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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0162

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wie den Baron von Zach, die Herzogin von Sachsen-
Gotha, den Herrn von Reichenbach n. a. nt., gemalt hatte,
erhielt er den Auftrag, für einen großen Saal des königl.
Schlosses eine Portrait-Galcrie aller berühmten Männer
des Königreichs Neapel zu malen. Als Suhrlandt sich
nach der bald daranf eintretenden Restauration des Königs
Ferdinand in dieser Angelegenheit an dessen Minister Tom-
mast wandte, erhielt er den Bescheid, er möge nach drei
Monaten wiederkommen. Nichtdestowenigcr übertrug auch
König Ferdinand unserm Künstler Arbeiten. Unter Andcrm
schickte er ihn nach der Insel Sicilien, wo Suhrlandt
vom Schisse aus ein großes Panorama von Palermo auf-
nahm. Nach Neapel zurückgekehrt, fuhr er fort, viele Per-
sonen der höchsten Stände zu portraitiren. Unter Anderm
malte er die Sängerin Madame Colbran, die sich einige
Jahre später mit Rossini verhcirathete, und lieferte für
den König ein Bildniß des Toukünstlers Zingarelli. Son-
stige Portraits von Bedeutung, die er zu Neapel malte,
sind mehrere Bildnisse Murat's, ferner die des Obersten
Filangieri (nachmals berühmten Generals, Principe di
Satriano und Duca di Taormina), des Erzbischofs Capece-
Latro, des Duca di San Teodoro, des Kronprinzen Lud-
wig von Baiern, der Königin Caroline von Großbritannien
in der Tracht einer neapolitanischen Bäuerin, einen Korb
mit Früchten zur Seite habend (für den König Joachim),
der österreichischen Generale Graf Nugent und Baron
Aspre, der Gräfin Walewska (Mutter des jetzigen Grafen
Walewsky), des Ministers Duca di San Gallo, des Mar-
quis de Böriot, des Herzogs Bernhard von Sachsen-Wei-
mar u. a. m. Eine größere Komposition, die ebenfalls in
Neapel ausgcführt wurde, ist: „Die Vermählung der He-
lena mit dem Paris durch Venus". Das Bild hängt im
Palais zu Doberan.

Im Sommer 1816 verließ Suhrlandt Neapel, wo
er in enger Freundschaft mit dem ausgezeichneten Land-
schafter Joseph Rebell, nachmaligem Galeriedirektor im
Belvedere zu Wien, gelebt hatte, zunächst nur in der Ab-
sicht, die erwähnte, von dem Minister Tommast ihm ge-
stellte Frist zu einem Wiedersehen der 15 Jahre lang ent-
behrten Heimath zu benutzen. Ein ihm gewordenes An-
erbieten, ganz in die Dienste des Königs Ferdinand von
Neapel zu treten, lehnte er ab, nicht minder den ihm auf
der Rückreise in Rom von dem Grafen Orloff gemachten
lockenden Antrag, mit ihm zurück nach Neapel, dann nach
Paris, London, Wien und St. Petersburg zu gehen, um
in letzterer Stadt, blos mit der Verpflichtung, für des
Grafen Album Portraits aller seiner Bekannten zu zeich-
nen, eine dauernde Anstellung mit großen Vortheilen zu
finden. Suhrlandt erklärte sich ablehnend, weil die
Annahme dieser Stellung ihn seinem Vaterlande Mecklen-
burg dauernd entfremdet haben würde. Er fühlte die Ver-
pflichtung, sein zur künstlerischen Reife gediehenes Talent
seinem Beschützer, dem Großherzoge Friedrich Franz, zu
Diensten zu stellen.

