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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0158

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142

Kunst-Chronik.

Berlin. — Das Goethe-Cvmits hielt in voriger
Woche eine Zusammenkunft, die zahlreich besuch! war.
Zur Sprache kamen darin die Gutachten bewährter hie-
siger Bildhauer und der Kunstabtheilung des Comitss
unter dein Vorsitze des General-Direktors der Königlichen
Museen von Olfers, auf Grund deren die Versamm-
lung anerkannte, daß ein Bermittlungsvorschlag einer
Aufstellung dreier Statuen (Schiller, Göthe und Lessing)
unmöglich auszuführen scheine, und daß deshalb mit dem
Lessing-Comits Verhandlungen wegen der Wahl anderer
Plätze für Göthe und Lessing angeknüpft werden möchten.
Nachdem der Professor I. Grimm aus dem Göthe-
Comits getreten ist, hat man an dessen Stelle den Prof.
Hotho als Vorsitzenden gewählt.

— — Während der diesjährigen Kunst-Ausstellung
wird die Wagnersche Galerie in denjenigen Räumen des
Akademiegebäudes, in welchen sich gegenwärtig die Ge-
niäldcsemmlung der Akademie und das Lesezimmer der-
selben befinden, dem Publikum zugänglich sein.

— — Die auserlesene und vorzüglich seltene Blätter
enthaltene Kupferstichsammlung ans dem Nachlasse
des unlängst hier in Berlin verstorbenen Ober-Revisions-
rathes v. Liel wird vom 12. Mai an durch die Mont-
morillonsche Kunsthandlung in München versteigert.
Die Sammlung enthält 7—8000 Blätter und ist nach
vier Schulen geordnet. Unter der Deutschen finden wir
Stiche von dem Meister E. S., Martin Schön, einen
vollständigen Dürer, H. Seb. Beham, Aldegrevcr,
Holbein, Cranach, Hollar und viele andere bis zu
Chodowiecki, Dietrich und Kobell, sämmtlich in
meist ausgezeichneten Abdrücken. Ebenso reich ist die
niederländische, italienische und französische Schule ver-
treten. Der Katalog selbst ist von Herrn Maillinger
mit größter Sachkenntniß und Gewissenhaftigkeit verfaßt,
und gewährt auch nach dieser Richtung einen erfreulichen
Einblick.

Düsseldorf. — Auf dem Kupferstich-Kabinete der König!,
von Kunst-Akademie befinden sich gegenwärtig zwei Portraits
der Hand des berühmten holländischen Malers van El st
aus dem 17. Jahrhundert, die zu dem Schönsten gehören,
was die ältere und neuere Kunst in dieser Art aufzuweisen
hat. Dieselben sind von einem hiesigen Künstler kürzlich
im Besitz einer Familie unweit der holländischen Grenze
entdeckt worden und erregen ihrer Bortresflichkeit wegen
das größte Interesse aller Kunstfreunde. —

-Herr Direktor B endcmann ist gegenwärtig

mit einem Earton zu einem großen biblischen Historien-
bilde beschäftigt, welches die „Verweisung des ersten Men-
schenpaars auö dem Paradiese", den „ersten Todtschlag"
und andere Momente der alttestamentlichen Urgeschichte
behandeln soll. Das Gemälde wird dem Vernehmen nach
für den neuen Gerichtssaal zu Naumburg a. d. S. ausge-
führt werden.

Dresden. — Ein Dresdener Blatt schreibt: „Die „Ver-
bindung für historische Kunst" hatte vor 2 Jahren bei dem
hier wohnenden Maler Julius Scholz ein großes hi-
storisches Bild (8' breit, 5' hoch), „das letzte Gastmahl
der Generale Wallenstcins" darstellend, bestellt. Diesen
ehrenvollen Auftrag hatte der Künstler bereitwilligst an-
genommen, und ist das Bild seit Kurzem vollendet. Am
12. April versammelten sich deshalb in dem Atelier des
Herrn Scholz zur Uebernahme des Bildes die Herren:
Schulrath Lo of aus Langensalza, Geschäftsführer der ge-
nannten Verbindung, Professor Kummer und Professor
Gönne, Vorstandsmitglieder des Dresdener Kunstvereins,
Kunsthändler Karsch und Kaufmann Anton Hübner aus
Breslau, Vorstandsmitglieder des schlesischen Kunstvereins.
Das Bild wurde nach allen Seiten hin streng beurtheilt

und für echt künstlerisch ausgeführt erklärt. Es ist mit
2000 Thaler bezahlt worden und wird nun der Oeffent-
lichkeit übergeben werden. Zuförderst soll dieses Meister-
werk kurze Heit in Dresden ausgestellt, dann, Ende Mai,
in Breslau, der Vaterstadt des Künstlers, in der Galerie
im Ständebanse zur öffentlichen Anschauung kommen und
später die Reise an alle Kunstvereine durch ganz Deutsch-
land machen.

