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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0219

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sich gegen das Vorjahr um ein Bedeutendes, nämlich um die
Summe von 4013 fl. 45 kr. gemindert haben; dessenungeachtet aber
sind diese Beiträge noch immer so bedeutend, daß wir hieraus
auf die warme Theilnahme des bei weitem größeren Theiles
der Herren Pfarrvorstände und der Gemeinden schließen dürfen,
und mit Dank und Vertrauen das Werk ihrer thätigeu Beihlllse
neuerdings empfehlen wollen. Wie seit dem ersten Beginne des
Vereines haben zur Summe des Peterspsenniges auch einzelne
hohe Gönner großmüthige Gaben beigelegt, darunter: Se.
Königl. Hoheit Prinz Karl von Bayern 2OO fl., L-e. Durch-
laucht Hr. Fürst Maximilian Karl von Thurn und Taxis
1000 fl, Ihre Durchlaucht Fr. Fürstin Mathilde von Thurn
und Taxis 300 fl., Ihre Königl. Hoheit Fr. Herzogin Paul
von Würtemberg 50 fl., und Se. Hoheit Herzog Max von
Württemberg 36 fl-, u. A. Auch viele Beamte und Be-
dienstete bei auswärtigen k. Stellen und Behörden betheiligteu
sich wie bisher mit einem Gesammtbeitrage von 938 fl. 37 kr.
In Regensburg selbst aber scheint mit dem wachsenden Baue
auch der Eifer für die Förderung desselben in erfreulicher We,se
zu wachsen. Denn mit dem Beitrage der hiesigen Stadtkom-
mune von 500 fl. betragen die Sammlungen in der Stadt,
in Stadtamhof und St ein weg um 55O fl. 47% kr. mehr
als ini vorigen Jahre, nämlich im Ganzen 4608 fl. 39:l/s kr.
Nehmen wir dazu noch den vom Landralbe der Oberpfalr und
von Rcgcnsburg beantragten und von Sr. Majestät dem Könige
allergnädigst genehmigten Beitrag aus Kreisfonds, von
2000 fl., so haben wir allerdings Ursache, auf alle diese Gaben
mit Freude und Trost zu schauen, und all' den geneigten Gebern
unfern Dank hiermit öffentlich aussprechen.

Darnach stellen sich die Einnahmen mit Einschluß des
Aktiv-Restes vom Vorjahre im Betrage von 14,196 fl. 31‘Vs kr.
im Ganzen auf 34,730 ft. 26% kr., wäbrend die Ausgaben
sich aus 28,995 fl. 7% kr. belaufen, so daß ein Ueberschuß von
5,735 fl. l93/s kr. verbleibt, der als Baarbestand nebst einer
mobil, bayr. Staatsobligation im Nominalwerthe zu 100 fl. auf
das nächste Jahr übergeht. Das weitere Vermögen in Mo-
bilien und Immobilien berechnet sich aus 15,517 fl. 29% kr.
Die Gerüste sind in der München-Aachener Mobiliar-Feuec-Ver-
sicherung mit 16,000 fl. assekurirt".

Den zweiten Theil des Berichtes anlangend, nämlich die
Förderung des Baues selbst, so mögen dem Berichte des
Herrn Dombanmeisters F. Denzinger folgende Hauptzüge ent-
nommen werden. Der Drehkrahu zum Versetzen der Steinmassen
wurde auf das Thurmgerllste gebracht, und sogleich mit mehreren
Auswechslungen und Erneuerungen am dritten Stockwerke be-
gonnen. Von Mitte Juni an wurden die bereits gearbeiteten
Steine aufgezogen und versetzt. Mit einem Aufbau von 11%
Fuß war das dritte Stockwerk vollendet. Nun wurde
das äußere Gerüste erhöht, noch das reich verzierte Kranzgesims
aufgesetzt und mit dem Achteck selbst augefangen. So wuchs
in diesem Jahre der Bau um 17% Fuß, und dies durch eine
Steinmasse von 15,000 Kubikfnß. Neben diesen Arbeiten am
Thnrme wurden auch bedeutende Restaurationen am übrigen
Gebäude, besonders an seiner südlichen Seite vorgenommen.

Im Baujahre 1862 soll nun, nachdcni im Winter die Ar-
beiten der Steinmetzen und Bildhauer fortgesetzt, sowie die Vor-
bereitungen für die weitere Erhöhung der Gerüste gemacht worden
das Achteck des südlichen T h u r m e s möglichst f o r t g e -
führt und günstigen Falles im Hauptkörper selbst vollendet
werden. Zugleich aber wird der nördliche Thurm in An-
griff genommen, und an demselben Alles das vorbereitet, was
auch zu seinem Weiterbau nothwendig erscheinen wird. —

Aus all' dem bisher Dargelegtcn erhellet, daß die Vollendung
des regensburger Domes, dieses herrlichen Dcnkmalcs christlicher
Kunst, dieser Zierde unserer Stadt, der Kathedrale und des Cen-
trums aller Kirchen der Diöcese, ein Werk sei, groß zwar und
vielfordernd, aber keineswegs so schwierig, so kostspielig und lang-
wierig, als es für den Anfang scheinen mochte. Darum werden
wir auch nicht entmuthiget werden bei der Erwägung dessen, was
noch zu leisten sein wird ; mögen nur auch die bisherigen Wohl-
thäter des Werkes im Hinblick auf das Schöne und Ehrende des
erreichten Zieles nicht ermüden. E s i st c i n Z e u g n i ß wieder-
erstarkter Gesinnung, was eine gesinuuugsstarke
Zeit begonnen, zu vollenden.

