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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0159

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des ganzen Deutschthums in Amerika vertreten ist. Was vor allen Dingen in der Art zu empfehlen wäre, daß sie

die Industrie betrifft, so ist es auch ganz gut, aber mit an den Kunstwerken des Muttererdtheils studiren und über-

der Kunst sieht es in Amerika noch sehr flau aus, so daß Haupt lernen, Einsicht gewinnen in Das, was das wirkliche

eine Betheiligung der Ausstellung der guten Amerikaner Wesen und den wirklichen Zweck der Kunst bildet.

Kunst

Die Ausstellung der Konkurrenzcutwürfe zur Aus-
malung der östlichen Loggia im städtischen Museum
zu Leipzig. Aus der Feder des bekannten Kunstschrift-
stellers Overbeck erhalten wir einen Bericht über die in
unserer voriger Nummer bereits ihren Titeln nach mitge-
theilten Entwürfe der Konkurrenz, und beeilen uns, den-
selben unfern Lesern mitzutheilen. Derselbe lautet:

Im Juisi des vergangenen Jahres faßten das Direk-
torium und der Ausschuß des Kunstvereins in kombinirter
Versammlung den Beschluß, zur Ausschmückung der öst-
lichen Loggia unseres Museums mit Wandgemälden eine
allgemeine Konkurrenz unter deutschen Künstlern anszu»
schreiben. In dem vom 1. August 186t datirten Aufruf
des Direktoriums war die Wahl des Gegenstandes durch-
aus freigegeben, so daß weder das Gebiet symbolischer
oder historischer Darstellung, noch dasjenige landschaftlicher
Komposition (namentlich für die als Hauptfelder bezeich-
ncten beiden großen Wandflächen neben dem Fenster nach
der Treppe) ausgeschlossen wurde. Bemerkt war ferner,
daß die Ausführung womöglich in Stereochromie zu ge-
schehen habe, und daß für die an erster und zweiter Stelle
als die vorzüglichsten befundenen Skizzen zwei Preise von
je 300 und 150 Thalern ausgesetzt seien, für welche die
prämiirten Entwürfe Eigenthum des städtischen Museums
werden sollten, während die Prämiirung nicht präjudiciell
sei, es vielmehr Vorbehalten bleibe, unter Umständen auch
einen der nicht prämiirten Entwürfe zur Ausführung zu
wählen. Die Auswahl und Preiszuerkennung werde nach
den statutarischen Bestimmungen des Kunstvereins durch
dessen Direktorium und Ausschuß geschehen.

Die Betheiligung deutscher Künstler an dieser Konkur-
renz ist eine überraschend starke gewesen, da, wie die Aus-
stellung zeigt, nicht weniger als 18 Entwürfe eingegangen
sind. Allervings sind diese 18 Entürfe von sehr unglei-
chem Werthe: aber, wenn sich unter denselben manches
Schwache und Oberflächliche, ja einiges geradezu Geschmack-
lose befindet, so sind doch auch mehre sehr erfreuliche Ar-
beiten darunter und einige, auf welche man theis wegen
der Sinnigkeit und Tiefe ihres Gedankeninhalts, theils
wegen ihrer formalen Schönheit, theils endlich wegen der
glücklichsten Verbindung des Einen mit dem Anderen nur
mit innigem Wohlgefallen und mit freudig stolzem Na-
tionalgefühl blicken kann.

Es ist nun keineswegs die Absicht dieser Zeilen, alle
eingegangenen Entwürfe oder auch nur alle diejenigen
einer Kritik zu unterwerfen, welche, an sich nicht geschmack-
los und junkünstlerisch, sich doch über das Niveau einer
mehr oder weniger seichten, mehr oder weniger eleganten
Dekorationsmalerei nicht erheben; vielmehr wollen wir uns

begnügen, diejenigen Skizzen etwas näher zu beleuchten,
die einerseits Hervorragendes bieten und die andererseits
bei der Ausführung in Frage kommen können.

Den ersten Preis haben Direktorium und Ausschuß
einstimmig dem mit Nr. 6 bezeichneten Entwürfe von
Theodor Grosse, ehemaligem Zögling Bendemann's,
jetzt mit königlichem Reisestipendium in Rom lebend, er-
lheilt, und in der That konnte auch das Urtheil der Preis-
richter und kann dasjenige des Publikums über die Vor-
züglichkeit dieses Entwurfes nicht schwanken, der alle andren
unbedingt und weit überragt, und der die Vergleichung
mit den besten Schöpfungen der modernen Kunst nicht zu
scheuen braucht.