Prag. — Nach dem „Bericht über die Wirksamkeit des
Kunstvereins für Böhmen für 1860—1861" zählt der seit
23 Jahren bestehende Verein jetzt 5495 Mitglieder, und
würde ohne den durch die politischen Bewegungen verur-
sachten Ausfall noch mehr zählen. Als Vereinsblatt für
1862 wird ein Kupferstich nach Bött ch er's Gemälde „der
Maitag" ausgegeben werden; für 1863 ist ein Stich nach
dem in der Belvedere-Galerie befindlichen Gemälde En-
gerth's: „Verhaftung der Familie deS Königs Manfred"
in Aussicht gestellt. Beide Blätter werden von einem
Münchener Stecher gearbeitet. — Die letzte Ausstellung
brachte 231 Nummern, darunter 208 Oelgemälde und 7
plastische Werke.

Wien. — Mit Beziehung auf §. 25. der Vcrcinsstatuten
hat der Verwaltungsrath des österreichischen Kunst-
vereins einen Konkurs zur Erlangung skizzirter
Kompositionen ans allen Kunstfächern eröffnet
und die Beschicknngsfrist auf die Zeit bis längstens 28.
Mai l. I. festgesetzt. Material und Format sind der freien
Wahl der konkurrirenden Künstler überlassen, ebenso der
Stoff selbst; jedoch wird statutengemäß vor allem auf
historische Arbeiten Rücksicht genommen. Aus den ein-
gclangten künstlerischen Entwürfen wird der Verwaltungs-
rath nicht nur diejenigen auswählen, auf deren Grundlage
die Bestellung auszuführender Gemälde gemacht werden
soll, sondern es können diese Entwürfe auch selbst Gegen-
stand des Ankaufes für die Verloosung sein.

— — A. v. Fernkorn arbeitet gegenwärtig an dem
kolossalen Modelle des Eugen-Monumentes (dem projektirtcn
Gegenstück zum Erzherzog-Karl-Denkmal) und ist darin
schon so weit vorgerückt, daß die Anlage des Ganzen deut-
lich hervortritt, und vielleicht schon im Spätherbste zum
Gusse einzelner kleineren Theile wird . geschritten werden
können. In der Ciseleur-Abtheilung wird gegenwärtig an
der von Hans Gasser modellirten, von Fern körn ge-
gossenen, kolossalen Maria-Theresia-Statue — bestimmt
für den Park der Akademie von Wiener Neustadt — ge-
arbeitet.

— — Das Albrecht Dürerfest wird auch heuer
am Kahlenberge abgchalten werden. Diesmal soll der
Festzug unterbleiben. Die Künstler werden sich am Kah-
lenberge versammeln, die Erinnerungsfeier vor dem Denk-
stein abhalten und j dann ein kostümirtes Ballfest ver-
anstalten.

Salzburg. — Seit 20. April befinden sich die Wiener
Künstler Geiger und Gustav .©aitt als Abgeordnete
der Wiener Kunstgenossenschaft hier, um das Programm
für die im September Hierselbst stattfindende deutsche
Künstlerversammlung mit dem Festcomitö zu verein-
baren.

Ncw-4)ork. — Durch die Bemühungen des Herrn
Will). Ausermann ist eine Kunst- und Industrie-
Ausstellung zum Besten des deutschen Hospitals cin-
richtct worden, welche nicht nur als eine Verloosung für
den genannten Zweck, sondern als eine Heerschau der hie-
sigen deutschen Kunst und Industrie aufgcfaßt werden soll.
Ncw-Norkcr Blätter klagen jedoch darüber, daß man ver-
säumt hat, das Inland zur Betheiligung aufzufordern.
Es würde, meint man, zweckmäßiger sein, eine Ausstellung
zu veranstalten, in welcher der Kunst- und Gewerbefleiß
 
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