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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

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Sponsel, Jean Louis: Neue Nachrichten über Johann Melchior Dinglinger und seine Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0112

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104

2. Praesentiert sich ein antiches Schloß oder
Kirch-Gebäu, nüt etlichen Neben-Gebüuen und
einen überaus sauber von Jaspis und verguldten
Silber aufgeführter Kirch-Thurn, auf welchen
oben ein Storch-Nest mit seinen Jungen, als sehr
subtil und künstlich gearbeitet, zu sehen ist;
Dieses Gebäu wird von einer zierlichen Lehne
oder Gitter umgeben, von welchen
3. nicht weit eine Gluck-Henne mit ihren
Küchelein, und
4. ein Säemann, der seinen Saamen aus-
streuet, zu sehen ist, die vielfältigen Labores und
Operationes in denen Chymischen Processibus da-
durch auzudeuten, welches auch
5. ein ander auf einer herausgehenden Felsen-
Eck von Gold gebauter zierlich emaillirter und
rund herum mit Diamanten besetzter Ofen,
mit diesen über seinen Ofen-Loch in einer nett
emaillirteu Tasfel stehenden Worten: Lolve L
svLAula, anzeigen will, und so viel von denen
auch um dieses mittlere Gebürge befindlichen
Figuren.
Folget nun die Beschreibung des darauf be-
findlichen Haupt-Castels, welches ebenfalls
gantz rund und von lauter vortrefflich spielenden
Jaspis-Steinen, als Merck- oder Quader-Stücken
aufgeführet ist.
Der Eingang zu solchen ist ein von Diaman-
ten auf Rubin Folio gelegten Amethysten ge-
ziertes Portal, von Toscantscher Ärchitectur,
innerhalb welcher sich ein kleiner Vor-Saal oder
Römisches Atrium, und in solchen erst noch eins
andere verschlossene Thür praesentiret, welche, ehe
man die Zinnen des Castels ersteigen kann, erstlich
muß eröffnet werden. Außen vor dem Portal
stehet ein rohter emaillirter Löwe, mit aufgesperr-
ten Rachen, auf dessen Schwantzes Extremilaet eine
weiße Taube sitzet. Diesen Löwen scheinet ein
nicht weit davon aus einer Felsen Höle grimmig
heransschießender Drache anzufallen. Wobey
man zugleich über der Höle einen sehr sanber
gemachten schwartzen Raben, und also die denen
Chymicis nicht ungewöhnliche viererlei) Periodos
Ihrer mühsamen Arbeit, nemlich des rohten Lö-
wens, der Taube, des Drachens und des Rabens,
remarquirt. Ueber den Portal in der Mauer werden
auch die Sonne und der Mond, ungemein
kostbar von Gold und Diamanten vorgestellet.
Dergleichen Pretiosa auch die Zinnen des
Castels aufweisen, nemlich rund herum um
ihrem Crantz oder Ausladung, zwolff große
Chrysoliten, welche diesen Pracht-Gebäu
eiir wunderwürdiges Ansehen geben.
Biß hierher ist nun unser Liebhaber Philoso-
phischer Weisheit, über manches rauhes und mit
unterschiedlichen Monstris besetztes Gebürge,
ingleichen durch das mit Löwen besetztes Lastet
glücklich herdurch und bis auf dessen höchste
Zinnen geleitet worden.
Nun ist es auch Zeit, daß wir Ihn dahin-
bringen, wo endlich das nach vieler ausgestandenen
alchymistischen Mühseligkeit, so sehnlich erwünschte
Ziel, nemlich der Besitz des Steins der Weisen
erlanget wird.
Dieses ist nun anzntreffen auf einen gleichsam
von puren Silber zwischen des Castels Zinnen
herausgehenden Gebürge, auf welchen sich
gleich ein mit drey Diamantenen Sternen be-

setzter dürrer Baum, ferner ein seine Brust
öffnenter und seine Jungen mit seinem Blut be-
sprühender Pelican, in seinem Nest, vor allen
aber ein alter Philosophus, deren nunmeh-
rigen Adepturen vorstellend, praesentiret, welches
einen langen grünenden und blühenden, auch mit
Sternen besetzten Baum samt seinen Wurzeln, aus
einen initDiamantenen Reisten garnirten Kü b e l (in
welchen eine goldene Sonnen- und silberne
Monds-Figuren liegen, als auf welche dieser
Baum gepflanzet gewesen) aushebet, und gleichsam
nach sich ziehst. Unweit den Adepto zeiget sich ein
Silberverguldtes H ä u ß l ein, aus welchen ein
Silber-Fluß heraus zu kommen scheinet. Endlich
so zieret und beschließet den Gipfel dieses nunmehro
von denen Adeptis erstiegenen Philosophistisch-
Hermetischen Parnassi die zuvor gemelkte und
von einer Kayssrlichsn Krone mit dem Neichs-
Apffel, und oben auf dem Creutz bekrönte Sphaera,
die von puren Silber und verguldt, die
Crone aber rund herum mit den schönsten Dia-
manten besetzet, und von hellgläntzenden Rubin
Email, der Reichs-Apffel aber von Casur Email
verfertigt ist.
Die Sphaera an sich selbst zeiget ex „umero
perfecta drei) runde Circul, in deren einen
wieder ein Quadrat, mit dieser Umschrift: Aqua,
Aer, Jgnis, Terra, eingeschlossen, in solchen
Quadrat aber der Nähme Jeh ov a h, und unten
drunter die drey Signa, Salis, Sulphuris und
Mercurii zu sehen seyn.
Der andere Circul hat diese Jnschrifft,
Ihr müsset Müh und Fleiß zu diesen Wercke
bringen.
Wenn Euch das guldns Vließ soll machen recht
beglückt:
Drum, der die Crone sucht, soll der nicht erstlich
ringen,
Zumahl wenu Hiuderuiß Ihm in die Flanquen
rückt.
Hierauff stehet der dritte Circul, der mit
dieser Umschrifft umgeben:
VlsltL Iiilenora lberrae. dlectiücrrucla
invenles occultuin I-apiäeio.
Inwendig folgende Chymische und Hiero-
glyphische durch zwei) von beyden Theilen aus
denen Wolcken heraus gehende Hände bezeichnete
Figuren, vornehmlich:
In der Mitten einen kleinen Circul, auf
welchen Signum Mercurii, über diesen wieder
ein Kelch, der zu beyden Seiten auf die 8!§na
t-unae L Lolis etwas auszugießen scheinet; unter
beyden Signis seynd wieder die Signa Jovis,
Veneris, Martis L Saturni. Hiernächst besser
unten zwey Schilde, die gleichsam an einer Kette
au den mittel Zirckel hangen, und in solchen in
den einen, ein rohter Löwe, in den andern aber
ein weißer Adler zu sehen ist. Ferner praesen-
tiren sich darunter drey andere Schilde, davon
der eine eine emaillirte Landschaft, der andere
ein Pentagon, der dritte aber einen schwartzen
Stern weiset, welcher Schild durch eine Sphaera»:
mit dem kleinen Mittel-Circul zusammen gefüget
wird, alles von den: schönsten Email, und mit
hin und wieder durchsäeten güldenen Sternen
gezieret und ausgesetzet.
(Bei diesen: Anlasse ist der früheren Ab-
handlung über die Künstlerfamilie Ding-
 
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