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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0164

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148

Kunst-

Berlin. — Die Königliche Akademie der Künste
hat ihr Programm der diesjährigen großen Kunstausstellung
veröffentlicht. Es gereicht uns zur besondern Genugthuung,
davon Akt zu nehmen, daß unter Nr. 5 mit gesperrten
Lettern die Bestimmungen wegen Jnnehaltung des Einlie-
ferungstermins in strengerer Form wie bisher ausgedrückt
sind. Man darf sich also der Hoffnung hingeben, daß
endlich die Unordnung in dieser Beziehung aufhören und
der Kritik ihr Amt nicht durch fortwährenden Zuwachs
und demgemäße Umhängung der Bilder erschwert, auch
das Publikum nicht durch den Katalog, welcher bis jetzt
noch nie eine Wahrheit gewesen, getäuscht werden werde.

— — Im Verlage von Carl Glück erscheint
gegenwärtig ein prachtvoll ausgejtattetes „Militairalbum
des Preußischen Heeres" in bildlichen Darstellungen, deren
je 20 Blatt eine Lieferung zum Preise von 5 Thlr. bilden.
Dergleichen Lieferungen werden 5 heransgcgeben. Auch
soll eine besondere Prachtausgabe zu 2 Frd'or die Liefe-
rung hergeslellt werden.

— — Der Direktor der Münchener Kunstakademie,
Prof. v. Kaulbach, kommt im Laufe dieses Monats nach
Berlin, um das letzte große Wandgemälde im Trcppen-
saale des neuen Museums auszuführen.

— — In der früheren Wohnung des verstorbenen Ge-
neral-Post-Dircktors Schmückert hat ani 7. die Vcrstci-
seiner hinterlassenen ausgezeichneten Gemäldesammlung be-
gonnen. Dieselbe besteht meist aus altern Meistern: es
befinden sich darunter Bilder von Ruisdael, Backhüysen
Breughel, Eckhont, Netscher, Teniers, Huhsum, Fht, Lucas
Cranach, Dürer, Carravaccio, Murillo u. s. w. Das
Verzeichnis; enthält 132 Nummern.

-Die Befürchtungen, daß die Galerie Ravens,

nach dem Ableben ihres Gründers, vereinzelt oder im
Ganzen verkauft oder versteigert werden solle, bestätigt sich
nicht, da der Erbe und Chef des Hanfes Jakob Navenö
Söhne und Comp., Herr LoniS Ravens, jüngst den höchst
dankenswerthen Entschluß gefaßt hat, die von seinem kunst-
und edelsinnigen Vater hinterlafiene Galerie in ihrem vol-
len Bestände selbst zu übernehmen und sic nach wie vor
in liberaler Weise dem Publikum und zwar Dienstag von
9 bis 1 Uhr, zu öffne». Fremden ist der Eintritt nach
vorheriger Meldung im Comtoir auch an den übrigen Ta-
gen gestaltet. Es bleibt also dieser Kunstschatz nicht allein
Berlin erhalten, sondern auch dem gesammten Knnstpubli-
kum zugänglich.

-1 Ihre Majestäten der König und die Königin

beehrten in voriger Woche die permanente Gemälde-Aus-
stellung von Sachse mit Allerhöchstihrem Besuche.

— — Der Landschafts- und Marine-Maler Eduard
Schmidt ist in voriger Woche hier gestorben.

— — Die sechs Marmorstatuen der Feldherren aus
Friedrichs des Großen Zeit, welche auf dem Wilhelmsplatz
hiescllstt aufgestellt sind, sollen im Anfänge des nächsten
Monats durch die nach den vom Prof. Kiß zum Theil
restaurirten, zum Theil von ihm umgearbeiteten neuen Mo-
dellen in Bronce gegossenen Statuen ersetzt werden. Die
alten Marmorstatuen, welche durch die Witterung bereits
sehr gelitten haben, sollen dann im Innern des Kadctten-
hanscs aufgestellt werden.

... D^ie Kolvssal-Statue Friedrichs des Großen,
für den Marktplatz zu Bromberg, modeÜirt von E. Uhlen-
Hut, ist soeben von dem Gießer H. Glad cnbeck in Brouce-
gnß vollendet und wird am 15. d. M. nach ihrem Bestim-
mungsorte abgehen, ßis dahin aber »och in der königlichen
Bronccgießere,, Münzstraße 10, für Kunstfreunde nuentaelt-
lich ausgestellt fein. ö

Bonn. Professor Springer wird in diesem Som-

Chronik.

mer einen Kursus von Vorträgen über die Kunstgeschichte
Kölns lesen.

