Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0124

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
108

der Schülerinnen des Prof. Stilke und die in der Thal
bemerkenswerthen Arbeiten des Frl. Maria v. Ol fers.
Den Kunstfreunden boten sich ferner die immer seltener
werdenden Original-Kompositionen (Federzeichnungen) C.
B. Rode's und Oelgemälde Eichmann's, diese von I.
Maj. der Königin-Wittwe huldvoll überwiesen, dar. Auck die
Federzeichnungen des Grafen Baud iss in verdienen rühm-
licher Erwähnung. Daneben müssen wir auf die jetzt be-
liebten, durch Aquarell- und Oelmalerei geschmückten Mar-
mor-Arbeiten, auf einen vollendeten Toilettentisch, die reiche
Auswahl der Kinderkleider, der Puppen, der Bücher, Lese-
zeichen, Nadelkissen u. s. w. Hinweisen, nni uns nun der
Tafel zuzuwenden, worauf die Geschenke der Allerhöchsten
und Höchsten Herrschaften ihre Stelle gefunden haben,
und gedenken dabei nur der Tapisserie-Arbeiten, der Sta-
tuette Friedrichs des Großen, des Se. M. den König im
Krönungsornat darstellenden Medaillons, der kostbaren
Tassen u. s. w. Die Holzschnitzereien und der Tisch, dessen
Platte eine der Boulearbeit gleichende Malerei ziert, reihten
sich au und schlossen die schöne Ausstellung.

— — Als erster Kommissar für die Londoner
Ausstellung ist der Vortragende Rath im Handels-Mi-
nisterium, Geh. Ober-Reg.-Rath Hoene, ernannt und mit
der technischen Leitung der Ausstellung der Negierungs-
und Baurath Altgelt beauftragt worden. Das preußische
Bureau befindet sich in London Hereford Square No. 10.
Anfragen und Mittheilungen, welche die Art der Anfstel-
lung betreffen, haben die Aussteller unmittelbar dorthin
zu richten.

— — Im Verlage der photographischen Anstalt der
K. Hofphotographen HaaseLCo. ist so eben ein „Dessoir-
Albnm" vollendet worden, das den beliebten Künstler ans
17 großen, mit seinem meisterhaft gelungenen Portrait be-
ginnenden Blättern in seinen Hauptrollen (Hamlet, Othello,
Richard III., Brutus, Percy, Macduff, Coriolan, Shylock,
Narr (Was ihr wollt!) Faust, Buttler, Geßler, Mnlay-
Hassau, Posa, Caligula und Narciß) zeigt. Die sämmt-
lichen Blätter sind trefflich ansgeführt, so daß sich das
Werk des Beifalls aller Kunstfreunde zu erfreuen haben
wird. Eine Ausgabe in Visitenkarten-Format erscheint
binnen Kurzem.

— — Der Hofmaler Triebe! hat kürzlich zwei große
Hochbilder „Ansichten vom Hintersee in Oberbayeru" aus-
geführt, welche diese an Naturschönheiten so reiche Gegend
in wirksamer Weise zur Darstellung bringen.

Danzig. — Eins der bedeutendsten Denkmäler der ein-
stigen Herrschaft der deutschen Ordensritter unserer Provinz
ist die Burg zu Marien Werder, als Sitz eines Kom-
thurs in den Jahren 1232—33 erbaut, und nach Errich-
tung des Bisthnins Pomesanien (1260) Residenz der Bi-
schöfe dieser Diöccse. Nachdem das Schloß schon während
des großen zwölfjährigen preußischen Städtekrieges (1454—
1466) manche Beschädigung erlitten, gerietst es nach Aus-
hebung dieses Bisthums-Sitzes (1501) allmählig in Verfall,
war jedoch im Jahre 1709 noch stattlich genug, den Czar
Peter den Großen, König Friedrich I. von Preußen und
die Gesandten Schwedens und Polens, welche hier zu
einem Kongresse zusammentraten, in seinen Mauern ein
paar Tage laug zu beherbergen. Seitdem aber schritt der
Verfall rascher vor, zumal "seit man im Jahre 1798 die
beiden Flügel des Schlosses abbrach, um das Material
derselben zu Erbauung eines Geschäftshauses für das neu
etablirte westpreußische Laudesgcricht zu verwenden. Dieser
Vandalismus brachte, da der eisenfeste Mörtel sich gewal-
tig gewaltig gegen die Zerstörung sträubte und die Ziegel-
steine nicht von einander lassen wollten, nur wenig Gewinn
im Verhältniß zu den ans das Zerstörungswerk verwendeten
Kosten, weshalb man denn auch von der projektirten Dc-
molirung des ganzen Baues abstand. Den stehcngeblie-
bcncu Theil des Schlosses benutzte man später, wodurch
weitere Verunglimpfungen herbeigeführt wurden, zum Ge-

