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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0038

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so hoch er'; ih» über das Messer stellte, so sind wir doch der
Ansicht, daß er durch die strenge Messerdiseiplin, welche ihm
von Unzelmann auferlegt wurde, wesentlich in seiner technischen
und künstlerischen Entwicklung gefördert worden ist. Während
seines Aufenthaltes in Berlin besuchte er auch die dortige Akademie,
um sich mit den Grundzügen einer korrekten Zeichnung bekannt
zu machen. Nach seiner Zurückkunft nach Leipzig trug er nun viel
zur Vollendung des „Bilderkonversationslexikons" bei. Dann
folgten seine Arbeiten zu Kugler's „ Geschichte Friedrichs II "
nach den Menzel'schen Zeichnungen, worunter wir vorzüglich auf
das mit großer Kraft und Freiheit im Stich behandelte „Portrait
Voltaire'« auf S. 127 aufmerksam machen; zu Musäus' „Volks-
märchen" und zu den meisten andern Prachtwerken der dama-
ligen Zeit. Da inzwischen der Holzschnitt immer mehr an Um-
fang und künstlerischer Ausbildung zunahm, so machte sich bald
ein Mangel an Holzschneidern fühlbar, dem er durch Heranbildung
eine kleine Anzahl Schüler abznhelfen suchte; was um so ver-
dienstlicher war, als durch die Konkurrenz mehrerer Ausländer,
die nach Leipzig übergesiedelt waren, um dort ihre englische Tech-
nik auszubeuten, wie Allauson, Beneworth, Peupin,
Sears n. s. f. der charakteristischen und originalen Entwicklung
des deutschen Holzschnitts eine nicht unbedeutende Gefahr zu er-
wachsen begann. Sein Atelier nahm bald einen noch viel be-
deutenderen Aufschwung, als durch die Gründung der„Jllustrir-
ten Zeitung" die Herstellung einer großen Menge von Holzschnitten
nothwendig wurde, welche Kretzschmar, dem die Leitung des
für die Zeitung eingerichteten Ateliers übertragen wurde, durch
seine Schüler schneiden ließ. Jetzt zählt dies großartige Atelier
ein halbes Hundert Holzschneider, die fast sämmtlich von Kretzsch-
mar gebildet sind und unter denen sich sehr tüchtige Arbeiter
befinden- Kretzschmar selbst starb vor vier Jahren im kräftigsten
Manneöalter. Unter den Arbeiten, die in der neueren Zeit theils
von ihm theils von seinen Schülern geschnitten sind, gehören die
Illustrationen Menz el's zu den „Soldaten Friedrichs des Großen",
zu Duller's „Geschichte des deutschen Volkes" (vergl. darin
den schönen Schnitt „Franz der Erste und der Herzog von Reich-
stadt"), zuAndersen's „gesammelten Mährchen", zum „Abebuch
für kleine und grotze Kinder" (darin zu den Buchstaben D: „Dorf,
Dieb", F: „Fuhrmann, Fähre" und besonders U: „Uhu, Urwald"),
zum „Nibelungenliede", zu den „Liedern und Fabeln für die Ju-
gend" nach den Zeichnungen von Kirchhofs und später von
Georgy, welches letztere Werk sowie die mit ausgezeichneten ana-
tomischen Schnitten »ach den Onginalzeichnugen deö Verfassers,
der sie selbst auf Holz übertragen hat, ausgestattete „Anatomie"
von d'Altonund die „Perle der Tage" in seinem eigenen Ver-
lage erschienen ist. Dann sind auch die vorzüglichen Schnitte in der
von dem Schreiber dieses herausgegebenen und redigirten „Deut-
schen Kunstzeitung", welche im Jahre 1850 in seinem Verlage
erschien, zu erwähnen. Als einzelne Blätter nennen wir vorzugs-
weise das Portrait Kirchhoffs, mehrere Kunstbbeilagen der Kunst-
zeitung, insbesondere ein „Seestück" nach Preller im 3. Heste
derselben; ferner mehrere Faesimileschnitte in der Weigel'schen
„Sammlung von Kopien alter Holzschnitte", z. B. das Blatt
Dirk de Bray's und vor Allem das 31 Zoll breite und 24 Zoll
hohe Prachtblatt „Tod Gustav Adolphs" nach Kirchhoffs Zeich-
nung, welches sowohl rllcksichtlich der Größe wie der Sorgfalt
in der technischen Ausführung, sich mit keineni andern vergleichen
läßt. — (Fortsetzung folgt)

Evangelischer Kalender. Jahrbuch für 1862. Heraus-
gegeben von Ferdinand Piper. Berlin 1862.
Verlag von Wigandt & Grieben.

Wir erwähnen dies fast ausschließlich religiösen Zwecken ge-
widmete Jahrbuch der darin zerstreut vorkonimenden artistischen
Notizen wegen, welche nicht selten von großem Interesse sind.
So wird zu dem Aussatz „die Himmelfahrt Jesn Christi" eine
schätzenswertbe Ansicht des Bildwerks an der Vorderseite des
Doms zu Orvieto beigegeben. Interessant ferner durch die
mannigfachen Beziehungen zu künstlerischen und kunstwissenschaft-
lichen Punkten ist der gelehrte Aufsatz „Virgilius als Theolog
und Prophet des Heidenthums in der Kirche". — o —

An die Herren U. und K. S. in Wromöerg: Was soll Euer
Schweigen bedeuten? Bitte dringend um Antwort. M. Sr.

