Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0163

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
147

burgische Kirchen malte, nennen wir: das Altargemälde in
der Kirche zu Lübtheen (Die Jünger auf dem Wege nach
Emmaus), das Altargemälde zu Althof (Die vier Evan-
gelisten und die beiden Apostel Petrus und Paulus), auf
Goldgrund in Spitzbogenform, ferner zwei Gemälde in
der katholischen Kirche zu Ludwigslust, zu beiden Seiten
des Altars, ebenfalls in Spitzbogen auf Goldgrund: Die
heilige Cäcilia mit der Orgel, und die heilige Helena mit

dem Kreuze.-Einige Landschaften von Bedeutung

enthält das Palais zu Doberan. — In der Schweriner-
Galerie finden sich treffliche Kopien von Suhrlandt
nach Tizian, Vandyk, Correggio, Guido Rcni, Battoni.

— Größere historische Kompositionen, die im Besitze der
Familie sich befinden, sind: „Jeremias auf den Trümmern
von Jerusalem;" „Huß über das sechste Gebot predigend."

— Die „Huldigung der Wissenschaften, Künste und Ge-
werbe," welche Suhrlandt zum Regierungs-Jubiläum
des Großherzogs Friedrich Franz 1835 malte, hängt in
dem kleinen Galcriesaale des Ludwigluster Schlosses. Meh-
rere historische und landschaftliche Bilder sind im Be-
sitze der Brückner'schen Familie, resp. in Ludwigslust und
Schwerin.

Nachdem unter dem 21. December 1819 Suhrlandt's
Pensionirung als Hofmaler ausgesprochen war, machte er

fs- Hamburg, im Mai. (Kunstausstellung II.)
Bevor wir an den großen Troß der Genrebilder gehen,
wollen wir erst einige andere wenige Bilder, nament-
lich der Marine anführen, und da freut es uns,
gleich auf ein capitales Werkchen eines unserer vater-
städtischen Künstler zu stoßen, nämlich Rudolph Har-
dorffs Seestück, der uns das Meer an der schottischen
Küste nach dem Sturme zeigt. Was braucht da noch
lange gerühmt zu werden? Das Bild ist ein Stück
Wahrheit ans der großartigen Naturscene. Der Sturm
muß tüchtig gewesen sein, denn noch ist viel Unruhe in
den grünen, durchsichtigen Wogen, die einen hohen, aus
dem Wasser hervorragenden Felskegel peitschen. Je länger
man den Blick aus dieses Bilv richtet, desto ergreifender
ist der Moment, der der Natur abgelauscht ist. — Auf
einem Bildchen von P. I. Sch viel in Düsseldorf ist das
Elenient in noch steigender Aufregung, denn ein Gewitter
zieht über den Meerbusen bei Gibraltar hinweg. Eine
kleine Brigg wird unbarmherzig vom Sturme gefaßt und
auf die Seite gelegt, während die Sturzseen über Bord
schlagen. Es will uns aber bedünken, daß die kleine
Nußschale deni Wogenandrange glücklich wiederstehen wird.
Die kleine Scene ist voller Leben und das Wasser naß
und durchsichtig. — Wohlthätig auf den Beschauer wirkt
der norwegische Fjord von Niels-Möller in Düsseldorf.
Der lichte Strand bildet einen schönen, malerischen Kon-
trast mit dem ruhigen, tiefblauen Wasser. — Unter den
Landschaften ist die schwedische von Alfred Wahlberg in
Düsseldorf ein eben so sinniges als empfundenes Werk.
Die lokale, nordisch-ruhige Stimmung ist besonders ge-
lungen wieder gegeben. Zur Rechten ist das seichte Ge-
wässer, während zur Linken die mächtigen Bäume in
Schlägen zusammen stehen und in der Mitte ein schöner
Durchblick sich geltend macht. — Von unserm trefflichen
Valentin Ruths haben wir bisher nur eine kleine Land-
schaft aus dem Hessenlaiidc^ gesehen, aber dieses kleine
Werk ist in und mit köstlicher Stimmung vollendet.
Rechts das frisch umgepflügeltc Feld, links das sanfthü-
gelige Grasland, abgegränzt vom Baumschlag mit einem

