Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0187

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
171

der nicht so national bornirt ist wie die Engländer selbst,
sondern dem die Sache höher steht als die Unterschiede
der Individuen — mögen diese nun einzelne Menschen
oder Nationen sein — die Pflicht aus, daß er nicht igno-
rirend darüber fortgeht, sondern offen und unparteiisch
sagt, was daran ist. Und das gedenke ich denn auch zu
thnn. (Fortsetzung folgt.)

chch Hamburg, im Mai. (Kunstausstellung V.)
Ein treffliches Gemälde hat W. Volkhardt in Düssel-
dorf geliefert, das sich durch Konception, Komposition und
Ausführung zu einem historischen emporschwingt. Es ver-
anschaulicht den „Besuch des Königs Karl IX. und der
Katharina von Medicis bei dem verwundeten, im Bette
liegenden Admiral Coligny". Das Geniälde zeichnet sich
namentlich durch eine treffliche Charakteristik der Köpfe aus.
Man betrachtet mit Interesse den edlen Kopf des Admirals,
die heuchlerisch theilnahmvolle Miene der scheußlichen Kö-
nigin, den tückischen Ausdruck im Kopse des Königs, wie
überhaupt aller übrigen Köpfe, selbst des Kardinals im
Vorgemache und der beiden Personen im linken Vorgrunde,
von denen der eine dem andern die beiden Kugeln zeigt,
welche den Kranken getroffen. Sehr wirkungsvoll sind auch
die beiden jugendlichen Gestalten, Tochter und Sohn des
Verwundeten, am Sessel, auf welchem die Verbandwerk-
zeuge liegen. Neben der Feinheit der Charakteristik in
den verschiedenen Köpfen ist auch die Virtuosität in der
Ausführung der Gewänder und des sonstigen Beiwerks
anzuerkennen, wobei sich eine lobenswertste Harmonie in
der Farbcnzusammenstellung darthut. — A. Kindler 's
(Düsseldorf), „Heiraths-Examen", das Hans und Gretchen,
die eben nicht sehr liebreizend sind, vor einem sitzenden
Alten zu bestehen haben, erhebt sich trotz manchem Gefälligen
im Ausdruck doch nicht weit genug über das konventionelle
Schema. —A. Siegert's (Düsseldorf) „Kinder im Atelier",
die staunend eine aufgestellte schwarze Rüstung anblicken,
sind ein sehr hübsch gemaltes Bildchen ohne tieferen Werth. —
A. Ho rnem ann in München hat vier Gemälde ausgestellt,
von denen uns gerade sein bedeutendstes, eine lang hin-
gestreckte, „mit einem Amor spielende Bacchantin" am we-
nigsten behagen will. — Das Bild des Prof. Eduard
Meyerheim in Berlin ist ein Kabinetstück und mit vir-
tuoser Pinselfertigkcit auf die Leinwand gebracht. Es ist
so fein und sauber gemacht, daß man es fast für zu ge-
leckt halten möchte. Die Auffassung der Kinder in ihrer
verschiedenartigen Stimmung ist der Natur entnommen.
Das Stück ist eines der bedeutenderen des modernen Genre.
Es wundert uns, daß es noch nicht verkauft ist; vermuth-
lich stößt man sich an dem.etwas hohen Preise desselben.
— W. Meyerheim's (ebenfalls Berlin) „Strandscene
an der Ostsee" ist ebenfalls ein sehr lebendiges Bildchen
von hübscher Wirkung; die Frau beschäftigt sich mit Rei-
nigen des Geschirrs, während Kinder sie umspielen, und
der Mann, dessen hübsche Pferde hinter ihm angebunden,
mit dem jüngsten Buben koset. — W. Hahn in Düssel-