Regeusburg, im Monate April 1862.

Der Ausschuß des Dombau-bcreins.

Ueöer Verpackung und Transport von Kunstwerken.

lEingefandt.)

Mit besonderem Jntereffe haben wir in Nr. 45 der „Dios-
kuren" vom 10. November 1861 die Anklage gelesen, welche „rück-
sichtlich der Verpackung und Rücksendung der Kunstwerke"
gegen die Kunst-Vereine im Allgemeinen, und gegen gewisse der-
selben im Besonderen, unter Anführung eines bestimmten Vor-
kommnisses, erhoben wurde.

Es giebt diese Anklage, sowie der eigene Wunsch des Einsenders
Veranlassung, den Gegenstand näher zu beleuchten und dabei
zugleich noch einige weitere Fragen zur Sprache zu bringen, wobei
wir jedock im Voraus gegen den Verdacht uns verwahren, als
ob wir selbst, d. h. der' hiesige Kunst-Verein, durch jene Anklage
irgend wie getroffen worden wäre. —

Was die Verpackung der Kunstwerke und namentlich der
Gemälde oder Bilder betrifft, so verlangen die Kunst-Vereine,
und insbesondere die Vereine der Verbindung Wiesbaden, Wllrz-
burg, Bamberg, Regensburg und Passau von den einsendenden
Künstlern mit Recht eine sorgfältige Verpackung ihrer
Kunstwerke und eine Befestigung derselben und der Kistendeckel
mit Schrauben statt mit Stiften. Der Grund dieser Be-
stimmung bedarf wohl keiner Erläuterung, doch wollen wir be-
merken, daß eben Schrauben sicherer ballen, wie Stifte, aller-
dings aber auch mehr kosten und stärkere Kisten in Böden,
Wänden und Deckeln bedingen.

Für nicht minder berechtigt erachten wir dasselbe Verlan-
gen an die Kunst-Vereine von Seiten der Künstler, und wir haben
in unserer Verbindung stets dahin zu wirken gesucht, jenem Ver-
langen gerecht zu werden, und unserer Seils daher die sorgfäl-
tigste und gewissenhafteste Behandlung und Verpackung der Kunst-
werke stets eintreten lassen.

Allein weder von allen Herrn Künstlern noch von allen Kunst-
Vereinen werden jene nützlichen Bestimmungen durchgehends
berücksichtigt, denn eine große Zahl der in, Laufe eines Jahres
einlaufenden Kisten liefert Beweise vom Gegentheil.

Woher kommt dies? Weil einmal die Herrn Künstler sich
häufig um die Verpackung und Versendung ihrer Bilder persönlich
nicht bekümmern, sondern diese'prosaische Aufgabe ihren guten

Freunden und Spediteuren überlassen, und weil anderseits die
Herrn Konservatoren der Kunst-Vereine jene Verpackung auch
nicht immer persönlich beaufsichtigen und überwachen, sondern
dies den Vereinsdienern und den Schreiner- (Tischler-) Ge-
hlllfen überlassen. Die Folgen davon sind, daß häufig neben
der Verwendung zu großer, hoher und schlechter Kisten,
eine flüchtige, sorglose Verpackung der Kunstwerke, und deren
Befestigung — theils zur größern Beschleunigung der Arbeit,
thcils zur Ersparung der Kosten — nur mit Stiften statt mit
Schrauben stattfindet, daß aber dann bei der notorisch
schlechren und rücksichtslosen Behandlung aller, auch der
werlhvollsten Güter auf den Eisenbahnen und auf deren
Nebenwegen, — die Kisten und die Kunstwerke an ihren Bestim-
mungsorten nicht selten in einem Zustande ankommcn, der jeden-
falls unangenehm, wenn auch nicht mehr auffallend erscheinen
muß. Der Kunst-Verein in Regensburg, seit Jahren
die gewissenhaftesten Ausschreibungen führend, kann beweisen, daß
er alljährlich namhafte Beträge für verkleinerte, in Wänden,
Böden und Deckeln reparirte Kisten verwendet, daß er statt ganz
schadhafter, gute Kisten abgiebt und ebenso bedeutende Betrüge
für Schrauben ansgiebt.

Ist aber, wenn einem Vereine von den Herrn Künstlern
oder von anderen Vereinen die Kunstwerke häufig in schleckten Kisten
und mit Stiften statt mit Schrauben befestigt zukommen,
derselbe auch immer verbunden, solche mit Schrauben weiter zu
spediren und allein jene Ergänzungen eintreten zu lassen? sind
vielmehr nicht alle Künstler und alle Kunst-Vereine verpflichtet,
sich in dieser Beziehung gegenseitig zu unterstützen? und welche
Mittel sind gegeben, Abweichungen von den in den Einladungen
niedergelegtcn Bedingungen zu beseitigen?

Das einzige Mittel wäre in letzterem Falle die Richtannahmc
der betreffenden Kisten von Seiten der empfangenden Vereine und
deren Rücksendung auf Kosten der Absender. Aber zu welchen
Weitläufigkeiten würde auch dies wieder führen, und würden die
Opfer, welche die Kunst-Vereine ihren Zwecken ohnehin bringen,
dadurch nicht noch mehr gesteigert werden? — Es bedarf kei-
 
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