Köln. — Die städtische Behörden haben den Maler
M. Schmitz beauftragt, einen der kleinen Säle des Gürze-
nich mit Malereien ansznschmücken. Bereits hat der Künst-
ler eine Komposition „Einzug Jsabella's von England,
Braut des Kaisers Friedrich II., in Köln im Jahr 1238"
al freSco auf der Mauerwand ausgeführt.

— — Im Aufträge des Professor Firmenich-Ri-
chartz, des Erben des verstorbenen Richartz, wird ein
Grabdenkmal der Faniilic Richartz ausgeführt und zwar
von dem Bildhauer Renard, talentvollem Schüler des
Meisters Mohr. Derselbe hat die Form eines Sarkophags
in griechischem Stil gewählt.

— — Das Museum Wallraf-Richartz ist seit
dem 1. Mai eröffnet und übt bereits auf Einheimische und
Fremde große Anziehungskraft. In der That bieten die
Sammlungen dem Publikum in ihrer jetzigen Aufstel-
lung, die wenigstens, was die Gemälde und Antiken, so-
wie einen Theil des Kunsthandwerks auö dem Mittelalter
und der Zeit der Renaissance betrifft, vollständig genannt
werden kann, einen unerwarteten Reichthum, der noch be-
deutend durch die Großartigkeit des schönen Gebäudes
gesteigert wird. Die Kataloge über die Bilder von I)r.
Wolfgang Müller und der römischen Alterthümer von Prof.
Dr. H. Dllntzer werden in der nächsten Woche ausgegebcn
werden und willkommene Aufklärungen geben. Außerdem
sind die Herren I. I. Merlo, Ramboux und Lempertz mit
dem Sichten der Kupferstiche und Handzeichnungen fteißigst
beschäftigt. So wird denn das schöne, unserer Heimath
zur größten Ehre gereichende Institut bald vollständig ge-
ordnet fei». Indem die Stadt den freien Eintritt an
Sonn- und Feiertagen bewilligte, hat sie bekundet, daß cs
ihr um die Popularisiruug der Kunst wahrhaft zu thun
ist. Wenn mau hin und wieder mehr von ihr verlangt,
so sollte man bedenken, daß die Kosten der Bewachung
sehr erheblich sind. Auch in Städten wie Anterpen, die
eine städtische Galerie besitzen, ist nur der Eintritt an
Sonntagen frei. Selbst in der königlichen Galerie zu Dres-
den muß man an Werktagen ein 'EiutrtttSgeld entrichten.
Königliche Galerien wie zu Berlin, München, Wien re.
und eine so reich dotirte Anstalt wie das Städel'schc In-
stitut können nicht in Vergleich gezogen werden. Es scheint
uns nun ferner eine treffliche Einrichtung, daß die Stadt
und der hiesige Kunstverein sich zu einträchtigem Zusam-
mengehen verbunden haben, und auf diese Weise einerseits
die alte und andererseits die neue Kunst fördern. Die
Kunst-Erzeugnisse der alten Zeit und die permanente Aus-
stellung sind unter denselben Bedingungen zu sehen. Wäh-
rend die Stadt dem Kunstverein ein zweckmäßiges Lokal
überwiesen hat, verpflichtet sich der letztere, von seiner Ein-
nahme an Actien, wenn sie 6000 Thlr., ein Drittel und
wenn sic 8000 Thlr. übersteigen, die Hälfte zu neuen An-
schaffungen zu überweisen. Außerdem gestatten aber unsere
Gcmeindevcrordneten den Actionären dcö Kunstvereins zu
jeder Zeit, wo die Sammlungen überhaupt geöffnet, freien
Eintritt. Dieser Modus wird beiden Thcilen ohne Zwei-
fel mit der Zeit einen erklecklichen Nutzen bringen, denn
es ist dadurch für das Wachsthum der Sammlungen ge-
sorgt, und jeder, welcher fünf Thalcr au den Kunstverein
erlegt, hat nicht allein die Chance, ein Bild zu gewinnen
er erhält auch ein Nietenblatt und darf daö Museum be-
suchen. Wir zweifeln nicht daran, daß nunmehr, um aller
Bortheilc theilhaftig zu werden, eine Menge von Bewoh-
nern unserer Stadt und der Umgebung dem Kunstvercine
beitreten werden', wobei wir aber bemerken, daß es sich
nicht allein um die genannten Vorzüge, sondern auch um
die Pflege der Kunst und um die Mehrung dieser Samm-
lungen handelt.
 
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