Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

DOI Artikel:
Finkbeiner, ...: Aus der Pfarreigeschichte von Wurzach, [8]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0119

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
111

Kaplans Merkte 600 fl. für die Spital-
kapelle ersammelt wurde», je auf de»
Aloysiustag eine heilige Messe für die be-
treffenden Wohltäter zu lesen. Eine
weitere Meßveipflichtuug hat die Verena-
kaplanei seit 1860 in der Oktav des
Festes des hl. Aloysius durch eine Jahr-
tagsstiftung des Pfarrers Zeit in Egg-
mannsried für Alois Klinzinger und Ver-
wandte.
Die oben erwähnte „Kirchweynng" am
Sonntag nach Ostern wurde im l6. und
17. Jahrhundert, wie es scheint, hochfest-
lich begangen. Verschiedenemal führen die
Rechnungen die Gebühren an für den
Organisten und die Schüler, „dis zum
Ambt singen helfen".
Außerdem war bei der festlichen Be-
gehung der „Kirchweyung" ein Festmahl,
an welchem sich der „Pfarrer, Helfser,
Burgermaister, der Rath, der Pfleger,
Schulmaister und Stadtammann" be-
teiligten. Die Rechnung von 1619/20
führt für diese „Zehrung" auf die Aus-
gabe von 10 fl. 28 kr. — Die Spitäler
bekamen zur „Kierbe" Wein, Fleisch und
Brot fein Pfund Fleisch kostete damals
3 kr., eine Maß Wein 8 kr.).
5. Die Spitalordnung
vom 26. Januar 1618
welche jährlich viermal in Gegenwart des
Stadtammanus und Stadtknechtes (Polizei-
dieners) im Spital verlesen wurde, gibt
uns noch einen interessanten Einblick in
die Hausordnung des Spitals wie über-
haupt in die damaligen Zeitverhältnisse.
Wir lassen dieselbe wörtlich folgen:
„Wir Georg, Freyherr zue Könighegg und
Aullendorf, Herr der Grafschafft Nottenfels uudt
Herrschafft Stauffeu und Heinrich des Hall.
Römischen Reichs Erbtrnchsäß, Freyherr zue
Waldtbnrg, Herr zue Wolfegg, Waldtsee, Zeyl
uudt Marstetten, beede Rom. Kays. Mayest. Räthe
und Johann Veit Freyherr zu Törringen, Herr
zue Tisßling, Vinhöring Niderfelß undt Frawen-
bühel, Erblandtjägermaister undt Fürst!. Dchlcht
in Bayeren re. Rath undt Cänunerer re. auch ge-
meiner Löblichen Landtschafft in Bayren re. Landt.
Steurer, Rendtambts Burckhaußen rc. Anna Maria
Erbtrnchsäßin, Freyfraw zue Waldtbnrg, Witib
geborne Freyin von Törring und Tisßlingen rc.
allß Weylundt des Wohlgebohrnen Proben des Hey-
ligen Römischen Reichs Erbtruchsäßen, Freyherrn zu
Waldtbnrg, Herren zue Zeyl, Marstetten, Wurzach,
Wolfegg undt Waldtsee, Röm: Kays. Mayest. uudt
Fürst!. Dchlcht in Bayren und respcS Rath undt

Cämmerers rc. unsers freundtlichen geliebten
Schwagers, Brueder, Herren undt Gemahels,
Wohlseeligen Hinderlasßener Erben, Erwälte undt
am Kays. Cammergericht zue Speyr Confirmirte
Vormundere rc. Entpieten allen undt Jeden,
unseren Getrewen undt Besondere Lieben
Pflegern des Heyligen Gaist Spitals zue Wurzach
welliche Wür oder unserer Gnadt undt dabey zue
vernemben:
Nachdeme bishero anß Mangel Nothwendiger
Ordnung gedachtes Spital nahendt in abgang
Khommen undt sowol die darein aufgenombenen
Pfründner allß die Pfleger manichmahl Unord-
nungen für (ver) gehen undt dem Spital zue
Nachtheil die Erbschafften fahren, auch mehreres
allß die Jährl. Einkhommen ertragen mögen,
nußthailen, oder in andere Weeg verwenden
laßen, daß wür disem und anderem umb Ver-
hüetung undergangs zuefürkhommen nothwendiges
einsehen zu haben, trungenlich geursacht worden.
Befehlen deroweegen unseren ober- undt under
Ambtleuthen hismit Ernstlich undt wollen, daß
sie diser unserer ordnung steiff halten, dawider
nit ihnen noch geschehen lasßen, alß lieb Ihnen
sey Gottes Zorn undt unnser ungnadt zue ver-
meiden.
Undt wöllen für das Erste, daß hinfüro
Khainer zunr Spital Pfleger verordnet, Er
seye denn Schreibens und Lesens Erfahren oder
sonsten ein gueter, fleisßiger Haußhalter und ver-
möge fünff hundert Gulden Werts oder Thue
desßen Guet Bestaubt und sicherung.
Wür setzen fürs Ander, daß dergleichen
Pfleger Jährlichen zue Zeiten, wann die Raths-
erneuerung zue Wurzach fürgenomben, gesetzt
oder der nach gestalt der sachen und seines Nütz-
licher Haußhaltens kostetet (bestätigt) und auf
Nachfolgende Articul derselben allen gehorsamb-
lich zue geloben undt fleißig nachzuekhommen,
ein gelehrter Aydt (Diensteid) geschwohren
werden solle.
Zum dritten ordnen wür, daß alle die
Spitaller Khlein oder grosß, Jung oder alt
miteinander fridlich leben undt was eines
seyen, einander weeder mit Worten noch Werkhen
belaidigen, schelten, noch schmähen, freuenlich
lugiu straffen, noch ainiche in abnembung des
seinigen oder anderwerts untrew beweisen, auch
unnsern gesetzten Stattannuann, verordneten
Pflegern und Haußmaister, was sie obrigkhoit
undt ambtshalb befehlen werden, underthänig
und gehorsa m b seyen, bei Straff und abbrechnng
des Allmueßens.
Wür setzen zum vierten, daß hinfüren alle
die Spitaler, so das Allmucßen einnemben, der
Herrschaft Zeichen (Wappen) so Ihnen ge-
geben würdt, damit sie für andere Arme lenth
Erkhennet, ohn Underlnsß tragen, auch sich
kheinesweegs gegen einander oder außerhalb
des Spitals verheurathen oder andere leicht-
fertigkheit treiben sollen; denn welcher darinnen
Khundtlich schuldig gefunden, der oder dieselbe
sollen des Spitals beraubt werden und zuegleich
das Ihrige verlohren haben, was sie umb er-
khauffung der Pfruendt oder in andrer weiß und
weeg, wie das genannt wahre, in den Spital ge-
bracht Heien.
 
Annotationen