Mit seinen schwedischen Freunden, dem Bildhauer
Byström und dem Maler Hasselgren, machte Suhrlandt
die Reise von Rom bis München. Nach Ludwigslust
zurückgclangt, eilte er nach Doberan, um sich dem Groß-
herzoge vorzustellen. Die Bestimmung desselben fiel dahin

aus, daß der nunmehr 35 jährige Künstler der Heimath
erhalten blieb. Nach einem Aufenthalte in Neustrelitz,
wo er den Großherzog und die Großherzogin malte, wurde
im Herbst desselben Jahres (1816) seine Stellung neu
regulirt. Durch Bestallung vom 20. December 1816 wurde
dem „aus Rom zurückgekehrten Hofmaler" Suhrlandt
von Johannis 1817 ab ein Gehalt von 800 Thlr. nebst
angemessener Wohnung und einem Feucrungsdcputat von
zehn Faden Ellernholz verliehen, und ihm daneben die
Erlaubniß ertheilt, ein Jahr um das andere 6 bis 8 Mo-
nate ans Reisen zu sein. Im Jahre 1817 wurde er dann
vom Großherzoge zum Professor ernannt.

Am 3. März 1824 grüiidete er sich in seiner Vater-
stadt den eignen Herd, indem er der Jungfrau Wilhelmine
Skoglund aus Ludwigslust die Hand zum Ehebunde reichte.
Aus dieser Ehe wurden 4 Kinder geboren, ein Sohn, der
rühmlich bekannte Maler Carl Suhrlandt (jetzt in St.
Petersburg), und drei Töchter.

Es liegt in der Natur der Sache, daß die fernere künst-
lerische Wirksamkeit Suhrlandt's in Ludwigslust und
auf seinen häufigen Reisen einen geringeren Raum in
unserer Lebensskizze zu beanspruchen hat, als die Zeit seiner
Ausbildung in der großen Kunstwelt. Könnten wir den
vielseitig gebildeten, die italienische, französische und eng-
lische Sprache geläufig sprechenden und für jede bildende
Anregung empfänglichen Manu auf seinen zahlreichen Rei-
sen, die ihn durch alle europäischen Länder, mit alleiniger
Ausnahme Spaniens, Portugals und der Türkei führten,
begleiten, so würde es des Interessanten genug zu erzählen
geben. Wir können indessen hiervon nur Weniges erwähnen.

Außer häufiger sich wiederholenden Reisen nach Wis-
mar, Rostock (wo er ein vorzügliches, jetzt im Rathhause
aufbewahrtes Portrait des Bürgermeisters Zoch malte),
Lübeck, Hamburg, Bremen (wo er 1846 den berühmten
Astronomen Dr. Olbers portraitirtc, ein Bildniß, welches
in den Besitz des Großherzogs Friedrich Franz kam, der
cs später der Universität Rostock zum Geschenk gemacht
hat), Riga, Elberfeld ist eines Aufenthaltes in Wien im
Jahre 1824 zu gedenken, wo er den Erzherzog Karl von
Oesterreich und seine Kinder, darunter die nachherige Kö-
nigin Therese von Neapel, malte. Ein übergroßes Brust-
bild des Erzherzogs Karl schenkte er dem Großhcrzoge
Friedrich Franz I. In Baden portraitirtc er bei dieser
Gelegenheit den Grafen Grünnc und dessen älteste Tochter
Bei einem Aufenthalte in Oldenburg malte er die Prinzen
Alexander und Peter, ans Norderney den Prinzen Theodor
von Nassau. Im Jahre 1832 unternahm Suhrlandt
eine Reise nach London. Zweimal besuchte er noch im
reiferen Alter Paris, erst um 1842, dann in dem Jahre
1852 zum Besuche seines Sohnes Karl. Ans der letzteren
Reise war seine zweite Tochter Pauline (jetzt verehlichte
Soltau) seine Begleiterin, und deren Förderung in den
Künsten der Musik und der Malerei, welche sie mit be-
deutendem Talent kultivirt, ein Hauptzweck des dort ge-
nommenen Aufenthaltes. Während desselben malte Suhr-
landt ein besonders gelungenes Portrait von Horace
Bernet. Letzteres (wie auch die von Olbers, dem Minister
v. Plcsscn) hat Suhrlandt ans Stein gezeichnet.

Unter den Werket«, die er in Ludwtgslust für meckleu-
 
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