Herrn Schulcatli-Loof in ^angeusalza: Dank ftlr die Mir
theilung; doch für diese Nummer zu spat. In der nächsten wird
vollständiger Abdruck erfolgen. D. R.

Die Goethestistung und die Goethe'scheu Preisaufgaben.

Mit einem Blick auf die neueste Kunstrichtung. Von
Christi an S ch uch ardt. Weimar. (Herrn. Kvhlau.

1861.)

Wahrscheinlich wird dies inhaltsvolle Schriftchen, welches
möglicherweise den Keim zu einer großartigen Schöpfung von
echt nationalem Charakter enthält, nur denen zu Gesicht kommen,
welche sich persönlich bei der Errichtung von Denkmälern für
Goethe betheiligt haben, und von diesen werden es vielleicht nur
die Hälfte lesen. Wir halten es deshalb für eine Pflicht, statt
einiger Worte literarischer Berichterstattung über Inhalts und
Form der Brochüre die Erklärung abzugeben, daß wir die Sache
der Goetbestiftung, wie sie der hochverdiente Verfasser mit so
reinem und hochherzigem Enthusiasmus für alles Große und
Schöne entwickelt hat, vollkommen zu der unsrigen zu machen,
und beginnen daniit, die oben verzeichnete Brochüre nicht etwa
nur den Comitömitgliedern des Vereins für das Goethedenkmal
sondern allen Gebildeten, Allen, deren Deutschlands geistige Größe
und ideeller Ruhm am Herzen liegt, zum ernsthaften Durct,
lesen zu empfehlen. Außerdem wollen wir an dieser Stelle nur
wiederholen, was der Verfasser in dem Vorwort über seine
Stellung zu der Frage der Goethestifiung bemerkt, nämlich
Folgendes:

„Bei der erneuten Anregung einer Allgemeinen Goethe
stiftung von dem Berliner Centraleomit« war die Frage auf-
gestellt worden: Ob man sich dabei allein auf bildende
Kunst beschränken wolle, und im Fall der Bejahung: ob
man den vorgesetzten Zweck durch P re i s aufg ab e n zu
erreichen glaube? Bei einer Comitsberathung in Weimar
wurde für den ersten Theil der Frage entschiede», bei den,
zweiten Theil waren die Minuugen gänzlich getheilt. Es wurde
jedoch keine Abstimmung vorgenommen, es wurden diejenigen,
welche die verschiedenen Ansichten vertraten, aufgefordert, ihre
Gründe schriftlich in einem besondern Votum zu den Akten zu
geben. Von Seiten des Verfassers dieser Schrift ist es geschehen,
wahrscheinlich auch von Seiten des Vertheidigers der abweichen-
den Ansicht. Natürlich konnte dabei nur von Angabe der Haupt-
punkte die Rede sein, und nur in Rücksicht ans die Goethestiftung.
ES genügte das wohl wohl auch, da es nur solchen Männern
zur Einsicht vorzulegen war, die von vorn herein mit der ganzen
Angelegenheit genau bekannt sein mußten.

Da aber, wenn dieser Punkt endgültig entschieden werden
soll, die einzelnen Mitglieder oder doch die Abgeordneten der
einzelnen Vereine darüber mitzuberathen haben, so können diese
allgemeinen Angaben nicht zum völligen Verständniß ausreichen,
besonders denen gegenüber, deren Lebensaufgabe es nicht ist,
das Verhältniß der Kunst zum öffentlichen und Privatleben, zur
Bildung, zur Kultur der Menschheit üherhaupt zu erkennen zu
suchen/ Deshalb schien es mir nicht unnütz, diese Frage über
die Preisaufgaben und deren Wichtigkeit für die Belebung der
Kunst überhaupt und als Grundlage der Goethestistung insbe
sondere etwas ausführlicher zu besprechen.

Dabei konnte die Frage, ob der sich jetzt breitmachende Na
turalismuö die Kunst überhaupt berühre und ob daraus beson-
ders dem Idealismus gegenüber Heil entspringen könne, nicht
ganz unberührt bleiben".

Im Jntereffe der Sache werden wir einige Hauptstellen der
Brochüre in einem besondern Artikel mittheilen, der als Fort
setzung des in dieser Nummer begonnenen Aussatzes „ Was
thut der deutschen Historienmalerei Noth?" betrachtet werden
kann. Um übrigens von vorn herein unfern Standpunkt, dieser
Frage gegenüber, und das Ziel, was wir dabei im Auge haben,
anzudeuten, geben wir hier schließlich eine kurze Antwort darauf:
Der deutschen Historienmalerei thut vor Allem Noth,
daß die Gvthestiftun g im Sinne des Verfassers mit
den ausgedehntesten Mitteln ins Leben trete, und
daß die „Verbindung für historische Kunst" ad acta
gelegt werde. M. Sr.

Mit das vereheliche Aoinit« der Hoethestiftung in Weimar:
Wir bitten noch um einige Exemplare der Brochüre. Was un-
sere Bemerkung am Schluß des Literaturartikels betrifft, so Hof
fen wir, daß dem Abdruck einiger Stellen des Schristchens im
Interesse der Sache nicbts entgegen stehen wird. Wir sehen
darüber einer gefälligen Erklärung entgegen. D. N.

Briefkasten.
 
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