dorf, der durch seine früher erwähnte „ Preisvertheilnng
bei einer Thierschan" schon einen bündigen Belag seines
bedeutenden Talentes gegeben, zeigt uns in einem zweiten
Werke den „Besuch zweier feinen Stadtherren in einer
Landschenne", in welcher gerade gedroschen wird. Der eine
junge Herr ist den strammen, aber eben nicht schönen Mäd-
chen vielleicht etwas zu zudringlich geworden und deshalb
foppen sie ihn und halten ihn mit Strohwischen fest. Wahr-
scheinlich hat der Künstler die Scene mit erlebt und sie
daher gut aufgefaßt und mit Gewandtheit ansgeführt. —
An der hübschen „Schläferin" von Karl Becker in Berlin
ist besonders das trefflich gemalte Atlaskleid zu loben, ebenso
dasSammtkleid der schönen Dame von W. Amberg in Ber-
lin, die wehmüthig ihre Liebesbriefe dem Kaminfeuer über-
giebt. — „Die häusliche Scene" von A. Markelbach in
Brüssel ist zwar kein neues Sujet mehr, aber in seiner
aemüthvollcn, gewandten Wiedergabe hat es gar manches
Empfehlenswerthes. — Prof. C. Oesterley in Hannover,
der uns noch von früher her in bestem Andenken steht,
hat sich Grimm's 24. Mährchen „Dornröschen" zum
Gegenstände eines größeren Gemäldes erwählt und den
Schlußinomcnt desselben, wie der Prinz das schöne Rös-
chen durch seinen Kuß aus den, hundertjährigen Schlaf
erweckt und sie die Thurmtreppe herab ihren ebenfalls
wieder zum Leben erwachten Eltern in die Arme führt,
zur angenehmen Anschauung gebracht. Mit dem ihm
eigenthümlichen feinen Pinsel und der sauberen Palette
hat der treffliche Künstler sein romantisches Sujet auf
die Leinewand gebracht. Die Figuren der wieder er-
wachenden Krieger im Vordergründe sind trefflick gemacht,
ebenso das zur Seite stehende Körkigspaar; nur dem im
Lichtschein die Treppe herabkommenden, übrigens sehr
anmuthigcn Liebespaare hätten wir etwas mehr Wärme
in den Tinten und dem Helldunkel etwas mehr Kraft
gewünscht. Jedenfalls ist dieses Gemälde eine schöne
Illustration des allerliebsten Mährchens. — Martin
Genzler's „Einkehr am Abend" ist ein wohl gelungenes
Bildchen, das uns eine Schenke zeigt, in welche mittel-
alterliche Kriegsleute eingckehrt sind und sich beim Bier-
truge erquicken. Dieses einfache Sujet, das in eine Oert-
lichkeit versetzt, welche ihm mit ihren alten Gebäulichkeiten
ganz anpassend ist, ist von dem tüchtigen Künstler mit
seiner anerkannten Sorgsainkcit durchgeführt. — Ein
ähnliches Motiv behandelt die „Wirthshausscenc im
17. Jahrhundert" von A. Kindermann. Die beiden

Kriegsleute, die sich am Tische schon gütlich gcthan
und ihr am Kami» stehenver Knappe sind sehr gut auf-
gefaßt.— „Sauer und süß" von Julius Geertz in Düs-
seldorf ist kein übler Gedanke. Der stämmige, auf dem
Stuhle stehende Bube hat sich den Syrnpnapf herabge-
langt und ist mit seiner Näscherei zufrieden, während das
Schwesterchen keineswegs von dem Biß in die Citrone
befriedigt ist. Das Resultat ihrer Näscherei spricht sich
gut in ihren Köpfen aus und ist das Ganze mit großer
Pinselfertigkeit zur Anschauung gebracht.

Kunst-Chronik.

Berlin. — Der „Magistrat hiesiger königl. Residenz-
stadt" veröffentlicht folgende

Bekanntmachung,

betreffend das Konkurrenz-Ausschreiben für die Errichtung
der Schiller-Statue in Berlin.

Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs
wird heute, am Jahrestage der Grundsteinlegung des Schil-
ler-Statue zur allgemeinen Kenntniß gebracht: Konknrrenz-
Ansschrciben an alle deutschen Künstler für das Schiller-
Denkmal in Berlin. Znr Säkular-Feier der Geburt Schiller's
ani 10. November 1859 haben landesherrliche Munificcnz

im Vereine mit den Kommnnal-Behörden der Haupt- und
Residenzstadt Berlin und dem zu diesem Zwecke hier zn-
sammengetretene» Central-Comi'tö für die Säkular-Feier
von Schiller's Geburtstag die Errichtung einer Schiller-
Statue in Berlin ermöglicht, zu welcher der Grundstein
am Tage der Säkularfeier bereits ans dein Platze vor
dem königlichen Schauspielhanse gelegt worden ist. Es
stehen zur Ausführung des Schiller - Denkmals 33,000
Thlr. zur Verfügung. Alle deutschen Künstler, sic mögen
sich im Jnlandc oder Auslande aufhalten, werde» anfae-
fordert, in Konkurrenz zu treten und ihre Entwürfe für
das Schiller-Denkmal, unter offener Angabe ihres Namens,
 
Annotationen