sich 1855 in Schwerin wohnhaft, wo ihm in den letzten
Lebensjahren das Haus seiner Tochter Pauline eine an-
genehme Häuslichkeit bereitete. Sein Fleiß und sein un-
ermüdliches Streben in der Kunst endete nur mit seinem
Tode. Noch in seinem achtzigsten Lebensjahre gelang ihm
ein vorzügliches Portrait seiner eben genannten Tochter.
Von einer bis zu so hohen Jahren andauernden Kunst-
übung dürfte, namentlich bei einem Manne, der häufig
au entzündeten Augen litt, die Kunstgeschichte wenig Bei-
spiele darbieten.

Aus seinem Nachlasse erwähnen wir noch einer reichen
Sammlung von Portraits (etwa 170—180) in Blcistift-
und Kreide-Lineatur, meist Bildnisse hervorragender Künst-
ler und anderer Personen von Bedeutung, welche Suhr-
landt auf seinen Reisen von 1809 bis 1839 gezeichnet.

Suhrlandt hat eigenhändige umfängliche Aufzeich-
nungen über sein Leben und Streben hinterlassen. Für
die Geschichte der Kunst und der Künstler in der ersten
Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts dürfte ein sachge-
mäßer Auszug aus diesen Denkwürdigkeiten, bei der schar-
fen Beobachtung und selbstständigen Auffassung der Ver-
hältnisse, die dem Verstorbenen eigen war, für weitere
Streife nicht ohne Interesse sein.

Korrespondenzen.

hübschen Fernblick, alles dies paßt so zu und in einander,
daß es uns die lokale Gemüthlichkeit mit empfinden läßt.
— Auch von unserm Heinrich Stuhlmann sieht man eine
sinnige Abendlandschaft aus unserer Gegend. Eben durch
seine sinnige Ruhe hält das Werk den Blick des Be-
schauers gefesselt. — Eine andere Herbstlandschaft aus
unserer nächsten Umgebnng von Heinrich Hermann hier-
selbst ist ein sehr hübsches Motiv, das durch seine nette
Fernsicht und seinen ansprechenden Ton gewiß Manchem
behagen wird. — Otto Sp eckt er's „Spazierfahrt" zeigt uns
eine parkartige Landschaft mit einer opulenten Villa im
Hintergründe, deren Besitzer seine Gcinahlin in dieser
reizenden Oertlichkeit spazieren fährt. In dem trefflich
gemachten Zweigespann befindet sich Herr Baron Ernst
von Merck, deffen frappantes Konterfey dem Künstler sehr
glücklich gelungen ist. — An Viehstücken haben wir bis-
her nur wenige, an Blumenstückcn aber kein einziges
bemerkt.

Gleich die erste thcilwcise Ilmhängung hat die glückliche
Folge gehabt, daß einige minder gern gesehene Werke der
längeren Anschauung entzogen, dagegen mehrere vorzüg-
liche den Blicken des besuchenden Publikums zur lebhafte-
sten Befriedigung vorgeführt worden sind. Unter diesen
letzteren zählen wir besonders ein großes Seestück von
Anton Melbhe aus Kopenhagen, welches uns ein len-
zendes (vor dem Wind ablaufendes) Schiff aus dem at-
lantischen Meere zeigt. Ja, das ist das gewaltig große
Meer, auf dessen weit gestreckten, schön geformten, durch-
sichtig grünen Wogen der tanzende Dreimaster dahin gleitet,
der nur am Vorder- und Mittelmast ein kleines Segel-
chen sich blähen läßt, während die übrigen alle eingerefft
sind. Was hält den Blick des Beschauers so lange auf
dieses köstliche Werk gefesselt, das doch eigentlich nur Meer
und Himmel zeigt? Es ist die Wahrheit dieser grandiosen
Naturscenc, die der Künstler durch Anschauung in sich aus-
genommen und mit solch' eminentem Talent auf die Leine-
wand zu bringen gewußt hat. Das kapitale Werk befindet
sich bereits im Besitz eines hiesigen reichen Partikuliers. —
(Fortsetzung folgt).
 
Annotationen