Der Grundgedanke des ganzen Kompositionscyklus, wie
ihn der Künstler selbst angegeben (siehe den Katalog), ist
dieser: im Hinblick auf den Zweck des Gebäudes sind die
drei bildenden Künste mit den sie bedingenden geistigen,
sittlichen und materiellen Kräften als Mittelpunkt der Loggia
hinstellt und insofern die allen Künsten gemeinsame schöp-
ferische Kraft, die ans Finsterniß zum Licht, aus dem Chaos
zum Gebilde fortschreitet, das unterscheidendste Merkmal
derselben ist, wurde das Urbild alles menschlichen Schaffens,
das göttliche, und zwar nach seinen zwei hauptsächlichen
Anschauungsweisen in der griechischen (Natur-) und bibli-
schen (Offcnbarungs-) Religion in den Kreis der Vor-
stellung gezogen, und zwar unter dem Bilde der griechi-
schen und biblischen Schöpfungsgeschichte mit ihren End-
zielpunkten.

Diesem Grundgedanken gemäß finden wir in der mittel-
sten Lünette unter der mittleren Kuppel B die drei bildenden
Künste: Architektur, Skulptur und Malerei, während über
derselben im Mittelraume der Kuppel die Mutter aller
Kunst, die Phantasie, von einem Fabelwesen emporgctragcn,
schwebt, umgeben von den Grazien und Parzen, von den
geistlichen und weltlichen Tugenden. Die Zwickelbilder
zeigen uns die allegorischen Repräsentantinnen der vier
Länder, welche die Künste vorzugsweise gepflegt: Aegypten,
Griechenland, Palästina und Deutschland, zugleich die Ver-
treterinnen der vier hauptsächlichsten Perioden der Kunst-
geschichte.

Um diesen Mittelpunkt mit der Hinweisung ans das
menschlich-künstlerische Schaffen gruppiren sich nun in sinn-
vollen Parallelen die Darstellungen des göttlichen Schaffens
und des Sieges des Lichts, der Civilisation, des Guten
über die Finsterniß, die Roheit, das Böse; in der ersten
Kuppel und den zugehörigen 2 Lünetten nach antik grie-
chischen, in der dritten Kuppel mit ihren 2 Lünetten nach
biblischer und christlicher Anschauung.

(Schluß folgt.)

Kunst-Institute und Kunst-Vereine.

Norddeutscher Hesammtvercin.

I. Privatankäufe.

1) Knut Baade, „Mondnacht an der Küste Norwegens."

2) G. I. van de Sande Bakhuyzen (int Haag), „Blumenstück."

3) A. Bakkcr (Rotterdam), „Spielende Kinder." 4) Fr. Bam-
b e r g er, „der Albufera-Sce bei Valencia mit der maurischen Ruine
Espioca." 5) H. Baumgartner (Berlin), „Partie aus dem Lau-
tcrbrunner Thale." 6) Derselbe, „Partie am Thunersee."
7) Aug. Becker (Düsseldorf), „Norwegische Hochebene mit
Wasserfall." 8) Hans Beckmann (München), „Abendlandschaft,
Unter-Innthal bei Rattenberg." 9) Herm. Bethke (München),
„Familienscene am Morgen." 10) Rob. Beyschlag, „Iphigenie

in Tauris." it) Fr. Bornträger (Düsseldorf), „der Korb-
flechter." 12) Joh. Bremcrmann (Bremen), „die Rhiensbcr-
ger Straße bei Bremen." 13) Adelheid Dietrich, „Herbst-
feldblumen." 14) Johannes Duntze, „Winterlandschaft mit
Architektur." 15) H. Engelhardt (Berlin), „Hallstädlcr-See."
16) Ed. Gcselschap, „der Großmutter Bildcrbibel." 17) I.
C. Grips (Grave), „die kleine Nähterin." 18) A. Groenevclt
(Amsterdam), „Stadtansicht." 19) I. G. Hans (Haag), „Land-
schaft aus den Vogesen." 20) Max Haushofer, „Partie bei
Brunnen am Vierwaldstädtcrsee." 21) C. Heerebaart (Amster-
dam), „Geldcrsche Landschaft." 22) Heinrich Heinlein, „ein
Abend im Ober-Ammergau." 23) Fr. Hengsbach, „Hohentwiel
 
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