schästslokal des Kreisgerichts. Den unermüdlichen Be-
mühungen des Kreisgcrichts-Direktor Wetzki ist es jetzt
endlich gelungen, den herrlichen Bau wieder zu Ehren zu
bringen. Der verschüttet gewesene Remter ist in seiner
ursprünglichen Herrlichkeit wieder hergestellt und zu einem
Schwurgerichts-Saale eingerichtet worden, welcher einzig
in seiner Art i|t. Die alten schönen Eingangshallen sind
erneuert und die Außenseite der Burg angemessen bekleidet
worden. Am 3. d. M. war dieser neu hergestellte Schwur-
gerichts-Remter in festlicher Weise eröffnet. Die Spitzen
der in Marienwerder domicilirenden Provinzial-Behörden
(Regierung, Appellationsgericht), wie die Beamten des
Kreisgerichts und verschieden eingeladene Behörden-Vor-
stände von auswärts wohnten dem festlichen Akte bei. —
So ist denn wieder ein Prachtgebäude der Vergangenheit,
wenigstens theilweise, der Vernichtung entrissen worden!

Aachen. — Daß Jos. Kehren im hiesigen Rath-
haussaale die Darstellung des Abschieds Karls des Großen
und der Krönung Ludwigs, des achten und letzten des vor
15 Jahren begonnenen Cyklns bedeutsamer Momente aus
der Geschichte des großen Kaisers, im verwichenen Som-
mer vollendet hat, darf als bekannt vorausgesetzt werden.
Es bleiben jedoch noch einige Retouchen auszuführen, wozu
der künftige Sommer abgewartet werden muß. Diese sollen,
nach den Vorschlägen der vom Berwaltungsrathe des Kunst-
Vereins zur Besichtigung der Malereien nach Aachen
delegirt gewesenen Herren Sohn und Wiegmann, sich nur
auf einige Stellen in dem Bilde „die Zerstörung der Jr-
mensäule", namentlich in dem Kopfe des Bischofs, wo die
von Rethel selbst bereits vorgenommeneu Retouchen weiß
ausgewachsen sind, und auf eine Ausbesserung der — wahr-
scheinlich mechanisch hervorgebrachten — Verletzungen in
dem Bilde „Otto 111. im Grabe Karls", sowie auf die
Milderung einiger zu starker Farbenkontraste in Kehrens
eigenen Bildern erstrecken. Der Kunstverein hat beschlossen,
daß die von Rethel selbst gemalten Bilder, als bereits der
Kunstgeschichte angehörend, in keiner Weise alterirt sondern
ungefälscht der Nachwelt überliefert werden sollten.

Düsseldorf. — Das von dem Kunstvereine dem Maler
Otto Mengclberg übertragene Altarbild für die evan-
gelische Kirche zu Herzkamp, „Christus am Oelbcrgc", ist von
dem Künstler vollendet und bereit, an den Ort seiner Be-
stimmung abgesendet zu werden.

-Bei der unterm 12. August v. I. ausgeschriebenen

Konkurrenz in Betreff eines aus drei Abtheilungen bestehen-
den Altarbildes für die evangelische Kirche in Gütersloh wa-
ren acht Skizzen eingegangen, von welchen der Ausschuß des
Kunstvereins in seiner Sitzung am 27. Okt. v. I. die des
Malers Otto Meugelbcrg zur Ausführung erwählte.

— — Das Korrespondenzblatt schreibt in Betreff der
Ver tretungderdeutschenKun st aufder Londoner
A u ö st ell u n g: Auf dem Künstlertage zu Köln ist bekanntlich
beschlossen worden, durch die Lokal-Comites der deutschen
Kunstgeuossenschaft bei ihren resp. Regierungen dahin zu wir-
ken, daß die von den deutschen Künstlern zu der bevorstehenden
londoner Ausstellung zu sendenden Kunstwerke nicht, wie
es z. B. auf der letzten großen pariser Ausstellung der
Fall gewesen, nach ihren Ursprungsländern getrennt,
sondern einheitlich als gesammtdcntsches Kontingent
jener internationalen Kunstausstellung geordnet und ausge-
stellt würden, und daß diese Ordnung und Ausstellung in
die Hand der deutschen Kunstgcuossenschaft gelegt werden
möchte. Diese Angelegenheit ist nun so weit erledigt, daß
die Regierungen sämmtlicher deutscher Bundesstaaten, mit
Ausschluß Oesterreichs, den Wünschen der deutschen Künst-
ler entsprochen haben, und daß es jetzt an diesen liegt,
Kommissare für die Aufstellung der Kunstwerke in London
zu erwählen und von diesen Wahlen ihren resp. Regie-
rungen Nachricht zu geben. Aller Wahrscheinlichkeit nach
wird nur von den Kunst-Hauptorteu Berlin, Düsseldorf,
München, Karlsruhe und Dresden je ein Kommissar nach
 
Annotationen