustig werden."
Anno 1676 schreibt sie: „Wenn man
jährl. das Eichenholz ausgiebt, so ge-
bieten dem Gotteshaus alle Jahr 2 Los
und 2 halbe Teile, das macht 9 Teile,
das sollt Ihr mir kein Jahr znrücklassen,
damit Ihr nichts verlieret. Wenn man
das Eichenholz ausgiebt, so muß man
dem Ausgeber von einem Teil 3 Kl.
geben (zus. 27 Kl.). Item so haben wir
alle Jahr einen gemeinen Teil aus dem
gemeinen Holz, auch wenn man bei der
Gemeind Afterschläge ausgiebt oder
sonst etwas, haben wir wie andere Bürger
unseren Teil dabei von dem geringsten
wie von dem meisten, das sollt Ihr nie-
mals verschlafen bei Beschwerung des Ge-
wissens." Jedem das Seine, war ihr
Grundsatz in solchen Dingen; das ge-
ringste Unrecht war ihr verhaßt; darum
wachte sie auch so ängstlich über des
Klosters Eigentum, verband jedoch mit
dieser Sorgfalt Liebe und Nachsicht gegen
andere, wenn solche am Platze war.
In einem „Verzeichnis, was man im
Feld zu arbeiten hat", gab sie ihren
Mitschwestern die nötigen Anweisungen.
„Im Aprülen brächet man was man darf,
im brahl brächet man, im hcymonat
raufalget man; im Augusti schlechtfalget
man, was über Winter geseht wird. Für
die Sommerfrncht: wo man Haber sehendt
oder Erbs, geht man nur einmal zu ager ;
zu der Gersten 3,nal; das erstemal stiest
man, zu andern falget man, zu 3mal!

scheut man. Den Hambffgarthen stiest
mar. im Herbst, im Frühling falget man,
im Mayen sehendt man."
Bei aller Sorge in zeitlichen Dingen
warnte die Vorsteherin ihre Schwestern
dringend vor der regelwidrigen Anhäng-
lichkeit an die irdischen Güter. In dieser
Hinsicht übte sie ihren mächtigen Einfluß
durch ihre Neformtätigkeit ans zum
Segen des Klosters. Wie sorgsam sie
über die Beobachtung der Ordensregel
wachte, erhellt aus ihrer mütterlichen
Mahnung in der Klag- und Trauerrede,
worin sie ihrem Bericht über Durch-
führung der Reform beifügt:
„Worüber ich alle jetz lebende und
nachkommende liebe Mitschwestern dahin
mütterlich von Hertzen treu und wohl-
meynend anerinneret, und gebeten haben
will, sie wollen um Gottes Willen sich
von dißer wohleingeführten Reformation,
wie wir es bißhero nach aller Möglichkeit
fleissig und fest gehalten und durch An-
leitung unserer Ordens Obrigkeiten mit
der Gnad Gottes in Znknnfft zu be-
obachten verheissen, auf keinernlcy weiß
abtreibeu, oder zu widereinsetznug mehr
angereizt hochschädlich, sowohl dem Gottes-
hanß als ihrem Seelen Heil, und der
Seeligkeit selbsten ganz nachteiligen Eigen-
thnm, und waß vorhero vill nachdenkliches
dabey verübt, bei Abschaffung dessen aber,
und ersprießlicher Reformation, unter waß
Vorwand es immer beschehen sollte, ganz
nicht verleiten lassen. Betrachtet meine
liebe Kinder, um Gottes willen, wie elend
und armselig es bey geübtem Eigenthum,
und dahero erfolgten üblen Haushaltung
willen, in unserm Klösterl gestanden; bey
best vorgcnommener Reformation aber,
besonders daß keiner Schwester mehr er-
laubet, mit dem ihrigen nach Belieben zu
schafen, sondern alles gemeinschäftlich sey,
hat die göttliche Güte viele und große
Glückseeligkeiten zngeschickhet."
Im kleinen Urbnch wiederholte sie ge-
legentlich diese Mahnung: „Herzliebe
Kinder behaltet Eiwer Connent rain.
vnd last die v erm a l le t e i d t e aigen-
schafft nit Einschlaichen. so werdt ihr
glick vnd fegen haben bit got auch für
mich wan ihr mein handtsckrifft lesendt"
(kol. 54).
Eine liebevolle Fürsorge einer aufrichtig
 
Annotationen